Betonbau ohne Kraneinsatz
Wohnhaus in Sussex mit leichter Systemschalung verwirklicht
Holz oder Stahl sind im Wohnhausbau die üblichen Materialien für die Schalungen von Ortbeton. Aufgrund ihres hohen Gewichts ist in der Regel immer ein Kran notwendig, der die sperrigen Gussformen versetzt und positioniert. Leichtere Lösungen, die ohne schweres Gerät auf der Baustelle bewegt werden können, existieren zwar, eignen sich jedoch nur für kleinere Bauaufgaben mit limitiertem Schalungsvolumen – bislang. In Sussex ist erstmals ein komplex strukturiertes Einfamilienhaus mit einer leichten Systemschalung und ohne Baustellenkran betoniert worden.
Gallerie
Das Haus gehört Adrian Corrigall, einem Tiefseetaucher, der aufgrund seiner Leidenschaften, dem Skateboarding und BMX-Rad-Fahren, eine besondere Beziehung zum Baustoff Beton hat: Wegen seiner Strapazierfähigkeit und glatten Oberfläche ist das Material der bevorzugte Untergrund in Skateparks. Den Bauherrn begleitet es seit den ersten jugendlichen Fahrversuchen in seinem Heimatland Schottland. Weil allein das rohe Material sowohl den Innenraum als auch die äußere Erscheinung des Wohnhauses prägen sollte, wurde ein spezieller Dämmbeton verwendet, der in der Schweiz entwickelt wurde. Den monolithisch anmutenden Bau plante das Londoner Architekturbüro RAW Architecture Workshop.
Mit dem DUO System der Firma Peri aus Weißenhorn fand man
einen Schalungsbaukasten, dessen Komponenten aus leichtem
Technopolymer von Hand bewegt und eingebaut werden können. Kein
Einzelteil der Serie wiegt mehr als 25 kg – ein wichtiger Aspekt
für Corrigal, der Teile des Hauses in Eigenarbeit erstellen wollte.
Auch verspringende Bodenhöhen und unregelmäßige Winkel ließen sich
realisieren. Insgesamt wurden 355 Elemente montiert. Die zwischen
2,30 und 3,80 Meter hohen Wände wurden in 29 Abschnitten betoniert.
Die 345 m2 Decke wurden mit den gleichen Platten
geschalt. Mithilfe spezieller Montagetechnik konnten sie auch auf
den Deckenstützen befestigt werden.
Um von der einfachen Handhabung der Schalung
profitieren zu können, mussten einige Grundvoraussetzungen erfüllt
werden. Indem eine faserverstärkte, selbstverdichtende
Betonmischung verbaut wurde, konnte auf zusätzliche Vibrationen zur
Verteilung und Verdichtung des Baustoffs in der Schalung verzichtet
werden. Weil dieser Beton den Schalungsdruck erhöht und das
DUO-System für einen maximalen Betondruck von 50 kN/m2
ausgelegt ist, musste der Beton sehr kontrolliert eingebracht
werden.
Weitere Information zum Schalungssystem sowie ein Interview mit
Adrian Corrigall zum Bauprojekt: siehe Surftipps