Beeindruckende Topografie und abenteuerliche Architektur, aber
auch heiße Sommer prägen Tiflis, die Hauptstadt Georgiens. In Folge
sowjetischer Planungspolitik war auf dem Bergkamm Narikala die
Waldbrandgefahr gestiegen, der man nun mit einer Aufforstung
begegnen wollte. Diese Aufgabe übernahm das ortsansässige Büro
Ruderal um die Landschaftsarchitektin Sarah Cowles. Seit 2021
wächst ein neuer Narikala Ridge Forest heran.
Gallerie
Ab 2021 wurde der Stadtwald auf dem Narikala-Rücken von Tiflis neu bepflanzt. Die Aufforstung plante das Büro Ruderal.
Aufgrund der begrenzten Bodentiefe und der steilen Klippen setzten die Förster Mitte des 20. Jahrhunderts Dynamit ein, um besseren Grund für das Pflanzenwachstum zu schaffen.
Übersicht über das Waldgebiet von Tiflis und des angrenzenden Nationalen Botanischen Gartens. Zu den dargestellten Gebieten gehören der Narikala Bergkamm, die Mtatsminda Ost-Seite und der Okrokana Südhang.
Ausschnitt einer Pflanztasche der ursprünglichen Kiefernplantage aus der Sowjetzeit mit neuer, biodiverser Zwischenpflanzungen und Schema der Ammenpflanzen, die einen Setzling umgeben (oben links)
Im Jahr 2020 initiierte die Stadtverwaltung ein umfassendes
Forschungs- und Entwicklungsprogramm für das etwa 700 Hektar große,
öffentlich genutzte Waldstück westlich der Altstadt. Ziel war es,
den Stadtwald klimatisch zu stärken, zusätzliche Erholungsräume zu
schaffen und das Gebiet vor informeller Bebauung zu
schützen.
Nicht zuletzt ist Narikala auch eine touristische Attraktion:
Auf dem steilen, felsigen Relief befindet sich ein bekannter
Aussichtspunkt, eine alte Festung und die 20 Meter hohe Statue
Kartlis Deda, auch Mutter Georgiens genannt. Über einen Wanderweg
und eine Seilbahn, die den breiten Fluss Mtkwari überquert, gelangt
man zum Rike Park im Herzen der Stadt.
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Ab 2021 wurde der Stadtwald auf dem Narikala-Rücken von Tiflis neu bepflanzt. Die Aufforstung plante das Büro Ruderal.
Aufgrund der begrenzten Bodentiefe und der steilen Klippen setzten die Förster Mitte des 20. Jahrhunderts Dynamit ein, um besseren Grund für das Pflanzenwachstum zu schaffen.
Übersicht über das Waldgebiet von Tiflis und des angrenzenden Nationalen Botanischen Gartens. Zu den dargestellten Gebieten gehören der Narikala Bergkamm, die Mtatsminda Ost-Seite und der Okrokana Südhang.
Ausschnitt einer Pflanztasche der ursprünglichen Kiefernplantage aus der Sowjetzeit mit neuer, biodiverser Zwischenpflanzungen und Schema der Ammenpflanzen, die einen Setzling umgeben (oben links)
Bis in die 1960er-Jahre hinein wurde auf dem Gelände bereits ein
erstes Aufforstungsprojekt durchgeführt, um die Erosion zu
bekämpfen und die Wasserversorgung zu stabilisieren. In dieser Zeit
legte man großflächige Monokulturen mit Kiefern und Zedern an, da
diese auf dem nährstoffarmen Boden gedeihen konnten.
Mit dem Zusammenbruch der Georgischen Sozialistischen
Sowjetrepublik in den 1990er-Jahren und den damit einhergehenden
politischen und finanziellen Umwälzungen verschlechterte sich die
Pflege des öffentlichen Raums. Mittlerweile haben Schädlinge und
Pilze die Bäume befallen und das tote, trockene Holz birgt die
Gefahr von Waldbränden in unmittelbarer Nachbarschaft der
Stadt.
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Ab 2021 wurde der Stadtwald auf dem Narikala-Rücken von Tiflis neu bepflanzt. Die Aufforstung plante das Büro Ruderal.
Aufgrund der begrenzten Bodentiefe und der steilen Klippen setzten die Förster Mitte des 20. Jahrhunderts Dynamit ein, um besseren Grund für das Pflanzenwachstum zu schaffen.
Übersicht über das Waldgebiet von Tiflis und des angrenzenden Nationalen Botanischen Gartens. Zu den dargestellten Gebieten gehören der Narikala Bergkamm, die Mtatsminda Ost-Seite und der Okrokana Südhang.
Ausschnitt einer Pflanztasche der ursprünglichen Kiefernplantage aus der Sowjetzeit mit neuer, biodiverser Zwischenpflanzungen und Schema der Ammenpflanzen, die einen Setzling umgeben (oben links)
Für die eigene Raumanalyse griff Ruderal zurück auf die
Erkenntnisse des städtischen Forschungsteams, das die Bereiche
Botanik, Zoologie, Geografie und Umweltwissenschaften einbezogen
hatte. Basierend auf den Daten und Erfahrungen aus einem ersten
Pilotprojekt entstanden detaillierte räumliche Pläne für
Pflanzengemeinschaften, die an die anspruchsvollen Boden- und
Hangverhältnisse angepasst sind.
Dabei setzten die Landschaftsplaner*innen auf eine Mischung aus
niedrig wachsenden Sträuchern und hoch aufragenden Bäumen. Dazu
gehören üppige Obsthaine und neue, dichte Zedergruppen. Diese
bieten nicht nur Lebensraum für Vögel und Wildtiere, sondern
schaffen auch eine abwechslungsreiche, ästhetisch ansprechende
Alternative zu den bestehenden Monokulturen. Neben schattigen
Wanderwegen zwischen den Sehenswürdigkeiten entstanden auch
begrünte Aussichtspunkte mit Blick auf die Stadt.
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Ab 2021 wurde der Stadtwald auf dem Narikala-Rücken von Tiflis neu bepflanzt. Die Aufforstung plante das Büro Ruderal.
Aufgrund der begrenzten Bodentiefe und der steilen Klippen setzten die Förster Mitte des 20. Jahrhunderts Dynamit ein, um besseren Grund für das Pflanzenwachstum zu schaffen.
Übersicht über das Waldgebiet von Tiflis und des angrenzenden Nationalen Botanischen Gartens. Zu den dargestellten Gebieten gehören der Narikala Bergkamm, die Mtatsminda Ost-Seite und der Okrokana Südhang.
Ausschnitt einer Pflanztasche der ursprünglichen Kiefernplantage aus der Sowjetzeit mit neuer, biodiverser Zwischenpflanzungen und Schema der Ammenpflanzen, die einen Setzling umgeben (oben links)
Ein zentrales Element der Aufforstungsstrategie ist der Einsatz
sogenannter Ammenpflanzen. Diese dienen den jungen Setzlingen als
natürlicher Schutzschild, indem sie Schatten spenden, Wind abhalten
und hungrige Tiere abhalten. Zudem verbessern sie die
Bodenqualität, indem sie organisches Material und Nährstoffe
liefern. Schon nach einem Jahr hat sich eine vielfältige Vegetation
entwickelt – sowohl durch gezielt gepflanzte als auch durch spontan
gewachsene Arten, die zuvor unter dem dichten Kronendach der
Kiefern nicht gedeihen konnten.
Zum Einsatz kam ausschließlich Saatgut aus georgischen
Baumschulen, was die Beziehung zwischen dem städtischen Ökosystem
und dem Umland stärken soll. Mit dem Verzicht auf importierte
Gehölze konnte auch der CO2-Fußabdruck des Projekts
erheblich reduziert werden. Die Kombination aus bestehenden Bäumen,
neuen Setzlingen und markanten Einzelbäumen schafft einen
widerstandsfähigen, biodiversen Wald.
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Ab 2021 wurde der Stadtwald auf dem Narikala-Rücken von Tiflis neu bepflanzt. Die Aufforstung plante das Büro Ruderal.
Aufgrund der begrenzten Bodentiefe und der steilen Klippen setzten die Förster Mitte des 20. Jahrhunderts Dynamit ein, um besseren Grund für das Pflanzenwachstum zu schaffen.
Übersicht über das Waldgebiet von Tiflis und des angrenzenden Nationalen Botanischen Gartens. Zu den dargestellten Gebieten gehören der Narikala Bergkamm, die Mtatsminda Ost-Seite und der Okrokana Südhang.
Ausschnitt einer Pflanztasche der ursprünglichen Kiefernplantage aus der Sowjetzeit mit neuer, biodiverser Zwischenpflanzungen und Schema der Ammenpflanzen, die einen Setzling umgeben (oben links)
Die Größe und Komplexität des Projekts stellten besondere
Anforderungen an die Datenverwaltung und Modellierung
unterschiedlicher Szenarien. Um den Herausforderungen gerecht zu
werden, plante Ruderal die Bepflanzung mithilfe der Software
Grasshopper. Diese ermöglichte es, in GIS-Programmen erstellte
Karten mit den vor Ort aufgenommenen Daten, beispielsweise zur
Bodentiefe und -zusammensetzung, zusammenzuführen.
Die Software unterstütze eine schnelle Visualisierung von
Varianten mit verschiedenen Maßstäben und Pflanzenmengen. Darüber
hinaus ließ sich das langfristige Miteinander der verschiedenen
Arten simulieren. Somit lieferten die Landschaftsplaner*innen nicht
nur eine Sanierungsstrategie, sondern auch der Entwicklung neuer
Instrumente, um urbane ökologische Eingriffe effizienter zu
gestalten.
Bautafel
Architektur: Ruderal, Tiflis (Team: Sarah Cowles; Christian Moore; Benjamin Hackenberger; Giorgi Nishnianidze) Projektbeteiligte: Kakhetis Karibche (Baumschule) Bauherr*in: Stadt Tiflis Fertigstellung: 2023 Standort: Tiflis, Georgien Bildrechte: George Kolbaia, Ejvind Spence, Luka Tavzarashvili, Sarah Cowles, Ruderal (Fotos und Pläne)
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