Ferienhaus Refugi Lieptgas in Flims
Baden in der Betonwanne mit Blick auf den Fels
Eine Maiensässhütte ist ein traditionelles Sommerhaus Schweizer Bauern in den Bündner Alpen. Wenn diese ab Mai mit dem jährlichen Almauftrieb des Viehs begannen, kamen sie dort unter. Ein solches Holzhaus samt Scheune stand auch auf einem Grundstück im kleinen Ort Flims im Kanton Graubünden – eine Region die neben Bergen auch Wälder und Seen bietet. Das traditionelle Ensemble zwischen Siedlung und Flimser Wald befand sich in einem schlechten Zustand; der ehemals bewohnte Teil sollte durch ein Ferienhaus ersetzt, die Scheune abgerissen werden. In Anlehnung an die Maiensässhütte schufen die ortsansässigen Architekten Selina Walder und Georg Nickisch einen Wiedergänger aus Beton. Um dem ursprünglichen Charakter der Hütte möglichst nahezukommen, erscheint das neue Haus an gleicher Stelle gleichsam als „Versteinerung“ des Vorgängerbaus.
Gallerie
Die massiven Rundhölzer der alten Hütte dienten als Schalung der Betonwände, deren raue Oberfläche nun vom Abdruck der Baumstämme geprägt ist. So bewahrten die Architekten ein Abbild des ursprünglichen Gebäudes. Horizontal verlaufende Kanneluren kennzeichnen den Neubau, unterbrochen durch Abdrücke von Rundholzköpfen. Besonders in den Gebäudeecken wird die Lage der Baumstämme deutlich. Die Außenwände bestehen aus massivem, gut dämmendem Leichtbeton, und auch die 50 bis 60 cm tiefen Fenster- und Türlaibungen sind aus Beton gefertigt. Fenster- und Türrahmen aus heimischem Weißtannenholz wurden von innen auf die Wandflächen gesetzt.
Ein schmaler Weg führt über eine Lichtung zum Haus, das an der nördlichen Giebelseite über eine Holztür erschlossen wird. Die Südseite grenzt unmittelbar an eine Felswand. Den Planern war es wichtig, die Felswände zu erhalten und in den Entwurf einzubeziehen, was besonders im Untergeschoss deutlich wird (siehe Abb. 2 und 6). Alle Innenwände wurden mit einer glatten Schalung erstellt, so dass sie eben und homogen erscheinen.
Küche und Bad
Das Erdgeschoss ist als durchgehender Wohnraum ohne Trennwände
konzipiert; eine Betonstufe führt auf das gegenüber dem Gelände
leicht abgesenkte Niveau. Rechterhand befindet sich eine
Küchenzeile, deren Unterschränke und Abzugshaube mit hellem
Weißtannenholz bekleidet sind. Die Küchenarbeitsplatte besteht aus
Beton, die Spüle ist darin eingelassen. Eine flache Kochplatte
liegt auf der Arbeitsfläche. Ein großes Fenster an der
gegenüberliegenden Ostseite führt Morgensonne in den Raum und gibt
den Blick auf die Lichtung frei. Davor steht eine lange Sitzbank
aus Beton. Zudem gibt es einen Tisch und zwei Stühle. An der
Südseite des Raums befindet sich ein offener Kamin; eine kreisrunde
Öffnung im Dach eröffnet Ausblick in die Baumkronen.
Im Anschluss an die Küchenzeile führt eine schmale Treppe ins
Untergeschoss, gleichfalls aus massivem Beton erstellt. In früheren
Zeiten diente es der Herstellung und Lagerung von Käse. Heute führt
die Treppe vorbei an einem schmalen, langgestreckten Technikraum
und einem separaten WC mit Waschtisch in einen Schlafraum mit
integrierter Badewanne. Auch dieser ist über eine zusätzliche Stufe
erreichbar; er befindet sich direkt unter dem Wohnraum. Decke,
Boden und Wände sind in Sichtbeton belassen. Über die gesamte
Südseite erstreckt sich ein Fenster mit Blick auf die rund
eineinhalb Meter entfernte Felswand. Vor dem Fenster steht die
Badewanne, sie ist als schlichte Vertiefung in einem Betonpodest
ausgebildet. Stauraum bietet ein Wandschrank mit einer Front aus
Weißtannenholz.
Bautafel
Architekt: Nickisch Sano Walder Architekten, Flims
Projektbeteiligte: Reto Walder, Flims (Bauphysik); Zügler + Flury Gartenbau, Flims (Gartenbau); Ueli Frischknecht, St. Gallen (Schreiner)
Bauherr: Guido Casty, Flims
Fertigstellung: 2012
Standort: Flims
Bildnachweis: Gaudenz Danuser, Flims; Ralph Feiner, Malans; Nuw; Nickisch Sano Walder Architekten, Flims
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