Strudelbachhalle in Weissach

Schwarz eingefärbter und polierter Sichtbeton

Die Landschaft zwischen den beiden Ortsteilen Weissach und Flacht im Landkreis Böblingen ist geprägt von den Streuobsthängen des Strudelbachtals. Inmitten dieser Umgebung befindet sich die Strudelbachhalle, eine Veranstaltungshalle mit Gaststätte und Kegelbahnanlage. Geplant wurde sie von dem Architekten Peter W. Schmidt, der den Baukörper längs des Tales anordnet, analog der vorhandenen, den Hang terrassierenden Trockenmauern.

Innenhof
Foyer
Betonwand

Der Besucher erreicht die Halle über eine Promenade in Höhe des Vorplatzes von der im südlichen Teil des Grundstücks liegenden Parkplatzanlage. Nördlich davon tritt der längs gestreckte Baukörper mit auskragendem Vordach und konisch zulaufenden Holzstützen im Eingangsbereich in Erscheinung. Das Dach übernimmt gleichzeitig die Funktion eines möglichen Versammlungsortes. Das Gebäude steht auf einem aus Grenzheimer Muschelkalk gefertigtem Natursteinsockel.

Sockel und schwebend wirkendes Dach sind die dominanten Elemente des Gebäudes, dazwischen befindet sich ein großflächig verglastes Volumen mit Foyer, Festsaal und Bühne. Das Foyer, dem Saal vorgelagert, ist in soliden Materialien und gedeckten Farben gehalten, die sich in der Natur des Tales wiederfinden. Eindrucksvoll erscheint hier die in schwarzem Beton eingefärbte Sichtbetonwand, die durch prägnant gesetztes Licht zusätzlich betont wird.

Im stützenfreien Saal sind die Böden und Wände mit Eichenholz verkleidet und auch die Fensterrahmen der Glasfassade sind aus Eiche gefertigt. Die Saaldecke ist als Kassettendecke mit integrierter Beleuchtung ausgebildet. Die für die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten des Saales notwendige Technik ist komplett hinter den Wandpaneelen, im Boden oder unter der Bühne verborgen. Der so frei gehaltene Raum bietet dennoch alle Funktionen wie Teilbarkeit, ansteigende Stuhlreihen durch Hubpodeste im Parkett sowie bei Bedarf eine zweite Bühne. Zwischen Saal und den in den Hang gebauten "dienenden" Räumen mit Küchen, Nebenräumen und Toiletten liegt ein Innenhof, der das landschaftliche Umfeld mit einbezieht. Seine tektonisch gestalteten Begrenzungswände öffnen den Blick direkt in die umliegende Landschaft.

Beton
Die Konstruktion der Festhalle ist als Stahlkonstruktion mit einem weit gespannten Trägerrost ausgeführt, die Saal- und Foyerfläche wird stützenfrei überspannt. Unterseitig ist die Dachkonstruktion nicht sichtbar. Die Aussteifung erfolgt über die angrenzenden massiven Wandscheiben. Bühne und Funktionsräume sind als Stahlbeton- und Mauerwerkskonstruktion ausgeführt.

Die eingefärbte, geschliffene und polierte Sichtbetonwandscheibe im Foyer besteht aus Stahlbeton. Sie ist jeweils 26 cm dick, zweischalig aus einer Innen- und Außenschale, insgesamt hat sie eine Gesamtdicke von 62 cm und eine Wandhöhe von 7,25 m. Der für die Wandflächen verwendete Beton besteht aus genau definierten Anteilen von schwarzem und grünem Basalt sowie Untervazer Sand mit verschiedenen Korngrößen. Als Bindemittel wurde Portlandhüttenzement, CEM II/A-S32, 5R und Steinkohleflugasche verwendet, denen ein schwarzes Pigment beigemischt wurde. Abstandhalter, Mauerstärken und Ankerkronen sind aus Faserbeton, entsprechend dem Farbton der Betonmischung hergestellt. Um die gewünschte terrazzoartige Oberfläche zu erzielen, wurden die Flächen nach dem Ausschalen geschliffen und poliert. Verwendet wurden Körnungen in Abstufungen von 12er auf 220er Diamantschliff.

Im Innenhof wurden verschiedene scharfkantige Stahlbetonfertigteile verwendet.

Bautafel

Architekten: Peter W. Schmidt, Pforzheim/Berlin
Projektbeteiligte: Drees & Sommer, Stuttgart (Projektsteuerung); Klein + Albert und Partner, Karlsruhe (Tragwerk), Relais Landschaftsarchitekten, Berlin (Freiraumplanung); Hess Timber, Kleinheubach (Brettschichtholzstützen aus Eiche)
Bauherr: Gemeinde Weissach, KommBau Weissach
Fertigstellung: 2005
Standort: Flachter Straße 60, Weissach
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin

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Farbenfrohe Anstriche sind ein Mittel, um betongraue, elementierte Fassaden und Tragstrukturen abwechslungsreicher zu gestalten, so wie hier in Podgorica.

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Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart; Architekten: UN Studio

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Sichtbeton

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