Deutsches Dampflokomotivmuseum – Revitalisierung des Bahnhofs Neuenmarkt
Sanierung eines Ensembles mit Schieferdächern
Für die kleine oberfränkische Gemeinde Neuenmarkt nördlich von Bayreuth hat der Bahnhof eine große Bedeutung. Seine Blütezeit erlebte er um 1900 – heute ist das Areal wieder Anziehungspunkt für Einheimische, Gäste aus dem Umland und Tourist*innen. Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet, wuchs er in der zweiten Jahrhunderthälfte deutlich an. Die Gleisanlagen wurden erweitert, es kamen Anlagen für den Güterverkehr, zwei Ringlokschuppen und ein Bahnbetriebswerk hinzu. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Bedeutung des Personenverkehrs auf dieser Strecke jedoch immer weiter ab.
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1977 öffnete das Deutsche Dampflokomotivmuseum im Betriebswerk und einem Ringlokschuppen seine Tore. Das Stuttgarter Architekturbüro Atelier Brückner initiierte 2013 ein Museumsentwicklungskonzept (MEK) zu dessen szenografischer Neugestaltung. Peu à peu sind alle Bahnhofsgebäude von Atelier Brückner mit neuem Leben gefüllt worden: Im Mai 2024 eröffnete der Bahnhof in Neuenmarkt nach seiner Umnutzung und Sanierung.
Empfangsgebäude, Güterhalle und Sozialgebäude
Zum denkmalgeschützten Bahnhofsensemble an der Südwestseite der Schienen gehören ein Empfangsgebäude, eine Güterhalle und ein Sozialgebäude. Sie liegen auf einer Achse, das Empfangsgebäude mittig. Gegenüberliegend befindet sich das Museumsgelände mit Ringlokschuppen und Drehscheibe, einem baulich zurückhaltenden Eingangsgebäude (geplant von der Architektin Anja Müller aus Kasendorf), einem historischen Wasserhaus, einem Übernachtungsgebäude, einer Schmiede, einer Fahrzeughalle und einem Freigelände mit verschiedenen Attraktionen. Das Team von Atelier Brückner entwickelte ein übergreifendes Ausstellungskonzept, verband und erneuerte viele einzelne Bereiche.
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Restaurant, Wohnungen und Seminarräume
Im alten Empfangsgebäude des Bahnhofes wurden die historischen Strukturen wieder besser erlebbar gemacht und durch spätere Um- und Einbauten zerstörte Sichtbeziehungen wiederhergestellt. Heute beherbergt es verschiedene Funktionen, darunter ein Restaurant mit Biergarten (auf dem Platz zwischen Empfangs- und Sozialgebäude). Bis zu 100 Gäste finden in der prachtvollen Bahnhofshalle Platz, die für Veranstaltungen vielfältig nutzbar ist. Auch im Obergeschoss wurden alte Strukturen freigelegt: Hier entstanden Wohnungen in den Seitenflügeln und im Mittelteil Gasträume für Seminarteilnehmer*innen. Im zweiten Obergeschoss ergänzen Seminarräume das museumspädagogische Konzept. Das benachbarte Sozialgebäude dient heute als Vereinsheim.
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Rückführung und Erneuerung
Die Fassaden wurden denkmalgerecht saniert und teilweise rekonstruiert. Einige Öffnungen wurden angepasst, die ursprüngliche Fenstereinteilung wiederhergestellt, die Buntsandstein-Fassade durch eine Innendämmung energetisch ertüchtigt. Die technische Infrastruktur wurde in Bezug auf Haustechnik, Energieversorgung und Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht. Originale Elemente und Oberflächen blieben nach Möglichkeit erhalten, sie wurden herausgearbeitet und integriert. So zum Beispiel das Fischgrätparkett und die Wandmalereien in der Gaststätte, historische Schriftzüge in der Schalterhalle, die Treppenanlage oder ein Kassenraum im Obergeschoss.
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Schieferdächer: Neueindeckung
Sowohl der Mittelbau des Empfangsgebäudes, als auch die Güterhalle und das Sozialgebäude sind mit Schiefer gedeckt. Die Dachdeckungen und Entwässerungen (Dachrinnen) wurden im Zuge der Sanierung vollständig erneuert. Die Schieferplatten im Format von 30 x 30 cm sind als Bogenschnittdeckung (auch: Universaldeckung, Deutsche Deckung) mit 11 cm Höhenüberdeckung verlegt. Jede Bogenschnitt- bzw. Universalschablone ist mit mindestens drei Schiefernägeln oder -stiften befestigt. Aufgrund der geringen Dachneigung sind die Dachkonstruktionen hinterlüftet.
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Beim Empfangsgebäude beträgt die Dachneigung ca. 27,5°. Die alte Dachschalung wurde um eine neue Schalung auf insgesamt 30 mm Schichtstärke ergänzt. Unterhalb der Schiefereindeckung ist eine Glasvliesbitumendachbahn verlegt. Bei der Güterhalle wurde die Bestandsschalung ebenfalls ergänzt.
Beim Sozialgebäude mit einer Dachneigung von 20,5° ist die neue Schalung von der alten durch eine Hinterlüftungsebene getrennt. Die Schiefer lagern auf einer diffusionsoffenen Schalungsbahn. Eine Unterspannbahn ist auf der alten Schalungsebene aufgebracht. Die Zwischenräume der teils historischen und teilweise erneuerten Sparren füllt eine mineralische Vollsparrendämmung. Eine Klimamembran, eine Lattung und Gipskarton schließen die Konstruktion zum Innenraum ab. -us
Bautafel
Museumsentwicklungskonzept, Sanierung und Neugestaltung: Atelier Brückner, Stuttgart
Projektbeteiligte: Döring & Reuth, Bayreuth (Dachdecker)
Eröffnung: 2024
Standort: Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg
Bildnachweis: © Atelier Brückner, Foto: Michael Reiner
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