Städtische Musikschule in Hamm
Sanierung und Erweiterung eines Schulgebäudes aus den 1970er Jahren
Für die Stadt Hamm ist die städtische Musikschule seit ihrer Gründung im Jahr 1940 von hoher kultureller Bedeutung. 1974 erhielt sie erstmalig einen damals zeitgenössischen Neubau für ihre Räumlichkeiten. Da die Zahl der Schüler und Schülerinnen in den letzten Jahren ständig wuchs, wurde eine Erweiterung des bestehenden Gebäudes notwendig. Den 2009 ausgeschriebenen Wettbewerb konnte das Stuttgarter Architekturbüro Wulf Architekten für sich entscheiden.
Gallerie
Am Rand der Innenstadt gelegen, befindet sich der Schulkomplex
in städtebaulich schwer definierbarer Lage, an einer
verkehrsreichen Kreuzung. Mit Mitteln des Konjunkturpaketes II
verwandelte der Architekt Tobias Wulf das zuvor eher unscheinbare
Gebäude in einen dreistöckigen, ausdrucksstarken Baukörper mit weit
auskragender, geschwungener Dachsilhouette. Die neue Hülle sowie
eine Verlängerung des Gebäudes an der Längsachse ermöglicht die
Erweiterung der Musikschule um etwa 1.000 m². Die acht vorhandenen
Räume für Instrumental- und Gesangsunterricht wurden auf die
dreifache Anzahl erhöht. Eine Probebühne und ein großer Probenraum
ergänzen das Raumangebot.
Sanierung und Modernisierung
Durch die vollständige Neugestaltung und die expressive Form des
Baukörpers, entstand im vormals eher unbedeutenden Straßenraum ein
neuer städtebaulicher Akzent und eine platzartige Aufweitung der
Straßenkreuzung. Eine Vorsatzschale, die sowohl das alte Gebäude
als auch die Erweiterung von allen Seiten einfasst, sorgt dafür,
dass der schmucklose Bestandsbau nicht mehr wahrnehmbar ist.
Energetisch konnte das Gebäude durch die vorgehängte, wärmegedämmte
Umhüllung an die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2009 angepasst
werden.
Über einen großzügigen Vorplatz, der sich durch einen Höhenunterschied von der Straßenebene abhebt, werden die Schüler und Besucher zum Eingang an der verglasten Südseite des Gebäudes geführt. Durch die geschwungene Auskragung des dritten Obergeschosses wird das Entree optisch betont und ist für alle klar erkennbar. Das Tragwerk dieser weit gespannten Konstruktion, liegt auf sichtbaren Fachwerkträgern an den Stirnseiten des Baukörpers auf. Eine Verstärkung des alten Tragwerks konnte deshalb entfallen. Unterhalb der Hochpunkte des aufgestockten Daches befinden sich Probensaal und Probebühne. Vor den Unterrichtsräumen wurde in jedem Geschoss ein interessant gestalteter Aufenthalts- und Pausenbereich eingerichtet. Die Erschließung der oben gelegenen Räume wird durch ein neues Treppenhaus und einen integrierten Aufzug sichergestellt.
Die Raumstrukturen innen blieben trotz der neuen Baukörperform weitgehend erhalten. Auch die Lage der Bestandsfenster veränderte sich nicht. Die Fassade öffnet sich im Bereich der Bestandsöffnungen lediglich durch eine lamellenartige Unterberechung der Fläche.
Durch die veränderte Formgebung entstand eine Dominanz des Gebäudes, die durch den schneeweißen Feinputz der Fassade noch betont wird und dem Standort eindeutig eine neue Identität verleiht.
Bautafel
Architekten: Wulf Architekten (Prof. Tobias Wulf, Kai Bierich, Alexander Vohl), Stuttgart
Projektbeteiligte: Bettina Löschhorn und Philip Furtwängler, Stuttgart (Mitarbeit Wulf Architekten); Schneider + Schumacher, Frankfurt (Bauleitung); Draheim Ingenieure Planungsgesellschaft, Hamm (Tragwerksplanung)
Bauherr: Hochbauamt der Stadt Hamm
Fertigstellung: 2012
Standort: Kolpingstraße 1, 59065 Hamm
Bildnachweis: D. Haas-Arndt, Hannover