1962 wurde das Gartenbad Bachgraben im Basler Iselin-Quartier,
unweit der Landesgrenze zu Frankreich, in Betrieb genommen.
Pilzstützen verschatten den Eingangsbereich, dahinter verteilen
sich pavillonartige Betonbauten und vier unterschiedlich geformte
Becken auf einer von Bäumen durchzogenen Wiese. Otto und Walter
Senn hatten das seit 2008 geschützte Ensemble einst entworfen. Im
Zuge von Sanierungsmaßnahmen kümmerten sich MET Architects um das
frühere Wärter*innenhaus, das 2022 als Jugendtreff
Bachgraben wiedereröffnete.
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Seit den 1960er-Jahren hat sich das Gartenbad wenig verändert,
abgesehen vom blauweißen Anstrich des Eingangsbereiches und den
Räumen für ein Spezialangebot des Schulhauses Wasgenring in einigen
der Garderobenbauten. Die Umkleidespinte und -kabinen befinden sich
zusammen mit den Duschen und WCs in zwei kammartigen Trakten,
bestehend aus jeweils drei zweigeschossigen Riegeln mit Laubengang
und einem verbindenden Steg.
Am Westrand des Geländes steht das ebenfalls zweigeschossige
Restaurant, dessen Obergeschoss allerdings seit 2011 geschlossen
war. 2021 sollte das Gebäude schließlich saniert und umgebaut
werden. Im Zuge dessen plante die Kantonsverwaltung die
Gastronomieflächen zu verkleinern und dafür einen Jugendtreff zu
integrieren, und schrieb dazu einen offenen Wettbewerb aus, den MET
Architects für sich entschieden. Es stellte sich jedoch heraus,
dass eine Ertüchtigung des auf Sommerbetrieb ausgelegten Baus für
eine ganzjährige Nutzung die historische Substanz erheblich
beeinträchtigt hätte. Folglich schlugen die Architekt*innen das
ehemalige Abwartshaus als alternativen Standort für den Jugendtreff
vor, das sich am Ostrand des Bads – direkt am Eingang
– befindet.
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Wohnen im Freibad
Das Abwartshaus (Abwart ist die schweizerdeutsche Bezeichnung
für Platz- oder Hauswart) war bereits ganzjährig bewohnt worden und
verfügt an der Südwestseite über einen eigenen Garten. Für die
Umnutzung des kompakten Gebäudes sprach die Nähe zum ehemaligen
Jugendzentrum und die Zugangsmöglichkeit von der östlich
passierenden Seitenstraße. Die Abwartswohnung nahm das Obergeschoss
ein, dessen Bodenplatte an der Südostseite als Balkon auskragt. Im
Erdgeschoss befanden sich hingegen Umkleiden und Aufenthaltsräume
des Betriebspersonals sowie Nebenräume für den Badbetrieb. Im
Keller waren Lager- und Technikräume und ein Luftschutzraum
untergebracht.
Weniger Wände, größere Räume
Bisher wurde das Gebäude allein über die Treppe erschlossen, die
sich neben dem straßenseitigen Zugang befindet. Seit dem Umbau gibt
es nun auch einen Aufzug, der alle drei Geschosse verbindet.
Während das Untergeschoss weitestgehend unverändert blieb, fanden
in den oberirdischen Geschossen einige Veränderungen statt: In
beiden sind jetzt geschlechtergetrennte Toiletten zu finden.
Weiterhin wurden im Erdgeschoss mehrere Wände abgebrochen und durch
zwei Stützen ersetzt, um Platz für zwei Gruppenräume zu schaffen.
Ein weiterer Gruppenraum entstand im Obergeschoss durch die
Verbindung von Küche und Wohnzimmer der früheren
Abwartswohnung.
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Veränderung im Stil des Bestands
Als Folge des Umbaus der Innenräume waren – in Absprache mit der
Denkmalbehörde – auch einige Eingriffe an der Fassade nötig. An der
Südwestseite ergänzt eine weitere Tür das Fensterband im
Erdgeschoss, sodass beide Gruppenräume über Zugang zum Garten
verfügen. An der Südostseite wurden einige Türen entfernt und dafür
die Fensteröffnungen vergrößert. Diese Veränderung fällt jedoch
kaum ins Auge, da sich Brüstungshöhen und Fensteraufteilungen an
den Bestandsansichten orientieren. Ebenso unauffällig ist die
Erhöhung des historischen Balkongeländers, die nötig war, um
heutigen Sicherheitsnormen zu entsprechen. Der untere Teil wurde
mit kaum sichtbarem Maschendraht geschlossen – ein
Gestaltungselement, das von anderen Projekten der Gebrüder Senn
inspiriert ist.
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Unauffällig ertüchtigt
Neue Türen und dreifachverglaste Holzfenster mit historischer
Profilierung sitzen in den Öffnungen. Im Obergeschoss wurden die
innenliegenden Holzrollläden ausgetauscht und im Erdgeschoss in
gleicher Bauart an der Nordost- und Südwestfassade ergänzt. Diese
Maßnahmen sollen ebenso wie der Austausch der Innendämmung dazu
beitragen, den Energiebedarf zu senken. Neuerdings wird das Gebäude
von einer Wärmepumpe und einer PV-Anlage auf dem Dach versorgt.
Die Oberflächen in den Innenräumen erinnern an die Atmosphäre im
Gartenbad: Dazu gehört das kräftige Rot des erhaltenen
Klinkerbelags im Treppenhaus und des in den Aufenthalts- und
Büroräumen ausgelegten Linoleumbodens. Hellblau sind die Wände
gestrichen, weiß die Decken. Letztere sind im Korridor und in den
Gruppenräumen akustisch wirksam. Darüber hinaus wurde das ganze
Gebäude mit neuen Leuchten ausgestattet.
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Beton: Flicken statt rekonstruieren
Die Architekt*innen fanden die Sichtbetonfassade in einem sehr
schlechten Zustand vor: Über Jahre hinweg war es infolge der
Karbonatisierung zu Abplatzungen gekommen und die
Bewehrung korrodierte. Die Schadstellen waren
unsachgemäß repariert worden, sodass die ursprüngliche, von einer
Bretterschalung geprägte Struktur zum Teil großflächig unter
mehreren Schichten von Putz und Farbe verschwunden war. Zunächst
wurde eine Rekonstruktion der Fassaden in Erwägung gezogen, was
bedeutet hätte, eine neue Schicht auf zubetonieren – diese
Option wurde letztlich verworfen.
Stattdessen entschied das Planungsteam, situativ zu arbeiten und
die Schadstellen sozusagen zu flicken. Dazu war viel Handarbeit
gefragt: Je nach Dicke entfernten Betonfachleute die Putz- und
Farbflächen entweder mechanisch, chemisch oder mittels
Schockgefrierung. Durch das Aufbringen von Trockeneis sinkt die
Oberflächentemperatur der Lackschicht rapide ab. Sie will sich
zusammenziehen und unter dieser Spannung beginnt der Lack brüchig
zu werden, wodurch er sich lichter abtragen lässt.
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Der freigelegte Beton wurde tiefenhydrophobiert, zum Schutz vor Feuchtigkeit.
Damit die Fassade nicht fleckig zurückblieb, folgte schließlich
eine Betonretusche. Dabei glichen die Fachleute die geflickten
Stellen an die übrigen Oberflächen an, indem sie eine Art Lasur mit
je nach Anwendungsort unterschiedlichen Zuschlägen auftrugen. Diese
Technik erfordert einige Erfahrenheit, um einzuschätzen, ob die
noch feuchte Masse nach dem Trocknen dem farblich umgebenden Beton
entspricht und die gewünschte Homogenität erreicht wird.
Aus dem Vorgehen beim ehemaligen Abwartshaus gewann das
Architekturbüro wertvolles Wissen, das in ein Gestaltungshandbuch
für künftige, denkmalverträgliche Sanierungsmaßnahmen auf dem
Gartenbadgelände einfloss. Mittlerweile wurde mit dem Restaurant
ein zweites Gebäude des Ensembles wiederhergestellt. -ml
Bautafel
Architektur: MET Architects, Basel Projektbeteiligte: Martini Schäfer Baumanagement, Basel (Generalplaner*in ARGE mit MET-Architects, Baukostenplanung, Terminplanung, Ausschreibung, Ausführung); wh-p Ingenieure, Basel (Bauingenieursleistungen); Eplan Elektroengineering, Reinach (Elektroplanung); Herrmann + Partner Energietechnik, Basel (Technische Gebäudeplanung) Bauherr*in: Bau- und Verkehrsdepartment des Kantons Basel-Stadt, Städtebau & Architektur, Immobilien Standort: Badweglein 41, 4055 Basel, Schweiz Fertigstellung: 2021 Bildnachweis: Ruedi Walti, Basel (Fotos); MET Architects, Basel (Pläne)
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