Studentenwohnheim Campus Kollegiet in Odense

Hinterlüftete Vorhangfassade aus Verblendmauerwerk

Früher haben Studierende mit Wohnheimen vielleicht gute Partys verbunden, aber sicher keinen hohen Komfort. Möglicherweise ging es den Architekten von C.F. Møller damals ähnlich, denn das 15-geschossige Wohnheim Campus Kollegiet der Syddansk Universitet, das sie in Odense planten, bietet dem akademischen Nachwuchs nicht nur einen beeindruckenden 360-Grad-Blick über die Insel Fünen, auch die Wohneinheiten entsprechen so gar nicht dem Klischee spartanischer und verwohnter Kämmerchen.

Gallerie

Der Universitätscampus wurde 1966 an der südlichen Peripherie von Odense streng linear angelegt. Abgesehen von einer Fakultät sind alle Fachrichtungen in einem einzigen, großflächigen Gebäudekomplex untergebracht, der über die Jahre sukzessive erweitert wurde. Das neue Studentenwohnheim liegt in knapp 250 Meter Luftlinie nördlich davon an einem kleinen Wäldchen. In direkter Nachbarschaft entsteht seit 2009 in Richtung Innenstadt der ebenfalls von C.F. Møller entworfene Wissenschaftspark Cortex Park. Als neue Landmarke verknüpft das Wohnhochhaus dessen Forschungseinrichtungen mit dem Campus.

Der Neubau verfügt über rund 14.000 Quadratmeter Nutzfläche und bietet Platz für 250 Studenten. Er besteht aus drei zueinander verdrehten Baukörpern, die um ein gemeinsames Zentrum angeordnet sind. Neben dieser Auffächerung in der Vertikalen, haben die Architekten noch einen horizontalen Twist eingefügt, um die Gefahr der Monotonie zu umgehen. Durch das geringfügige Ein- bzw. Vorrücken des fünften bis achten Obergeschosses erscheinen die Wohntürme wie leicht versetzt gestapelte Boxen. Ebenerdig befinden sich ein öffentliches Café, eine Fahrradgarage, das Büro der Hausverwaltung und die Wohnung des Hausmeisters. In den Fugen zwischen den Baukörpern liegen die Eingänge, die alle in eine zentrale Lobby in der Gebäudemitte führen. Die vertikale Erschließung erfolgt über drei Fahrstühle und zwei Treppenhäuser.

Die Wohneinheiten erstrecken sich vom zweiten bis ins zwölfte Obergeschoss. Jeweils sieben von ihnen sind pro Etage in jedem der drei Türme untergebracht. Fünf davon sind Standardeinheiten für eine Person, eine ist rollstuhlgerecht ausgeführt und eine ist für zwei Personen konzipiert. Alle sind mit Bad und Balkon ausgestattet, die Letztere verfügt zusätzlich über eine eigene kleine Küchenzeile. Der zentrale Gebäudekern ist gemeinschaftlichen Aktivitäten vorbehalten. Insgesamt leben pro Stockwerk maximal 24 Studenten zusammen, die sich eine Küche und einen Gemeinschaftswohnraum teilen. In der 12. Etage gibt es anstelle der Sondereinheiten eine Dachterrasse, im Geschoss darüber zwei Gästewohnungen, ein Veranstaltungs- und einen Gruppenarbeitsraum. Hier befindet sich eine weitere große Dachterrasse mit vielen Sitzmöglichkeiten, unter anderem auf den Stufen der Treppenanlage zum 14. Stockwerk. Dort liegt die sogenannte Skylounge, ein großer Festsaal, der über eine eigene Dachterrasse verfügt.

Das Studentenwohnheim ist im Niedrigenergiestandard konzipiert. So dienen unter anderem die vorgelagerten Balkone als thermische Pufferzone, die eine übermäßige Aufheizung durch solare Sonneneinstrahlung verhindern. Des Weiteren ist die hochwärmegedämmte Gebäudehülle luftdicht ausgeführt. Eine natürliche Querlüftung sowie Wärmerückgewinnung aus Abluft und Abwasser reduziert den Energieverbrauch.

Mauerwerk

Die Materialität der Wohnturmfassaden sollte an die der Campusgebäude von 1966 anknüpfen: Sichtbeton und Cortenstahl. Allerdings wünschten sich die Architekten einen mehr wohnlichen Charakter. Aus diesem Grund fiel die Wahl auf ein farblich auf den Sichtbeton abgestimmtes Verblendmauerwerk in einem warmen Grauton und auf Metallpaneele in einer Tombak-Legierung als Referenz an den Cortenstahl.

Das Studentenwohnheim wurde in Stahlbetonskelettbauweise mit einer hinterlüfteten Vorhangfassade aus Verblendmauerwerk ausgeführt. Die Außenwand misst stolze 53 cm. Die tragende Konstruktion besteht aus 10 cm Stahlbeton, die in regelmäßigen Abständen als 25 cm starke Rippen ausgeführt sind. Zwischen den Rippen beträgt die Wärmedämmschicht 30 cm, vor den Rippen entsprechend nur 15 cm. Als Wärmdämmung wurden speziell für VHF entwickelte Dämmplatten mit einer gewebeverstärkten Aluminiumkaschierung verlegt, die außenseitig schwarz lackiert sind. Die Luftschicht zwischen Wärmedämmung und Verblendmauerwerk beträgt 2 cm. Für das 11 cm starke Sichtmauerwerk wurden Klinker im dänischen Normalformat mit den Abmaßen 22,8 x 10,8 x 5,4 cm verwendet. Die Ziegel wurden im Kreuzverband mit leicht eingerückten Zementmörtelfugen erstellt.

Aufgrund der Gebäudehöhe steht das Verblendmauerwerk abschnittsweise auf Konsolen und ist über Mauerwerksanker konstruktiv mit der tragenden Stahlbetonkonstruktion verbunden. Die jeweiligen unteren Schichten bestehen aus bewehrten Fertigteilstürzen. Die Brüstungen im Bereich der Dachterrassen sind ebenfalls als Fertigteil erstellt und an der Betonstruktur eingehängt.

Um die monolithische Wirkung der Fassade aufzulockern, gestalteten die Architekten die Fassade vor den Fenstern zu den Fugen zwischen den Wohntürmen als perforiertes Mauerwerk. In der Nacht fällt so das Licht der dahinterliegenden Räume durch die schmalen Öffnungen und bringt die vermeintlich geschlossenen Fassaden zum Leuchten. Das perforierte Verblendmauerwerk wurde in stahlbewehrten Fertigteilstürzen nach zuvor festgelegten Mustern vermauert.

Bautafel

Architekten: C.F. Møller, Aarhus
Projektbeteiligte: Niras, Alleroed (Statik); C.F. Møller Landscape, Aarhus (Freiraumplanung); Petersen Tegl, Broager (Vormauerziegel)
Bauherr: A.P. Møller und Chastine Mc-Kinney Møller Foundation, Kopenhagen
Fertigstellung: 2015
Standort:
Campusvej 1, 5230 Odense, Dänemark
Bildnachweis. Torben Eskerod; Kirstine Mengel; Julian Weyer; C.F. Møller, Aarhus

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