Hotel Bad Schörgau im Sarntal

Innenausbau mit gekalktem Fichtenholz und Hanffaserdämmung

Als Einheit aus Heilquelle, Badestube und Gaststätte reicht die Tradition des Hotel Bad Schörgau im Südtiroler Sarntal bis ins 17. Jahrhundert zurück. Und noch immer besteht die enge Verbindung von Wellness, Gesundheit, Gästeunterbringung und Kulinarik. Gelegen auf der westlichen Seite des ruhigen Tals am Talferbach, wurden das familiengeführte Hotel und das Restaurant im Laufe der letzten Jahrzehnte stetig vergrößert. Die jüngste Erweiterung ist ein zweigeschossiger Holzbau im Süden des Grundstücks, der unter je einem Satteldach die Kochakademie und einen Kosmetikverkaufsraum, das sogenannte Trehs Haus, beherbergt. Bezugnehmend auf ortstypische Materialien und Gestaltung entwarfen Pedevilla Architekten den Neubau.

Gallerie

Wie zwei aneinandergrenzende Baukörper wirkt das Gebäude. Während die hölzerne Hülle des Verkaufsraums in erster Linie eine Rekonstruktion der historischen Scheune ist, spricht die ebenfalls holzverkleidete Fassade der Kochakademie durch das gleichermaßen schlichte wie wirkungsvolle Ornament eine moderne Formensprache. Das Muster in den senkrecht montierten Brettern beruht auf dem Grundelement Kreis; durch Überschneidungen und Wiederholungen ergeben sich Rauten als Auslassung. Zwischen den beiden sattelbedachten Segmenten, die jeweils ein Drittel der Grundfläche einnehmen, befindet sich ein eingeschossiger, flach abschließender Teil, dessen Dach als Terrasse genutzt und dessen Fassade ebenfalls von dem geometrischen Ornament geziert wird. Auch über den breit gelagerten, von einer filigranen Metallplatte überdachten Eingang erstreckt sich das Dekor.

Die gläserne Flügeltür ist flankiert von bodentiefen Fenstern. Schwenkbare Holzlamellen davor dienen als Sonnen- und Blendschutz. Die Verglasung lässt Licht aus dem Inneren durch die Auslassungen scheinen und gibt umgekehrt den Blick frei auf das Geschehen im großzügigen Raum der Kochakademie. Diese gehört zum Event- und Tagungsbereich des Hotels; hier ermöglicht der Chefkoch bei Kursen oder beim Frontcooking einen Einblick in seine Gourmetküche. Herzstück des Raums im Erdgeschoss, der Platz für 100 Gäste bietet, ist der steinerne Kochblock an der Stirnseite. Der fünf Meter lange und knapp zwei Meter breite Monolith besteht aus grau-grünem Sarner Porphyr, ein lokales Vulkangestein, und wiegt imposante 22.000 Kilogramm. Nur die Arbeitsfläche ist geglättet, seitlich wurden die Bruchkanten roh belassen. Der weitere Hingucker des Saals ist die Decke, bei der das auf dem Kreis basierende Ornament um dreidimensionale, sternenförmige Aufsätze ergänzt wurde.

In der südwestlichen Ecke führt eine Wendeltreppe ins Obergeschoss, das sich zur Hälfte in einen Seminarraum und die Dachterrasse gliedert. Eine glatte Holzwand im Erdgeschoss trennt die Showküche und den Showroom für Schönheitspflege voneinander, nur eine schmale Lücke bildet einen beide Nutzungsbereiche verbindenden Durchgang. Der Verkaufsraum für Pflegeprodukte ist an drei Seiten von einer Empore umgeben und auch separat von außen zu erschließen. Im gesamten Untergeschoss befindet sich die Abfüllung mit Labor und Lager.

Gesund Bauen

Bauherr und Architekten legten sehr großen Wert auf die Verwendung regionaler und ökologischer Materialien. Insgesamt wurden knapp 300 Kubikmeter einheimisches Holz für die Konstruktion, Wände und den Innenausbau eingesetzt. So besteht die Fassade aus naturbelassenen, unbehandelten Lärchenbrettern, die mit der Zeit vergrauen werden. Eine Imprägnierung ist aufgrund der hohen Beständigkeit gegen Witterung nicht notwendig.

Die Innenräume sind vom Boden über die Wände bis zur Decke vollständig mit Brettern aus gekalkter Fichte ausgekleidet. Bei der manuellen Behandlung der Holzoberflächen mit dünnflüssiger Kalkfarbe, die wie eine weiße Lasur wirkt, tritt die Maserung stark hervor. Außerdem bringt das Anstrichmittel einen hohen ph-Wert mit sich, der Schimmelpilzbefall vorbeugt.

Zur Wärmedämmung wurden Matten aus Hanf verwendet, die partiell sogar sichtbar bleiben. Durch die Aussparungen der ornamentierten Decken sind sie zu sehen. Der pflanzliche Faserdämmstoff ist frei von Schadstoffen, diffusionsoffen und wirkt ausgleichend auf die Luftfeuchtigkeit. Hinzu kommt, dass Hanfpflanzen schnell wachsen, sehr widerstandsfähig sind und daher beim Anbau keine Herbizide oder Pestizide brauchen. Die hanfgedämmte Holzdecke unterstützt zugleich die Raumakustik für eine bessere Sprachverständlichkeit. Integrierte Spots sorgen für die notwendige Beleuchtung. -dg

Bautafel

Architekten: Pedevilla Architekten, Bruneck
Projektbeteiligte: Pfeifer Planung, Eppan (Statik); Studio Delazer, St. Ulrich - Gröden (Gebäudetechnik); Müller BBM, Planegg (Akustik); Aster, Jenesien (Holzbau), Heiss Fenster, Sarntal, (Fenster); Steinobjekte, Sarntal (Steinmetz); Tischlerei Gasser, Sarnthein, (Einrichtung, Bautischlerarbeiten, Türen)
Bauherr: Hotel Bad Schörgau, Sarntal
Fertigstellung: 2017
Standort:
39058 Sarntal, Südtirol / Italien
Bildnachweis: Gustav Willeit, Zürich

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