Schwimmendes Klimahaus in Hamburg

Solarthermie und Sole/Wasser-Wärmepumpe

Unter dem Motto Entwürfe für die Zukunft der Metropole ist die IBA Hamburg den städtebaulichen und stadtpolitischen Herausforderungen europäischer Großstädte im 21. Jahrhundert gewidmet. Bis 2013 sollen in den Stadtteilen Wilhelmsburg und Veddel sowie im Binnenhafen von Harburg u.a. klimaneutrale Projekte entstehen, die sich in die Praxis umsetzen lassen. Unter dieser Vorgabe entstand auch das sogenannte IBA Dock, ein schwimmendes Büro- und Informationszentrum der Internationalen Bauausstellung. Geplant wurde es vom Büro Slawik aus Hannover gemeinsam mit Bof Architekten aus Hamburg. Zentral am Nordufer der Elbe im Müggendorfer Zollhafen gelegen, ist es Anlaufpunkt für die Besucher der IBA und gleichzeitig Sitz der Gesellschaft, die mit der Realisation der Bauausstellung beauftragt ist.

Das klimaneutrale Ausstellungsgebäude schwimmt auf der Elbe im Hamburger Stadtteil Veddel
Büro- und Ausstellungsräume verteilen sich auf drei versetzt angeordnete Geschosse
Auf drei Geschossen sind Ausstellungs- und Büroräume angeordnet

Das Nullenergiehaus ist eine in Modulbauweise gefertigte Stahlkonstruktion mit hoch gedämmter Gebäudehülle, die auf einem schwimmenden, rund 50 m langen und 26 m breiten Betonponton befestigt ist. Die Modulbauweise spart Gewicht und ermöglicht es, die obere Etage im Fall eines Flusstransports abzunehmen, sodass alle Elbbrücken problemlos passiert werden können.

Auf einer Bruttogeschossfläche von 1.650 m² verteilen sich Büro- und Ausstellungsräume in drei versetzt angeordneten Geschossen, die über Lufträume miteinander verbunden sind. Die Büros bieten Platz für rund 20 Mitarbeiter. Daneben finden hier Ausstellungen und Sonderveranstaltungen statt. Ebenfalls zum Ausstellungsbereich gehört der Technikraum des schwimmenden Hauses. Auf Informationstafeln ist die Funktionsweise der Energieversorgung detailliert erläutert und Monitore informieren in Echtzeit über Erträge und Verbräuche der Anlage.
 
Energiekonzept
Das Energiekonzept bezeichnen die Anlagenplaner als „Zero-Balance-Konzept“. Gemeint ist eine CO2-neutrale Klimatisierung des Gebäudes, welches die Energie für die Wärme- und Kältegewinnung selbst erzeugt und ausschließlich von der Sonne und dem Flusswasser der Elbe mit Wärme und Kälte versorgt wird. Eine Wärmepumpe mit 44 kW Leistung entnimmt die benötigte Umweltwärme über Wärmetauscher im Ponton-Boden des Docks und gibt sie über vollflächige und mäanderförmig im Schwimmkörper verlegte Rohrleitungen nach innen ab. 

Neben der Wärmepumpe unterstützt eine Solarthermie-Anlage die Gebäudeheizung und sorgt zusätzlich für warmes Wasser. 16 Solarkollektoren mit einer Bruttokollektorfläche von etwa 34 m² sind auf dem Dach mit einem Anstellungswinkel von 50° in südlicher Ausrichtung installiert. Die steile Anstellung soll in Übergangsmonaten die solaren Erträge maximieren. Die Wärmepumpe und Solarthermie-Anlage beladen mehrere Pufferspeicher (Kombispeicher, Pufferspeicher, Kältespeicher) in verschiedenen Temperaturzonen. Eine Regelung sorgt für die optimale Verteilung der Wärme- und Kälteströme.

Aufgrund der Modulbauweise konnte keine konventionelle Wand- oder Fußbodenheizung verlegt werden, da weder Estrich noch verputzte Wände im Gebäude verbaut sind. Deshalb erfolgt die Temperierung mit vorgefertigten Heiz- und Kühldeckenelementen. Diese werden über ein Rohrsystem von der kombinierten Wärmepumpen-Solaranlage entweder mit warmem oder gekühltem Wasser versorgt. Die Vorlauftemperatur ist im Heizfall auf 35°C und im Kühlfall auf 16°C begrenzt. Damit ist ein optimales Raumklima in kalten wie in warmen Monaten gegeben.

Um die Nullbilanz des Gebäudes zu erreichen, wurde auf der Dachterrasse eine 14,4 kWp Photovoltaik-Anlage mit einer Modulfläche von 103 m² installiert. Die Flachdach-Module sind mit einem Winkel von 30° nach Süden aufgeständert. Die Größe der PV-Anlage wurde so ausgelegt, dass die jährliche Sonnenstrom-Produktion genau dem Stromverbrauch der Heizungsanlage entspricht. Der restliche Strombedarf im Gebäude wird durch Ökostrom abgedeckt. Trotz regem Publikumsverkehr herrscht im IBA Dock eine gute Luftqualität. Der Luftwechsel des gesamten Gebäudes wird durch ein Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung gesichert.

Insgesamt soll die Einsparung durch das Energiekonzept gegenüber konventioneller Technik wie etwa einer Gas- oder Ölheizung rund 85 Prozent betragen.

Bautafel

Architekten: Han Slawik, Hannover (Entwurf); Bof Architekten, Hamburg (Ausführung)
Projektbeteiligte: ReGe Hamburg Projektrealisierungsgesellschaft (Projektsteuerung); Immosolar, Langen (Energiekonzept und Engineering); Lindner Holding, Arnstorf (Heiz-Kühldecken Flächensystem); Solon SE, Berlin (PV-Module) 
Bauherr: Internationale Bauausstellung IBA Hamburg
Fertigstellung: 2009
Standort: Müggenburger Zollhafen, Hamburg

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