Vielfach geneigte Fassadenmarkisen
Sonnenschutz mit Facettierungseffekt
Jede neue Fassade ist für das Architekturbüro Herzog & de Meuron ein Experiment, denn für jedes Projekt, so die Baseler Architekten, werden Fassadenlösungen entwickelt, die es vorher so noch nie gegeben hat. Tatsächlich gelingt dieser Vorsatz selbst bei kleineren Projekten, wie dem Erweiterungsbau für die Helvetia Versicherung in St. Gallen.
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Hier sind es quadratische Fensterflächen, die Betrachter bei genauerem Hinsehen die Köpfe recken lassen: Alle Fenster sind unterschiedlich geneigt, die streng gerasterte Fassade dadurch unheimlich bewegt. Weil die Verglasungen geschosshoch sind und somit die Gebäudehülle nahezu vollkommen transparent ist, war ein belastbarer Sonnenschutz gefragt. Um das Spiel mit der Wahrnehmung auch bei aktiviertem Sonnenschutz aufrecht zu erhalten, wurde ein System aus integrierten Fassadenmarkisen entwickelt. Umgesetzt wurde es mit den Stoffbehängen Soltis Horizon 86 des Herstellers Serge Ferrari.
Die zwei viergeschossigen Gebäuderiegel ergänzen den bereits bestehenden Bürokomplex in westlicher Richtung. Aufgrund der Hanglage ruht einer von ihnen auf zwei mächtigen Betonkegeln. Sind die außen liegenden Screens hochgefahren, bilden die Glasscheiben ein kaleidoskopartiges Spiel, denn in jeder von ihnen spiegelt sich ein anderes Motiv der umgebenden Natur- und Stadtlandschaft. Doch auch mit herab gelassenen Screens bzw. auf der zweiten textilen Fassadenebene, bleibt der Facettierungseffekt: Der Stoff mit dem Farbton „Bronze“ schimmert in den unterschiedlichsten Grau-Nuancen. Grund dafür sind die variierenden Einfallswinkel des Lichts, das auf die textilen Oberflächen fällt.
Entwickelt wurde die außen liegende Sonnenschutzanlage, die eine Spezialanfertigung der Fassadenmarkise 6011 von Kästli Storen ist, von den Architekten in Kooperation mit dem Fassadenplaner Emmer Pfenniger. Die zentrale Vorgabe bei der Entwicklung war, die Anlage so unsichtbar wie möglich in die Fassade zu integrieren, damit das Konzept von Herzog & de Meuron nicht beeinträchtigt werden würde. Die Idee: die Markisen so eng an die Fensterelemente binden, dass die Screens die jeweilige Neigung übernehmen. Nur so konnte das Fassadenkonzept auch bei geschlossenem Zustand aufrecht erhalten bleiben. Ein weiterer Vorteil der Kopplung von Fensterkasten und Markise war die Möglichkeit, die Markisenkassette fast nahtlos in das rahmenförmige, jeweils unterschiedlich herausragende Fensterelement zu integrieren. Außerdem konnten die seitlichen, vertikalen Führungen aus farbbeschichteten Alu-Spezialprofilen verdeckt in die Rahmen der Fassadenelemente eingebaut werden.
Unterstützend wirkte hier die geringe Dicke des Sonnenschutztextils von Serge Ferrari von nur 0,45 mm, die eine kompakte Aufwicklung auch bei großformatigen Behängen erlaubt. Zugunsten einer Dimensionsstabilität mit hoher mechanischer Resistenz und Langlebigkeit wird das Gewebe nach der sogenannten Précontraint-Technologie von allen Seiten vorgespannt. Dadurch können eine hohe Windstabilität und faltenfreies Auf- und Abrollen gewährleistet werden – Die Sonnenschutzanlage hält Windgeschwindigkeiten bis zu 55 km/h stand. An den Markisen im 4. Obergeschoss sowie an den Ecken, wo Windkräfte am stärksten greifen, wurden zwei horizontale Schweißnähte mit Verstärkungsstäben angebracht.
Auch bei geschlossenen Screens ist die Durchsicht von innen nach
außen gewährleistet. Trotz des hohen Öffnungsfaktors wird der
Sonneneintrag um 86 Prozent gesenkt. Der Sonnenschutz ergänzt als
sommerlicher Wärmeschutz die in einer thermisch getrennten
Alu-/Stahlkonstruktion sitzenden 3-fach
Wärmeschutz-Isolierverglasungen. Gemeinsam mit anderen Komponenten
erreicht das Gebäude damit den schweizer Minergie-Standard.
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