Tiefgarage an der Frauenkirche in Dresden
Untergrund robust instandgesetzt
Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte und Ende des letzten
Jahrhunderts wiederaufgebaute Frauenkirche ist ein Wahrzeichen
Dresdens. Über die Frage der Rekonstruktion mögen sich
Stadtgesellschaften streiten, klar ist jedoch, dass die
wiederaufgebaute Kirche identitätsstiftend für viele
Dresdener*innen wirkt und zugleich ein touristischer
Anziehungspunkt ist. Da sich die Rekonstruktion des barocken
Stadtbilds nicht allzu gut mit dem heutigen Autoverkehr verträgt
und um das Flanieren im wiederaufgebauten Stadtzentrum attraktiver
zu gestalten, wird sich darum bemüht, die Gegend möglichst autofrei
zu halten. Eine Tiefgarage neben dem Albertinum und damit in
unmittelbarer Nachbarschaft zu sämtlichen Sehenswürdigkeiten
Dresdens soll dazu einen Beitrag leisten. Oberirdisch sind nur der
Ein- und Ausfahrtsbereich sowie die beiden Zugänge für die
Nutzer*innen der Tiefgarage erkennbar. Unterirdisch bietet das
Parkhaus Platz für rund 120 Stellplätze auf zwei Etagen.
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Sanierung: Titangitter als Korrosionsschutz
Die zweigeschossige Tiefgarage wurde 1999 nach rund einjähriger Bauzeit eröffnet. Doch bereits nach zehn Jahren der Nutzung mussten 2010 erste Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Durch Risse in den Geschossdecken und der Bodenplatte waren Tausalze in den Beton eingedrungen, infolgedessen der Bewehrungsstahl zu korrodieren begann. Die Chlorid-Ionen des Tausalzes zerstörten die schützende Passivschicht der Bewehrungsstahloberfläche. Ohne diese schützende Schicht entsteht ein Stromfluss, der den Stahl sukzessive zersetzt.
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Die mit der Sanierung beauftragte Ingenieurgesellschaft der
Bauwerkserhaltung entschied sich für das Installieren eines
kathodischen Korrosionsschutzes, um die Dauerhaftigkeit der
Bewehrung zu gewährleisten. Hierfür wurden auf den Bodenflächen der
beiden Parkgeschosse Titangitter eingesetzt und an ein
Schutzstromgerät angeschlossen. So kann ein Stromkreislauf erzeugt
werden, der den Stahl vor weiterer Zersetzung schützt. Die obere
Bewehrungslage in der Decke des 1. Untergeschosses wurde mit einem
Korrosionsschutz in Form von eingesetzten Stabanoden
versehen.
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Neugestaltung: Stadtsilhouette und Eselsbrücken
Im Rahmen der Sanierung erarbeiteten die Büros PS. Planungsstudio und 2einhalb ein neues Gestaltungskonzept für die Tiefgarage. Eine rote Silhouette der Stadt Dresden auf den Wänden leitet die Parkplatzsuchenden in den Untergrund und stellt die visuelle Verbindung zum oberirdischen Stadtraum her. Darüber hinaus finden sich auf den zwei Parkgeschossen immer wieder Informationen zu Dresden. So sind einzelne Parkplätze mit numerischen Fakten versehen: Wer an Parkplatz 75 vorbeikommt, lernt, dass das schwerste Bauteil der Frauenkirche „Schmetterling“ heißt und 75 Tonnen wiegt. Das ist nicht nur als Fun Fact gedacht, sondern dient auch als potenzielle Eselsbrücke, falls aus Versehen die Parkplatznummer in Vergessenheit geraten ist. Die Räumlichkeiten sind insgesamt hell gestaltet und sollen so Assoziationen von Tiefgaragen als Angsträume vorbeugen.
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Widerständige Bodenbeschichtung
Zum Einsetzen der Titangitter musste zunächst ein Teil des Bodens abgetragen werden. Im gleichen Zuge wurden die Risse – mit einer Länge von insgesamt 540 Metern – verschlossen. Anschließend wurde auf der rund 4.065 m² großen Bodenoberfläche ein neues Beschichtungssystem aufgetragen, das die dauerhafte Robustheit des Tiefgaragenbodens gewährleisten soll. Der dreischichtige Systemaufbau der Beschichtung besteht aus einer Epoxidharz-Grundierung, einer im Spritzverfahren applizierten Abdichtungsmembran sowie einer manuell verarbeiteten Verschleißschicht. Diese Kombination lässt sich in wenigen Arbeitsschritten auftragen und schnell verarbeiten, da das hochreaktive Material der Abdichtung innerhalb von zwei Stunden überbeschichtet werden kann: Es basiert auf einem Polyurea-Polyurethan-Hybrid zur effizienten und dauerhaften Rissüberbrückung.
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Die abschließend aufgebrachte Verschleißschicht wirkt dank einer
entsprechenden körnigen Vorfüllung des Beschichtungsmaterials
rutschhemmend. So können die Autofahrer*innen sicher und schnell
aus dem Parkuntergrund an die Oberfläche gelangen. Bleibt zu
hoffen, dass dies die Freude am Gehen erhöht und so hoffentlich
dazu beiträgt, dass in Zukunft verstärkt auf den motorisierten
Individualverkehr verzichtet werden kann. -hs
Bautafel
Projektbeteiligte: Ingenieurgesellschaft der Bauwerkserhaltung, Bad Waldsee (Bau- und Projektleitung); PS.Planungsstudio, Biberach (Gestaltung der Tiefgarage inkl. Signaletik); 2einhalb, Biberach (Grafik); PTB-Ingenieurbüro für Planung, Technologie und Bauüberwachung, Magdeburg (Bauüberwachung); Züblin Bauwerkserhaltung, Stuttgart (Oberbauleitung, Bauleitung, Polier); Viacor, Rottenburg (Bodenbeschichtung: Viasol Deck spray rapid)
Bauherrschaft: Weishaupt Immobilien
Fertigstellung: 2010 (Sanierung und Instandsetzungsmaßnahmen; Fertigstellung des Bauwerks: 1998)
Standort: An der Frauenkirche 12a, 01067 Dresden
Bildnachweis: Simon Gallus, Biberach (Fotos); Ingenieurgesellschaft der Bauwerkserhaltung (Fotos + Pläne)
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