Wasserturm und Nisthilfe in Luxemburg

Stadtwachstum und Naturschutz vereint

Stadtwachstum und Naturschutz geraten oft in Konflikt. Wachsender Platzbedarf für Siedlungen und deren Infrastruktur steht dem Schutz von Wäldern und Grünflächen gegenüber. Der Entwurf für einen Wasserspeicher des Madrider Architekturbüros Temperaturas Extremas will beides vereinen: Auf einer Anhöhe am Rand des luxemburgischen Stadtteils Kirchberg-Plateau steht seit 2024 ein neuer Wasserturm, der die wachsende Nachbarschaft mit Trinkwasser versorgt und zugleich Vögeln und Fledermäusen eine neue Heimstätte und Nistmöglichkeiten bietet.

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Der Stadtteil Kirchberg-Plateau liegt im Nordosten der Stadt Luxemburg. Im Laufe der Jahre etablierten sich hier Banken, europäische Institutionen und Behörden, wie der Europäische Gerichtshof, der Europäische Rechnungshof und die Europäische Investitionsbank. Auch neue Wohnquartiere entstanden in der Nachbarschaft, dementsprechend stieg der Trinkwasserbedarf. Um diesem gerecht zu werden, lobte der städtische Versorger Service Eaux 2015 einen Wettbewerb für ein neues Wasserreservoir aus. Als Standort wurde ein höhergelegenes Waldstück ausgewählt, um durch den Höhenunterschied die Schwerkraft für die Wasserverteilung zu nutzen. Bereits zuvor befand sich hier eine Trinkwasserquelle des lokalen Wasserversorgers. Allerdings liegt das Grundstück in einem geschützten Waldstück, das Teil des EU-weiten „Natura 2000“-Netzwerks ist. Dieser Kontext erforderte eine besondere Sensibilität für die Umwelt.

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2016 gewann Temperaturas Extremas den internationalen Wettbewerb. Um das 50 Meter hohe Bauwerk weniger massiv wirken zu lassen, verteilten die Architekt*innen das Füllvolumen von 1.000 Kubikmeter auf zwei zylindrische Tanks, die jeweils 400 bzw. 600 Kubikmeter Wasser fassen. Das Trinkwasser stammt aus der Quelle Glassburen und fließt durch bereits bestehende Pumpwerke und Leitungssysteme. Die Zylinder des neuen Wasserturms sind leicht verschnitten und formen so ein durchgehendes Speichervolumen im oberen Drittel des Bauwerks. Die Fassadengestaltung lässt die Tanks als zwei unterschiedliche, in der Höhe verspringende Volumen erscheinen.

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Die Fassade des größeren Zylinders besteht aus vorgefertigten, gewellten Betonelementen, zwischen die auf unterschiedlichen Höhen Nistplätze für Schwalben eingefügt sind. In 50 Metern Höhe befindet sich ein Nest für Wanderfalken. Höhe, Ausrichtung und Material der Nistplätze stimmten die Planenden mit Ökolog*innen und Ornitholog*innen ab. Das Speichervolumen des anderen Zylinders ist mit unbehandeltem Kork ummantelt, der als Wärmedämmung dient, und mit einer durchlässigen Fassade aus Lärchenholzlatten verkleidet ist.

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Im Erdgeschoss trennen Metalllamellen den überdachten Teil des Bauwerks von der Außenwelt und schaffen einen semidurchlässigen, ovalen Bereich, der nicht öffentlich zugänglich ist. Das soll Vögeln und Fledermäusen ein ungestörtes Nisten ermöglichen. Gleichzeitig liegt hier die Erschließung des Wasserturms: in dem kleineren Zylinderkern ist ein Fahrstuhl untergebracht, in dem größeren befindet sich ein Treppenhaus sowie der Leitungsschacht. Ein Teil des Eingangsbereichs ist mit Betonwänden abgetrennt und beherbergt eine Toilette. Der vorgelagerte Platz besteht aus verdichteten, aber durchlässigen Kalksandstein. Das begrünte Dach und die seitliche Anschüttung hinter dem massiven Bauteil bestehen aus ausgehobenen Mutterboden, der das Bauwerk langsam mit Spontanvegetation überwachsen lassen soll. Ein Teich speichert Regenwasser, das anschließend lokal versickert und ein Feucht-Biotop schafft.-hs 

Bautafel

Architektur: Temperaturas Extremas, Madrid
Projektbeteiligte: Adelino Magalhaes, Madrid (Architektur); Simon-Christiansen & Associés, Luxemburg (Tragwerksplanung); BSC Ingénieurs-Conseils (Gebäudetechnik); Luxplan Ingénieurs-Conseils (Hydrologie); Biomonitor (Ökologie und Biodiversität); Secolux (Technische Aufsicht); D3 Coordination (Koordination Sicherheit und Gesundheitsschutz); Galère Lux (Bauunternehmen)
Bauherrschaft: Service Eaux, Stadt Luxemburg
Fertigstellung: 2024
Standort: Boulevard Pierre Frieden S/N, Luxemburg
Bildnachweis: Miguel Fernández-Galiano (Fotos); Temperaturas Extremas, Madrid (Pläne)

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