Architektur konstruieren
Vom Rohmaterial zum Bauwerk. Ein Handbuch.
Birkhäuser, Basel 2022
612 Seiten, 1785 Abb. s/w; Format 25 x 31 cm
Hardcover (auch als Softcover erhältlich)
Preis: 98 EUR
ISBN 978-3-0356-2664-3
Das Handbuch Architektur konstruieren: Vom Rohmaterial zum Bauwerk des Schweizer Architekten und Professors an der ETH Zürich Andrea Deplazes zählt inzwischen zu den Klassikern der Baukonstruktionslehre. Die Neuerung dieser 2022 in der 6. Auflage erschienene Ausgabe ist ein zusätzliches Kapitel über die klimatischen Rahmenbedingungen von Architektur.
Die inhaltliche Gliederung des Buches orientiert sich am architektonischen Entstehungsprozess. Deplazes und seine Mitautor*innen arbeiten sich von den materiellen Grundlagen über die verschiedenen Bauelemente und Strukturen bis zur Darstellung exemplarischer Bauten und einzelner Bauteile im Detailgrad 1:20. Diese stammen vornehmlich von Schweizer Architekturbüros: Neben Entwürfen von Bearth und Deplazes werden Bauten der Büros von Peter Märkli, Burkhard Meyer und anderen vorgestellt.
Jedem Kapitel ist eine Einführung vorangestellt, die den inhaltlichen Bogen von architekturhistorischen Voraussetzungen bis zum baukonstruktiven Detail spannt. Zahlreiche Schwarz-Weiß Abbildungen lockern den Text auf. Die Sammlung unterschiedlichster, an der Professur für Architektur + Konstruktion der ETH Zürich erarbeiteter Grundlagen stelle zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, liefere aber auf das Wesentliche reduziertes, fundiertes Fachwissen, so der Herausgeber. So richtet sich das Buch sowohl an Architekt*innen, die nach baukonstruktiven Hilfestellungen suchen, als auch an Lesende, die rein intellektuell an Architektur interessiert sind – eine Seltenheit bei Fachbüchern.
Der erste inhaltliche Abschnitt Rohstoffe – Module widmet
sich mit den Hauptbaustoffen Mauerwerk, Beton, Holz, Stahl,
Dämmung, Glas und Kunststoff den materiellen Grundlagen der
Architektur, von den Materialeigenschaften bis zu architektonischen
Systemen und Anwendungen. Das zweite Kapitel Bauelemente
behandelt vom Fundament bis zum Dach alle entscheidenden Elemente
eines Gebäudes; hierbei werden verschiedene architektonische
Systeme (z.B. Flachdach: Umkehrdach) vorgestellt und meist auch
deren bauphysikalische Probleme behandelt. Im Anschluss bietet die
Sektion Strukturen einen Überblick zu Gebäude- und
Tragwerksstrukturen, Bauprozessen, Bauweisen und bauphysikalischen
Grundlagen.
Das bereits erwähnte neue Kapitel Anschauungen zum Klima von Leo Bettini Oberkalmsteiner und Andrea Deplazes beendet das Buch. Neben der Schwerkraft, welche die statischen Anforderungen an ein Gebäude bestimmt, sei das Klima der zweite wichtige Grundaspekt, mit dem sich Architektur weltweit auseinandersetzen muss, so die Autoren. Klimatische Gegebenheiten bringen im Gegensatz zur Gravitation jedoch ortsspezifische Rahmenbedingungen hervor. Während in der nördlichen Hemisphäre, dem „Winterhaus“, Baukultur primär als Kälteschutz dient (Dämmung, Dichtigkeit, Standort der Wärmequelle), so geht es auf der südlichen Halbkugel im „Sommerhaus“ vor allem um Beschattung, Durchlüftung und eine eventuelle Verringerung der Luftfeuchtigkeit.
Diese Ansprüche zu vereinen sei der Zielkonflikt der gemäßigten Zone, die von klimatischen Kontrasten geprägt ist. Architektonische, bauphysikalische und technische Maßnahmen ermöglichen eine Annäherung des Innenraumklimas an ein Idealklima. Angesichts von Effekt und Aufwand gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass Architektur zwar die wesentlichen Rahmenbedingungen zum Leben schafft, die aber schlussendlich von Menschen ausgestaltet werden. Damit endet das Handbuch mit einem Appell zur eigenverantwortlichen Mitwirkung: Ein Idealklima ließe sich teils auch mithilfe eines zusätzlich getragenen Pullovers herstellen, was wiederum einen wesentlichen Anteil an CO₂-Emissionen einspart: Die Klimakrise ist inzwischen also auch in den Standardwerken der Baukonstruktion angekommen.
Der Begriff Handbuch ist für das 612 Seiten starke Buch eine
etwas irreführende Bezeichnung: Hier handelt es sich eher um ein
umfassendes Kompendium, das sich nicht schnell durchblättern lässt;
etwas leichter mag die Handhabung mit der Softcoverausgabe fallen.
Angesichts der vielfältigen baukonstruktiven Herausforderungen
schaffen es Deplazes und seine Mitautor*innen, ein gebündeltes,
dichtes und trotzdem ansprechendes Überblickwissen zu vermitteln.
-hs
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