Schwimmzentrum Les Thermes in Strassen
Baden in einer Ellipse
Besucher aus der gesamten Region zieht das interkommunale Erlebnisbad Les Thermes an, gelegen zwischen den luxemburgischen Gemeinden Strassen und Bertrange. Das Gebäude wurde 2009 nach dreieinhalbjähriger Bauzeit fertiggestellt und vereint Spaß, Sport und Entspannung auf rund 10.000 m² unter einem Dach. Es ist das Ergebnis eines Wettbewerbs, den die Gemeinschaft der luxemburgischen Architekten Jim Clemes, Witry & Witry sowie Hermann & Valentiny et Associés im Juni 2004 für sich entscheiden konnte.
Gallerie
Die Struktur des Schwimmzentrums entwickelten die Planer aus der städtebaulichen Situation. Wie ein aufgeschnittener Edelstein zeigt sich der ellipsenförmige Bau zum wenig attraktiven Industriegebiet hin geschlossen, öffnet sich aber dem gegenüber liegenden Wohngebiet und präsentiert hier sein farbiges Inneres. Eine weiträumige Liegewiese wird durch eine künstlich angelegte Hügellandschaft nach außen abgeschirmt. Die innenliegenden Freizeitbereiche erhalten viel Sonnenlicht durch große Fensterflächen nach Westen. Der Kernbereich der Halle wird zusätzlich durch großzügige Dachöffnungen belichtet. In die Dachdeckung integriert sind 500 m² photovoltaische Elemente, die ein Blockheizkraftwerk bei der notwendigen Energiezufuhr unterstützen.
Die äußere Hülle des elliptischen Gebäudes besteht aus
Aluminium-Schindeln. Die Tragstruktur der durch alle Geschosse
durchstoßenden Kerne besteht aus Beton. Das Dachtragwerk, das
zwischen den Stützen Spannweiten von bis zu 40 m aufweist, ist als
Holzkonstruktion gefertigt. Der Baustoff Holz hält der aggressiven,
chlorhaltigen Luft stand und ermöglicht zudem eine geringe Anzahl
von Stützen. Durch die filigrane Holzlattung zwischen den
Deckenträgern und an den Innenwänden strahlt das Gebäude trotz
seiner Größe eine gewisse Leichtigkeit aus.
Die Funktionen des Erlebnisbades sind auf drei Etagen verteilt. Im
Untergeschoss befinden sich die Gebäudetechnik, die Lager und
Bereiche für das Personal. Im Erdgeschoss liegt die Sauna und
verschiedene Wasserbecken mit zwei Rutschen. Im ersten Obergeschoss
sind Gastronomie, Fitnessstudio und Verwaltung untergebracht.
Besucher der Bade- und Saunabereiche gelangen über eine breite Rampe in die Eingangshalle im Erdgeschoss, für Mitglieder des Fitnessclubs und Gäste der externen Gastronomie gibt es einen separaten Aufgang ins Obergeschoss. Von der Eingangshalle ermöglichen raumhohe Fensterschlitze den Einblick in die Badehalle mit Sportbecken. Ein langer, geschwungener Gang mit unterschiedlich nutzbaren Nischen (wie zum Beispiel Fönstationen) führt Besucher zum Umkleidebereich. Seine geschlossene Atmosphäre soll das Gefühl von Weite und Offenheit beim Betreten der Badehalle noch verstärken.
Bad
Die Schwimmhalle ist unterteilt in einen Sport-
und Aktivbereich sowie einen Erlebnis- und Familienbereich. Das
Sportbecken ist 25 m lang und verfügt über sechs Bahnen. Auf einer
Seite befindet sich ein Sprungturm aus Edelstahl mit Ein- und
Dreimeterbrett, das Becken ist hier vier Meter tief. Neben dem
Sportbecken befindet sich ein variables, so genanntes Aktivbecken.
Es ist mit einem Hubboden ausgestattet, der sich im Bereich von 180
cm Wassertiefe bis zur Bodengleichheit verstellen lässt. Hier
finden Schwimmunterricht und sämtliche Arten von Wassergymnastik
statt.
Zum Erlebnisbereich gehört ein etwa 200 m² großes Wellenbecken. Bis zu einer Tiefe von 160 cm läuft es sanft zu einer Lagune aus. Glaswände in der Höhe von einem halben Meter zu beiden Längsseiten verhindern ein Überschwappen der Welle. Hinter dem Wellenbecken befindet sich das Sprudelbecken, durch einen Schwimmkanal mit dem 200 m² großen Außenbecken verbunden. Zwei röhrenförmige Rutschen, eine 80 m lange mit verschiedenen Lichteffekten sowie eine 30 m lange, deren Nutzer bis zu 50 km/h Rutschgeschwindigkeit erreichen können, stehen zur Verfügung.
Im Gebäude kamen Verbund-Estrichsysteme mit den notwendigen Abdichtungsmaßnahmen zur Ausführung. Die Böden in der Schwimmhalle und den Nutzbereichen sind durchgehend mit elfenbeinfarbenen Bruchsteinzeugfliesen gestaltet. Farbige Akzente setzen bordeauxrote, gepolsterte Wandverkleidungen aus Kunstleder. Diese Polsterung wird im Obergeschoss von organisch geformten Öffnungen durchbrochen. Mit Hilfe der Wandbeläge sowie der stark strukturierten Holz-Lamellendecke wurde die notwendige Schalldämpfung erzielt, so dass in der Halle eine angenehme Akustik herrscht. Alle Becken sind aus Edelstahl gefertigt. Das gesamte Schwimmbad wird mit Unterwasserkameras überwacht, die Alarm auslösen, sobald ein Körper länger als 20 Sekunden regungslos im Wasser treibt. Schlicht, aber edel gestaltet sind die Umkleidebereiche und Duschen. Die Armaturen aus Edelstahl sind auf rotbraune oder sandfarbene Mosaikfliesen montiert, die Decken mit der technischen Ausrüstung sind schwarz gestaltet.
Der großzügige Saunabereich umfasst acht verschiedene Angebote,
von denen sich drei außen befinden und mit echtem Feuer eingeheizt
werden. Er ist geprägt durch raumhohe Wandkonstruktionen aus
Lederbändern, die den Ruheraum und die Flure umhüllen, warme
Farbtöne und farbiges Licht.
Bautafel
Architekten: Witry & Witry, Echternach/L; Atelier d’Architecture et de Design Jim Clemes, Esch-sur-Alzette/L; Hermann & Valentiny et Associés, Remerschen
Projektbeteiligte: Ulrike Brandi Licht, Hamburg (Lichtkonzept); Ernst+Partner Landschaftsarchitekten, Trier (Landschaftsarchitektur); Ingenieurgemeinschaft Schroeder & Associés, Tecna/L (Tragwerksplanung); Goblet Lavandier et Associés, Luxembourg (Technische Gebäudeausstattung); Ingenieurbüro Rekowski & Partner, Weinheim (Bauphysik und Akustik)
Bauherr: C.N.I. Les Thermes, Strassen-Bertrange
Fertigstellung: 2009
Standort: Rue des Thermes Romains, Strassen
Bildnachweis: Igelstudios Detemple Design, Igel; Imedia, Luxembourg/L ; C.N.I. Les Thermes, Strassen-Bertrange
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