Maison Commune in Paris
Behutsame Bestandserweiterung mit belgischem Sekundärziegel
Mit ihrem Maison Commune in Paris schufen Plan Común ein konkretes Beispiel für das Zusammenleben in einer Hausgemeinschaft. Das Wohnhaus mit fünf Einheiten besteht aus einer Abfolge gemeinschaftlich genutzter Räume und ordnet alltäglichen Routinen zentrale Orte zu. Maison Commune ist, so die Planenden, ein gebautes Manifest und ein offener Prozess der die Bewohner*innen einbezieht.
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Ensemble aus Alt und Neu
Gegenüber dem Friedhof Pantin, einer 107 Hektar großen Grünanlage, liegt das Gebäude auf einem 15 x 17 Meter großen Grundstück im Nordosten von Paris. Es besteht aus einem sanierten, zweistöckigen Hinterhaus und einem straßenseitigen, dreistöckigen Ersatzneubau. Der Bestandsbau, ein L-förmiges Arbeiterhaus, glich den umliegenden Gebäuden des Wohnviertels, das durch geringe Dichte und zahlreiche Industriegebäude geprägt ist.
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Ursprünglich sollte das Projekt den Bestand erweitern und aufstocken. Nach ersten Untersuchungen entschieden sich die Architekt*innen aufgrund der mangelhaften Tragstruktur und der geringen Belastbarkeit des Bodens jedoch für einen Teilabriss. Der Neubau wurde als Betonskelettbau hergestellt und mithilfe vorgefertigter Betonplatten und einer Ausfachung aus Mauerwerkssteinen ergänzt.
Form folgt Haltung
Für die Fassade nutzen Plan Común zurückgewonnene Ziegel aus einer urbanen Mine aus Belgien. Der kurze Transportweg von 300 Kilometern sparte zusätzliche CO₂-Emissionen. Zur Straße hin blieb das Mauerwerk mit seiner Rauheit und Altersspuren sichtbar. Die Innenfassade wurde in Teilen verputzt und weiß gestrichen, um dem neuen Gemeinschaftsgarten Helligkeit zu verleihen.
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Zur Straßenseite öffnet sich das Haus durch ein transparentes Sektionaltor, das eine direkte Verbindung zwischen Innen und Außen schafft. Die Eingangshalle hat einen industriellen Charakter und bietet Platz für Fahrräder und Kinderwagen. Von hier aus gelangen die Bewohner*innen in den Innenhof oder über eine großzügige, geschwungene Betontreppe in die oberen Geschosse. Die durchscheinenden Türen zu den Wohnungen bringen Licht und Tiefe in die Innenräume und erweitern das häusliche Leben auf die Erschließungsflächen.
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Gemeinschaftsdach
Obwohl die städtischen Vorschriften vier Stockwerke erlaubten, entschieden sich die Architekt*innen für drei Ebenen, um das Gebäude behutsam in die Nachbarschaft einzufügen. Gleichzeitig ermöglichte dies einen knapp 70 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum auf dem Dach. Die mit semitransparenten Polycarbonatplatten verkleidete Konstruktion erinnert an ein Gewächshaus. Sie lässt sich zu beiden Längsseiten öffnen und ermöglicht den Austritt zur begrünten Dachterrasse. Der großzügige Begegnungsraum beherbergt eine Wasch- und Gemeinschaftsküche.
Insgesamt schafft Maison Commune ein Verhältnis von 334 Quadratmetern privatem Raum zu 230 Quadratmetern Gemeinschaftsfläche. Die Kosten des Projekts beliefen sich auf etwa 950.000 Euro.
Bautafel
Architektur: Plan Común, Paris
Projektbeteiligte: MAKE ingénierie, Paris (Bauingenieur); Qui plus Est (Ingenieur); La Porta Entreprise, Montévrain (Rohbau); Entreprise Delogu (Sanitärtechnik); Lelo électricité (Elektro); Studiœmile, Brüssel (Metallarbeiten)
Bauherr*in: SCI Jack Co.
Fertigstellung: 2023
Standort: 45 rue Jacques Cottin, 93500 Pantin, Frankreich
Bildnachweis: Javier Agustin Rojas (Fotos), Plan Común (Pläne)
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