Möbelfabrik The Plus in Magnor, Norwegen

Holzfaserdämmung und Dreifachverglasung im Wald

Weil sie aus der Vogelperspektive wie ein riesiges Pluszeichen aussieht, aber auch weil sie ein positives Zeichen in Sachen Energieeffizienz und Ressourcenschonung setzen soll, erhielt diese Möbelfabrik den Namen The Plus. Entworfen hat sie das internationale Architekturbüro Bjarke Ingels Group (BIG), im Auftrag des norwegischen Möbelherstellers Vestre. Die selbsternannte „umweltfreundlichste Möbelfabrik der Welt“ liegt umgeben von dichtem Wald in Magnor, in der Nähe der schwedischen Grenze und etwa zwei Zugstunden östlich von Oslo.

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Fabrik mit Erlebnisfaktor

Seit der Eröffnung im Sommer 2022 bieten das 7.000 Quadratmeter große Gebäude sowie das umliegende Gelände Raum für unterschiedliche Nutzungen: Neben der Produktion befinden sich hier ein Erlebniszentrum und ein 300 Hektar großer öffentlicher Park zum Wandern und Campen, in dem sich überdies Kinderspielplätze, Kunstwerke und Möbelstücke der Firma finden. Zudem wurde die Brücke in Richtung Magnor in Form eines Möbelstückes gestaltet.

Vier Hallen und ein kreisförmiges Zentrum

Das Plus entstand durch die radiale Anordnung von vier Hallen, die die Bereiche Lager, Farbproduktion, Holzverarbeitung und Montage beherbergen. Der ungewöhnliche Grundriss soll einen effizienten, transparenten Arbeitsablauf zwischen den Produktionseinheiten ermöglichen, ebenso wie spätere Erweiterungen.

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In der Mitte des Pluszeichens sind die vier Produktionshallen über einen Kreisverkehr miteinander verbunden, dessen Zentrum ein verglaster Innenhof einnimmt. In den Geschossen über dem Kreisel sind neben Büros auch die beiden Ausstellungsbereiche Vestre Energy und Clean Water Center angesiedelt. Im Hof präsentiert das Unternehmen seine saisonal wechselnden Außenmöbelkollektionen. Von hier aus können die Besucher*innen und Mitarbeitenden außerdem die Produktionsprozesse mitverfolgen. Einem Flussdiagramm ähnlich sind auf den Böden geschwungene Bahnen und Flächen in unterschiedlichen Farben zu finden, mit denen die Planer*innen verschiedene Wege und Bereiche kennzeichneten. Entsprechend der jeweiligen Farbe einer Zone wurden auch die Maschinen gestrichen.

Bei den vier Hallendächern wurde jeweils eine Ecke angehoben, um sie zu neigen. Entlang der Farb- und Holzfabrik verlaufen langgestreckte Treppen, die auf die Gründächer führen. Eine Rampe sorgt dafür, dass auch Menschen mit Rollstuhl oder Kinderwagen das Erlebnis, ringsum von Kiefern umgeben zu sein, genießen können. Die Gründächer sind – ebenso wie der Innenhof – das ganze Jahr über rund um die Uhr für Mitarbeitende und Besuchende zugänglich. Wer schnell und bequem wieder hinunter möchte, kann dafür die Rutschbahn nehmen. Mit der Unterstützung eines Beraters wurde Waldboden auf die Dächer verbracht, damit die Begrünung der umgebenden Flora entspricht.

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Dämmung: eingeblasenen Holzfasern

Die Massivholzkonstruktion wurde mit Holz aus lokalen Quellen errichtet. Teilweise wurden sogar die auf dem Grundstück gefällten Bäume verwendet. Für die Tragkonstruktion aller vier Produktionseinheiten verwendete man 21 Meter frei gespannte Balken aus Brettsperrholz, wodurch flexibel nutzbare Räume ohne Stützen entstanden. 

Als weitere Baustoffe kamen kohlenstoffarmer Zement und recycelter Stahlbeton zum Einsatz. Die Fassaden erhielten eine Zwischensparrendämmung aus Holzfasern mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK. Die Fasern wurden hinter der Lärchenverkleidung und der winddichten Ebene von oben in den Hohlraum der Holzkonstruktion eingeblasen. An den Fensterrahmen wurde mit Glaswolle gedämmt, die ebenfalls eine Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK aufweist. Jedes Hallendach verfügt über drei Oberlichter, die einen Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,6 W/(m2K). Da sie öffenbar sind, ermöglichen sie auch einen bedarfsgerechten Luftaustausch und ein angenehmes Raumklima in allen vier Produktionsbereichen. Für den Ernstfall sind Rauch- und Wärmeabzugsmodule (RWA) vorhanden.

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Passivhausstandard

Der Energiebedarf der Fabrik wird mit 13 kWh/m2 angegeben und fällt damit in die Energieeffizienz-Klasse A, der besten der Skala. Gedeckt wird der Bedarf weitgehend über die rund 900 Solarzellen auf den Dächern, die rund 250.000 kWh pro Jahr produzieren, sowie ergänzend durch Wasserkraft. Diese und viele weitere Maßnahmen halfen, den Passivhausstandard zu erreichen. Dazu gehören Maschinen, die ohne fossile Brennstoffe auskommen, Regenwassernutzung, begrünte Dächer und hochgedämmte Fenster mit Dreifachverglasung. Überschüssige Wärme, die Maschinen und Menschen im Gebäude produzieren, wird zur Beheizung genutzt.

The Plus errreichte als erstes nordisches Gebäude seiner Art die höchste BREAAM-Klasse Outstanding. Weitere wurde das Projekt beim Danish Design Award ausgezeichnet, erhielt in Schweden den Preis Architecture of the Year und den Sustainability Award of the Year.

Bautafel

Architektur:  Bjarke Ingels Group (BIG)
Projektbeteiligte: Bollinger+Grohmann (Lokaler Ingenieur), Gade & Mortensen (Akustikberater), Nordic Architects (BREEAM-Zertifizierung), Asplan Viak (Ökologie), Erichsen og Horgen (Energieberechnungen), Norconsult (Bauphysikberater), Erichsen og Horgen (Maschinenbauingenieur), Foyn Rådgivning (Elektroingenieur), Fokus Rådgivning (Brandschutzberater), Multiconsult (Geotechnischer Berater), Fokus Rådgivning (Projektleitung und Bauleitung), ØM Fjeld (Generalunternehmer), Woodcon (CLT-Auftragnehmer), Reflex (Fassadenauftragnehmer), Hallås, Loe VVS Prosjekt, Norconsult, COWI, Fokus Råd, Melby Maskin, EMV Construction, YC RØR, Energima Prosjekt, Minel Elinstallasjon, Solcellespesialisten, TKS Heiser, Bygganalyse, Evotek
Bauherrschaft: Vestre
Standort: Gaustadvegen 140, 2240 Magnor, Norwegen
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Bjarke Ingels Group (BIG), VELUX Commercial (Fotos)

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