Sporthalle Telefonplanshall in Stockholm

Brettschichtholzträger und lichte Fassaden auf massivem Sockel

Der im Südosten von Stockholm gelegene Stadtteil Hägersten befindet sich im Wandel. Drei- bis viergeschossige Wohnbauten aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts überwiegen, in lockerer und durchgrünter Anordnung. Andererseits gibt es industriell geprägte Areale, darunter den ehemaligen Produktionsstandort des Mobiltelefonherstellers Ericsson. Dieser steht heute unter Denkmalschutz und beherbergt ein Kreativzentrum mit Ableger der Kunsthochschule sowie eine Kletterhalle. Die Weiterentwicklung des Stadtgebiets hat eine Nutzungsmischung zum Ziel, mit Wohnungen, Arbeitsplätzen, öffentlichen Einrichtungen und Parks.

Gallerie

Angesichts der Schaffung von neuem Wohnraum und dem Zuzug vieler Familien erwies sich eine vorhandene Sporthalle als unzureichend und nicht zeitgemäß. Das Gebäude zwischen Västberga-Schule und einer Fußball- und Leichtathletik-Sportanlage war weder barrierefrei noch für eine parallele Nutzung von Schul- und Vereinssport geeignet. So beauftragte die Stadt Stockholm die ortsansässigen AIX Arkitekter mit der Planung einer neuen Sporthalle, die den vorhandenen Bedarf decken, aber auch identitätsstiftend wirken sollte.

Die deutlich größere Telefonplanshall erhebt sich nun an gleicher Stelle wie der Vorgänger – die Abmessungen des Grundstücks an der Leichtathletikbahn erzwangen jedoch, das Raumprogramm kompakt auf zwei Ebenen zu verteilen. An einer Stelle kommt der Baukörper dieser Laufbahn sehr nahe: Die Außenwand ist hier konkav ausgebildet und passt sich so der Kurve an. Am anderen Ende dieser Gebäudeseite gen Nordosten befindet sich der Haupteingang. Er ist durch einen Vorbau klar markiert und leitet über einen Windfang zum Foyer.

Foyer mit Ausblick
Im Foyer gibt es ein Café mit Veranstaltungsbereich, zudem werden die Umkleideräume, Büros, Technikräume und auch die Sporthalle im Obergeschoss erschlossen. Ein breites Fenster an der Treppenanlage bietet Aussicht zu den Freianlagen. Vier der acht Umkleideräume verfügen über Zugänge ins Freie und sind unabhängig von der Halle für Wettkämpfe und Trainings nutzbar. Eine weitere separate Umkleide im Erdgeschoss ist für Menschen vorgesehen, die sich in der traditionellen Geschlechterzuordnung nicht wiederfinden bzw. gemeinsame Umkleideräume nicht nutzen möchten. Von der Erschließungsstraße Klensmedsvägen sind alle Servicebereiche für Abfall, Ver- und Entsorgung sowie die Technikräume schnell zugänglich.

Die Sporthalle im Obergeschoss ist für die meisten Ballsportarten geeignet. Es gibt Lagerräume für Sportgeräte wie auch eine kleine Zuschauertribüne. Ein Trennvorhang ermöglicht die Aufteilung, damit Trainings und Schulsport auch parallel durchgeführt werden können. Da der Flächenbedarf im Obergeschoss den des Servicebereichs im Erdgeschoss übertraf, kragt das Volumen über dem Haupteingang und dem Zugang zu den externen Umkleiden aus und bildet hier einen Wetterschutz.

Robuste Oberflächen, starke Kontraste

Innen stehen roh belassene Materialien und farbenfrohe Oberflächen im Kontrast. Gerade in der Halle und den Serviceräumen, die überwiegend von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, waren Robustheit und Beständigkeit wichtig. Mauerwerk und Beton blieben daher unbehandelt. In den öffentlichen Bereichen sind die Decken mit Elementen aus Streckmetall verkleidet, in den Umkleideräumen mit Holzwolleplatten. Die Toiletten und Duschräume sind zweifarbig gefliest, um Menschen mit Sehbehinderung die Orientierung zu erleichtern.

Ziegel und Beton für den Sockel, Holz im Obergeschoss

Die Stockwerke unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich Programm und Volumen, auch die Fassaden weisen unterschiedliche Charaktere auf. Mit der rotbraunen Ziegelfassade im Erdgeschoss wird die Materialität der Fassaden in der Nachbarschaft aufgenommen. Das deutlich höhere Obergeschoss ist mit einer imprägnierten Holzlattung in wechselnder Tiefe bekleidet, um eine organische Wirkung zu erzeugen. Das Holz vergraut über die Jahre, der Kontrast zum Sockel wird sich verstärken.

Das Tragwerk der Sporthalle besteht aus Brettschichtholz. Die Betonwände im Erdgeschoss dienen quasi als Fundamente für die enormen Träger aus Brettschichtholz, die in der Dachkonstruktion sichtbar bleiben. Um die Übertragung von Vibrationen durch sportliche Aktivitäten in der Halle zu verhindern, ist die Decke über dem Erdgeschoss (samt Sportboden) nicht mit der Brettschichtholzstruktur verbunden. Sie wird durch eine Sekundärstruktur aus Stahl gehalten. Zusätzlich sorgen einige Betonwände in strategischen Positionen für Stabilität – beispielsweise in der konkaven Eckausbildung, die für die Unterstützung der Auskragung im Obergeschoss von entscheidender Bedeutung ist.

Dämmung und Schallabsorption

Schnell und einfach montierbare Sandwichpaneele mit Mineralwolle umhüllen die Volumina. Sie bieten die erforderliche Dämmung, den Brandschutz und bilden die wasserdichte Ebene; außerdem dienen sie zur Befestigung der Fassadenlattung.

Der Schallschutz spielt in öffentlich zugänglichen Gebäuden eine wichtige Rolle – umso mehr in einer Halle mit vielen aktiv Sporttreibenden, Besucherinnen und Besuchern. Bereits im Foyer sind die Seitenwände kunstvoll mit schallabsorbierenden, farbigen Paneelen gestaltet. Diese verbessern die Raumakustik und verleihen dem Raum eine fröhliche Note.

Zum Einsatz kamen zudem Akustikdecken aus spezialbeschichteten Glaswolleplatten mit Vlieseinlage. Diese sind insbesondere darauf ausgelegt, die Nachhallzeiten zu verkürzen, somit einerseits die wahrgenommene Lautstärke zu reduzieren und andererseits die Sprachverständlichkeit zu maximieren. Dafür ist ein hoher praktischer Absorptionsgrad αp über einen möglichst großen Frequenzbereich notwendig.

Blendfreies Tageslicht

Ein anderes wichtiges Thema bei der Planung von Sporthallen ist die Versorgung mit Tageslicht. Es soll einerseits für eine adäquate Belichtung ausreichen, andererseits keine störenden Blendungen verursachen. Die Längsseiten der Halle sind daher im oberen Bereich mit transluzenten Polycarbonatplatten ausgestattet, die das Licht nach innen filtern und das Gebäude in den dunklen Wintermonaten indirekt aufhellen. In der Südfassade sind die transluzenten Zonen mit einer IR-Folie in der Funktion des sommerlichen Wärmeschutzes versehen, um eine Überhitzung der Halle durch solare Einstrahlung zu verhindern.

Bautafel

Architekten: AIX Arkitekter, Stockholm
Projektbeteiligte: Klas Eriksson, Silvia Las Heras, Lena Lynch, Eva-Lena Hanses, Björn Wikmark, Matts Ingman, Gustaf Hammerbo (Projektteam Architekturbüro); WSP, Stockholm (Ingenieurleistungen); Catrin Stengard, Stockholm (Landschaftsplanung); MVB Bygg, Stockholm (Generalunternehmer); Paroc, Hamburg (Hersteller Fassadendämmplatten); Kebony, Oslo (Hersteller Holzlattung)
Bauherr: Stockholm City Fastighetskontoret
Fertigstellung: 2020
Standort: Klensmedsvägen 8, 12638 Hägersten, Stockholm
Bildnachweis: Antonius van Arkel, Stockholm

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