Pflanzen in Versickerungsmulden
Welche Stauden und Gräser sind geeignet?
Versiegelten Städten fehlt an vielen Stellen der natürliche Wasserkreislauf: Regenwasser wird direkt in die Kanalisation abgeleitet und steht weder Pflanzen noch der Verdunstung zur Verfügung. Mit dem Konzept der Schwammstadt möchten nun Stadtplaner*innen vermehrt Flächen schaffen, an denen das Regenwasser versickern kann. Eines ihrer Instrumente dabei sind bepflanzte Versickerungsmulden. Diese sammeln das Regenwasser bei Starkregenereignissen und entlasten so die Kanalisation. Sie speichern überdies das Regenwasser über längere Zeit und kühlen durch dessen Verdunstung das Stadtklima.
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Für die Bepflanzung solcher Versickerungsmulden werden Gewächse benötigt, die sowohl mit extremer Nässe als auch mit Trockenheit und Hitze zurechtkommen. Bestenfalls sind sie ebenfalls langlebig, leicht zu pflegen und fördern die Biodiversität. An der TU Berlin forscht Daniela Corduan an der idealen Zusammensetzung von Stauden und Gräsern für Versickerungsmulden. Auf dem Versuchsgelände in Berlin-Dahlem hat sie in Zusammenarbeit mit den Berliner Wasserbetrieben und der Berliner Regenwasseragentur 14 Meter lange Versickerungsmulden aufgebaut. Darin wachsen weißblühende Wilde Möhren, lilafarbener Steppen-Salbei und grüne Steppen-Wolfsmilch: Diese drei Pflanzen sind nicht nur sehr ästhetisch, sondern bilden alle tiefgehende Wurzelsysteme aus. Dadurch können sie bei Trockenheit Wasser aus tieferen Bodenschichten beziehen. Ein tief durchwurzelter Boden hat aber auch den Vorteil, dass er mehr Wasser speichern kann.
In ihrer Forschungsarbeit zeichnet Corduan auf, wie sich jede einzelne Pflanze am Boden entwickelt und wie üppig sie blüht. Um die Vitalität der Pflanzen zu bestimmen, zählt sie beispielsweise die Triebe und Blüten und misst den Durchmesser der Gräser. Sie nutzt aber ebenfalls neue wissenschaftliche Methoden wie die Fluoreszenzspektroskopie, die Hinweise darauf liefert, wie gestresst eine Pflanze ist. Parameter wie die Temperatur und die Bodenfeuchte haben einen Einfluss auf den Stress von Pflanzen. Die Ergebnisse vergleicht Corduan mit der Vitalität der Pflanzen, die auf einer Vergleichsfläche in der Rummelsburger Bucht wachsen. Diese Vergleichsmulde liegt in einem Wohngebiet und ist dadurch realen städtischen Bedingungen wie Hundekot und schadstoffbelastetem Regenwasser ausgesetzt.
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17 heimische und exotische Arten hat Corduan in den Versickerungsmulden kombiniert: eine Pflanzengemeinschaft, die so in der Natur nicht vorkommt. Am Ende des Projekts soll auch klar werden, wie die Pflanzen in der Gemeinschaft koexistieren. Die Forscherin dokumentiert über die Dauer von zwei Jahren genauestens, welche Pflanzen überdauern, welche andere verdrängen und in den Mulden dominieren. Das dabei gewonnene Wissen soll dazu beitragen, dass Stadtplaner*innen mit Hilfe von Versickerungsmulden ein grünes Netzwerk in den Städten anlegen können, das die Biodiversität fördert und die Städte klimaresilienter macht. -sh
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