Wohnsiedlung Salucci-Höfe in Esslingen
Erhöhter Schallschutz mit Kalksandstein-Wänden
Wohl kaum jemand erwartet, hinter der vierspurigen Bundesstraße 10 und dem Einkaufszentrum Neckar-Center zwischen Stuttgart und Esslingen ein Schlösschen des florentinischen Architekten Giovanni Salucci zu entdecken. Salucci hatte das kleine Haus 1818 für das Gestüt von König Wilhem gemeinsam mit der architekturbegeisterten Königin Katharina von Württemberg entworfen. Hier – zwischen Bundesstraße und Shoppingcenter, einem Landschaftsschutzgebiet und dem historischen Schlösschen – wurde nach einem 2006 entstandenen, städtebaulichen Rahmenplan auf 19.000 Quadratmetern ein neues Quartier für rund 500 Bewohnerinnen und Bewohner errichtet: die Salucci-Höfe.
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Riegel, Reihenhäuser und Stadthäuser
Ziel des Rahmenplans war es, die südöstlich von Stuttgart gelegene Dorfsiedlung Weil auszubauen und mit den angrenzenden Stadtteilen Mettingen und Brühl zu vernetzten. Den 2015 ausgelobten Wettbewerb zur Bebauung des Areals entschied das Architekturbüro Bräuning Höhne Architekten für sich. Gefragt waren städtisch geförderte Wohnungen, seniorengerechte Apartments, Mietwohnungen für mittlere Einkommen, preiswertes Wohneigentum und eine Kita.
Das Projekt entwickelten die Architekt*innen gemeinsam mit dem Bauträger Godel Planen und Bauen. Sie entschieden sich für eine klare städtebauliche Abgrenzung Richtung Nordosten zur B10 und Nordwesten zum Shoppingcenter, und einen ruhigen Quartiersinnenbereich, der sich über eine grüne Achse zum Ort Weil öffnet. Ein fünfgeschossiger L-förmiger Baukörper schirmt die Siedlung gegen die Lärmemissionen von Bundesstraße und Einkaufszentrum ab. In diesem Riegel befinden sich Mietwohnungen, die sich über große Fenster und Loggien zum ruhigen Innenbereich des Quartiers öffnen. Außerdem sind hier betreute Seniorengemeinschaften, eine Kita und ein Café untergebracht.
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Mittig des Areals befinden sich insgesamt 43 Reihenhäuser mit eigenem Garten und Dachterrasse. Sie sind in drei Reihen angeordnet, die durch einen Grünweg in je zwei Hälften geteilt werden. Die Häuser zeichnen sich durch eine klare Vorder- und Rückseite aus. Der Eingangsbereich wird durch einen Erker markiert, an der Rückseite öffnen sich die Wohnräume zum privaten Garten. Den südwestlichen Siedlungsrand schließen zwei dreigeschossige Stadthäuser ab, die sich in Richtung des Dorfes Weil und des Landschaftsschutzgebiets Weilerhalde öffnen. Insgesamt entstanden 142 Wohnungen und 43 Reihenhäuser, Gewerbeeinheiten, eine Tiefgarage und eine Kita.
Weiß verputztes Mauerwerk mit grüner Durchwegung
Zwischen den Stadthäusern führt ein autofreier Weg ins Innere der Siedlung, der sich zu einem breiten Boulevard zwischen Riegel und Reihenhäusern ausweitet. In der Mitte der Reihenhausanlage bietet ein breiterer Grünstreifen Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner. Alle Straßen innerhalb der Siedlung sind autofrei.
Sämtliche Fassaden sind weiß verputzt. Lediglich das Sockelgeschoss des Riegels ist Richtung Straße mit Klinkerriemchen verkleidet. Die Reihenhäuser erhielten an den Erkerseiten individuelle, farbliche Akzente.
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Lärmschutz durch Kalksandstein
Laut Architekt Christoph Höhe war die größte Herausforderung des Projektes der Lärmschutz. Die Gutachter errechneten, dass der Schalleintrag über das Neckar-Center sogar deutlich größer ist als über die Bundestraße, denn in dem zugehörigen Parkhaus entstehen Schallspitzen, zum Beispiel durch anfahrende Autos oder zuschlagende Autotüren. Aus diesem Grund entschieden sich die Planer*innen für eine massive Bauweise mit einer primären Tragkonstruktion aus Stahlbeton und Kalksandsteinen.
Um die verschiedenen Gebäudetypen schnell realisieren zu können, kamen KS-Rasterelemente zum Einsatz. Das System basiert auf großformatigen, klar definierten Elementen im 12,5er Raster. Auf die Baustelle wird in der Regel ein kompletter Bausatz geliefert inklusive der auf Maß gefertigten Pass- und Ergänzungselemente, welche mit einem Minikran versetzt werden. Die Außenwände wurden als Wärmedämmverbundsystem mit 20 cm starkem KS-Mauerwerk umgesetzt. Für die tragenden Wohnungsabschlusswände wurden Kalksandsteine mit einer Stärke von 24 cm verbaut. Dabei kamen, je nach Schallschutzanfoderungen, mal Steine mit einer erhöhten Rohdichteklasse (RDK) von 2,2 zum Einsatz, an anderen Stellen war eine RDK von 2,0 ausreichend.
Bautafel
Architektur: Bräuning Höhne Architekten (Entwurf + Planung: C. Höhne), Stuttgart
Projektbeteiligte: Gottlob Rommel, Esslingen (Rohbau); KS-Original, Esslingen (Kalksandsteine)
Bauherr*in: Godel Unternehmensgruppe, Stuttgart
Fertigstellung: 2021
Standort: Württembergstrasse / Weilstrasse, 73733 Esslingen am Neckar
Bildnachweis: palladium.de / KS-Original, Hannover
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Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de