_Schiefer
Einfamilienhaus in Trier
Plane Dachfläche mit Schiefer, Glas und Solarpaneelen
Anfang der 1970er-Jahre entstanden im Trierer Stadtteil Ehrang
etwa 200 Wohngebäude, umgeben von viel Grün. Viele der Häuser
entsprechen inzwischen nicht mehr den Anforderungen - weder im
Bezug auf den Energieverbrauch noch auf die Raumnutzungen. Das
Architektenpaar Axt entschied sich für den Kauf und die
Modernisierung bzw. Erweiterung eines der Wohnhäuser. Als Bauherren
setzten sie einen 3-Stufenplan auf:
1. Einzug Dachgeschosswohnung, Studium beenden, Neubau planen;
2. Erweiterung/Neubau als separate Wohneinheit für den Eigenbedarf
erstellen;
3. Sanierung/Umbau Bestandsgebäude zu zwei eigenständigen
Wohneinheiten und Neugestaltung Außenanlage.
Gallerie
Erklärtes Ziel war eine deutlich bessere Energiebilanz, allerdings in einer zeitgenössischen Architektursprache. Alle Baumaßnahmen zusammen sollten den Ursprung des Gebäudes von 1970, das Straßenbild mit den Nachbarhäusern und der umgebenden Natur samt Elementen des regionaltypischen Bauens in Einklang bringen. Insbesondere die traufständige Satteldachform des Altbaus und die Verwendung vertrauter Materialien stellen heute diese Verbindungen her.
An Stelle der alten Garage entstand 2007 als erstes ein Neubau als separate dritte Wohneinheit. Dieser Bau gibt die grundsätzlichen Gestaltungsstandards vor: offene und flexible Grundrisse, große Fensterelemente für den Bezug zum Außenraum, klare Linien und reduzierte Detailausarbeitung. Die Wahl einfacher und natürlicher Materialien wie Holz, Stein, Stahl und Beton bestimmen das Erscheinungsbild. Obwohl als „Flachdachkiste“ angebaut, stellt sich das mit Holzleisten verkleidete Gebäude in einen Zusammenhang mit dem dahinterliegenden Wald. Die silbergrau verwitterte Außenhaut wurde als Interpretation der Buchen- und Eichenstämme gewählt. Außen tritt das Gebäude als eher kleine Wohnerweiterung in Erscheinung, im Inneren jedoch findet sich eine unerwartete Großzügigkeit in Breite, Höhe und Tiefe. Der Anbau verschwindet rückseitig im höher gelegenen Gartengelände und schließt vorderseitig mit dem eigenen Eingangsbereich eigentlich im Kellergeschoss des Altbaus an.
Die Sanierung des Satteldachhauses wurde erst im Jahr 2010
fertiggestellt. Vor allem durch den Abbruch einer großen und einer
kleinen Gaube hat sich das Erscheinungsbild wesentlich verändert.
Hinzu kam eine Terrassenüberdachung. Entstanden sind nun zwei
weitere Wohneinheiten, eine im Erd- und eine zweite im
Dachgeschoss. Auch sie sind geprägt durch offene Grundrisse sowie
Blickbezüge innerhalb der Wohnungen und in die Natur.
Bei der Gestaltung, Detailausarbeitung und Materialwahl haben
die Architekten, ihrem Entwurfskonzept entsprechend, den Bestand
gewürdigt und das Neue integriert. Der Neubau wurde in
Mischbauweise erstellt, d.h. aus Außenwänden, bestehend aus
Wärmedämmsteinen mit 16 cm Außendämmung, aus Sichtbetondecken,
3-fach verglasten Fensterelementen, 40 cm Flachdachdämmung und 20
cm Dämmung der Bodenplatte. Ähnlich erging es dem Altbau, er
erhielt eine Fassaden- und Kellerdeckendämmung, eine
Zwischensparrendämmung mit Aufdachdämmung, 3-fach verglaste
Fensterelemente und Details zur Verminderung von Wärmebrücken.
Das alte System der klassischen Niedertemperatur-Ölheizung wurde
entfernt. Die neue Zentrale bildet jetzt ein Pufferspeicher, der
von der solarthermischen Anlage, dem im Wohnraum des Neubaus
aufgestellten wassergeführten Pelletsofen und einer integrierten
Ölbrennwerttechnik mit schwefelarmem Öl gespeist wird. Das
Heizsystem sowie die umfangreichen Dämmmaßnahmen bilden die Basis
der großen Energieeinsparung von 84%.
Schiefer
In beiden Gebäuden kam Schiefer
als Bodenbelag zur Ausführung: Der Neubau empfängt seine Besucher
mit 15 m² Schiefer im Eingang und im Treppenhaus, sogar bis ins Bad
ist hier Schiefer zu finden; im Altbau liegen die 30 x 60 cm großen
Schieferbodenplatten auf ca. 35 m² in der Küche, im Wohnungsflur,
im Badezimmer und in der Abstellkammer. Der Fußbodenaufbau besteht
aus einer Trittschalldämmung, Trägerplatten FBH mit Heizrohr und
Heizestrich.
Der Altbau verlor im Rahmen der Sanierung seine Asbestdeckung und
erhielt eine Rechteck-Doppeldeckung
aus 35 x 25 cm großen Schieferplatten. Trotz der energiesparenden
Aspekte des Entwurfs lag - laut Architektin - die oberste Priorität
bei der Planung des Daches auf der ästhetischen Integration der
Solaranlage. Sie sollte „schön“ ausfallen und nicht einfach
draufgesetzt sein, andernfalls hätten die Planer lieber auf die
Solarthermie verzichtet. Das vollkommen ebene Giebeldach bietet auf
der nun neu entstandenen, südseitigen Fläche ausreichend Platz, um
eine solarthermische Anlage zu integrieren. Umgesetzt wurde ein
fortlaufendes, in das Dach flächenbündig integriertes Band, in dem
sich Solarpaneele und Dachfenster abwechseln.
Diese Ausführung stellte einen erheblichen Planungsaufwand dar, da
die Größe der einzelnen Felder durch die Abmessungen der
Solarpaneele vorgegeben waren. Es mussten entsprechend große
Dachflächenfenster
gefunden und integriert werden, um den gleichmäßigen Eindruck der
horizontalen Linie im Dach zu gewährleisten. Die Detailgenauigkeit
hielten die Architekten bis in die Auswahl des Schieferformates
bei, das Rechteckmaß von 35 x 25 cm wurde erst nach verschiedenen
Tests festgelegt. Eine weitere Herausforderung der ebenen
Dachausführung lag in der innenliegenden Wasserführung.
Auf die Frage, warum sie sich für Schiefer als Material entschieden
hätten, antworteten die Architekten gleich zweimal: erstens
aufgrund der Natürlichkeit des Steins, der außerdem gut zu den
anderen Materialien Holz, Stahl und Beton passt; und zweitens, weil
sich mit Schiefer ein „roter Faden“ durch das Haus zieht - vom
Boden bis zum Dach.
Bautafel
Architekten: Axt Architekten, Trier
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Krewer & Hassbach, Trier (Statik); Gebrüder Schug, Trittenheim/Mosel (Dachdecker); Rathscheck Schiefer, Mayen (Schiefer)
Bauherren: Anja + Dirk Axt, Trier
Fertigstellung: 2010
Standtort: Tannenweg 49, 54293 Trier
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de