Showroom in Bad Gleichenberg/A
Wandelbare Fassade
An der Ortseinfahrt nach Bad Gleichenberg in der Steiermark befindet sich das Werk eines Produzenten von Edelstahleinrichtungen für den klinisch-pharmazeutischen Bereich. Zur Präsentation der umfangreichen Produktpalette wurden die bestehenden Werkhallen um ein Ausstellungsgebäude ergänzt. Das Grazer Architekturbüro Giselbrecht und Partner plante den zweigeschossigen Neubau, der an einen Bestandsbau andockt. Ein Gestaltungskriterium, an dem sich die Planer orientierten, war die "innovative Verarbeitung von Metall", die von dem Unternehmen gefordert wurde. Der Neubau sollte zugleich Referenzobjekt werden und wurde vor Ort mitentwickelt bzw. teilweise gefertigt.
Gallerie
Im Lageplan (Bild 10) zeigt sich die zum Bestandsbau kontrastierende, eher freie Form des Showrooms. Das zweigeschossige Foyer wird über einen schmalen Metallsteg erschlossen. Wenige Stützen im Inneren erlauben einen freien Grundriss, sodass die Präsentationsmöglichkeiten nicht eingeschränkt werden. Eine gebogene Stahl-Glasfassade im Südwesten ist das prägende Entwurfselement. Das Außergewöhnliche an dem Neubau ist allerdings die äußere, dynamische Schale der Fassade.
Der Architekt testet die Gestaltung dynamischer Fassaden bereits seit einigen Jahren. Ihre Flexibilität spiegelt - für ihn - die ausgeprägte Stellung des Individuums in der Gesellschaft, zum anderen wird durch verschattende Fassadenelemente Sonnenschutz gewährt und Kühlenergie eingespart. Im Gegensatz zu rein gläsernen Fassaden seien dies entscheidende Vorteile. Die Kommunikation von Innen- und Außenraum sei außerdem nicht auf Dauer vorgegeben sondern immer wieder wandelbar.
Sonnenschutz
Die Konstruktion der äußeren Schale setzt sich aus tragenden und
beweglichen Elementen zusammen. 112 Paneele mit einem Gesamtgewicht
von zehn Tonnen bilden eine lichtdurchlässige Außenhaut. Die
Paneele sind beweglich und können eine Fassadengestaltung von
absoluter Geschlossenheit bis zu totaler Transparenz bewirken.
Hierbei handelt es sich um perforierte, pulverbeschichtete
Leichtmetall-Kassetten, die von insgesamt 56 Motoren und einem
speziellen Steuerungssystem stufenlos bewegt werden. Bei
geschlossener Fassade dringt das Licht durch die perforierten Paneele diffus
in den Raum.
Die Menge an natürlichem Licht ist für die Produktpräsentation ausreichend. Als Sonnenschutz fungieren die Elemente so gut, dass im Inneren ein angenehmes Klima herrscht und keine zusätzliche Kühlungsenergie benötigt wird. Zum Öffnen werden die Leichtmetall-Kassetten im Sturzbereich nach oben und im Parapetbereich (dem Bereich zwischen Fußboden und Fensterunterkante) nach unten gefaltet, was völlig lautlos geschieht. In Schrägstellung bilden sie schattenspendende Vordächer. Im völlig geöffneten Zustand kann das Sonnenlicht ungehindert einstrahlen. Diese Position ermöglicht den Besuchern auch einen freien Panoramablick auf die umgebende Landschaft.
Die Flügel, die neben dem Sonnenschutz auch den Ansprüchen an Wetter- und Windgeschwindigkeiten gerecht werden, sind per Touchscreen individuell einstellbar. Einige Positionen sind allerdings einprogrammiert und können in eigenen Bewegungs-Sequenzen "gleich einer Choreographie" aufgeführt werden. Ein von den Bauherren in Auftrag gegebener Film ist bei Youtube zu sehen und vermittelt einen Eindruck von der Wandelbarkeit des Showrooms, der mittlerweile unter anderem mit dem Austrian Architecture Award 2008 und dem Award des Chicago Athenaeum 2008 ausgezeichnet wurde. -ap
Bautafel
Architekten: Giselbrecht und Partner, Graz/A
Projektbeteiligte: Planungsbüro Greile, Althofen (Haustechnik); CMB, Feldbach (Ausführungsstatik); Mandlbauer, Bad Gleichenberg (Generalunternehmer); Kiefer technic, Bad Gleichenberg (Fassadenbau); Aluminium-Fenster-Institut (Metallbautechnik)
Bauherr: Kiefer technic, Bad Gleichenberg
Fertigstellung: 2007
Standort: Bad Gleichenberg, Steiermark/A
Bildnachweis: Giselbrecht und Partner, Graz
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