Schule in Hopley
Ingenieure ohne Grenzen realisieren Schulbau aus lokalen Materialien
Im Jahr 2005 ging die Regierung Simbabwes in der Hauptstadt
Harare systematisch gegen illegale Siedlungsstrukturen. Infolge
dieser Zwangsräumung wurden rund 30.000 Menschen in die Peripherie
von Harare, nach Hopley umgesiedelt. Hier fehlt es bis heute an
grundlegender Infrastruktur. 2010 initiierten zwei Bewohnerinnern
die Gründung der Rising-Star-Schule, ein notdürftiger
Schulbau für rund 500 Kinder, der den Witterungsbedingungen jedoch
kaum standhielt. Drei Jahre darauf begann die Stuttgarter
Projektgruppe von Ingenieure ohne Grenzen daher mit der Errichtung
eines neuen Schulgebäudes nach Plänen von Kristina Egbers, die sie
im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Universität Stuttgart
erarbeitet hatte.
Gallerie
Gestaltgebende und lastabtragende Bögen
Die Anlage besteht bisher aus zwei Gebäuderiegeln, die zu zwei
Seiten eines zentralen Hofs angeordnet sind, zwei weitere Riegel
entlang der beiden anderen Hofseiten sollen folgen und dann
insgesamt 1.000 Schülern Platz bieten. Die einstöckigen
Ziegelbauten mit leicht geneigtem Schrägdach sind im Querschnitt
aus zwei unterschiedlich weiten Rundbögen zusammengesetzt. Die
größeren Bögen mit einer Spannweite von sechs Metern bilden die
Klassenzimmer aus, die kleineren Bögen mit zwei Metern Spannweite
einen zum Hof liegenden Gang. Großzügige deckenhohe Verglasungen in
dunklen Stahlrahmen erlauben Sichtbezüge von den Bogengängen in die
Klassenräume und umgekehrt.
Auch zur Außenseite lassen große hochrechteckige
Fensteröffnungen viel Tageslicht ins Innere des Gebäudes. Die
Raumfolge von geschlossen, halb geschlossenen und offenen Räumen
schafft einen dynamischen Übergang von Innen und Außen. Zudem
verleihen die Rundbögen den Räumen eine gewisse Großzügigkeit und
wirken als gestaltprägendes Element der Innen- und
Außenräume.
Lokale Materialien
Sämtliche Außen- und Innenwände sowie die das Tragwerk
ausbildenden Rundbögen bestehen aus einschaligem, hellrotem
Ziegelmauerwerk. So konnte die notwendige Menge an – deutlich
teurerem – Bauholz für die Deckenkonstruktion minimal gehalten
werden. Die Backsteine haben die Maße 23 x 11 x 7 cm und wurden im
Blockverband vermauert. Ziegelmauerwerk
absorbiert tagsüber die Wärme der Sonne, sodass der Innenraum
angenehm kühlt bleibt und gibt sie nachts wieder ab. Kleine
Öffnungen in der Fassade sorgen außerdem für eine ständige
Querlüftung. Durch eine Belüftungsebene zwischen Decke und Dach
wird darüber hinaus die auf das Dach eintreffende Sonnenstrahlung
mit der durchströmenden Luft direkt nach außen geleitet.
Ein weiterer Vorteil des Baumaterials besteht darin, dass die
Arbeiter vor Ort damit vertraut sind und die Schulbauten so in
Zusammenarbeit von Ingenieure ohne Grenzen und Arbeitern aus der
Umgebung realisiert werden konnten. Die Ziegel werden in
einer nahen gelegenen Ziegelei produziert und alle weiteren
Baumaterialien direkt in Harare gekauft. In insgesamt sieben
Bauabschnitten wird der Campus bis voraussichtlich Ende 2022
fertiggestellt. Die Bauphasen finden jeweils während der
Trockenzeit, zwischen Mai und Dezember statt. 2019 erhielt der
Schulbau den Sonderpreis für soziales Engagement des Deutschen
Ziegelpreises (siehe Tipps zum Thema). -lw
Bautafel
Architektin: Kristina Egbers, Berlin, mit Ingenieure ohne Grenzen, Stuttgart
Projektbeteiligte: ZimRelief, Kaufbeuren, und Vision & Hope Foundation, Harare (Unterstützung Schulbetrieb); Delta Resources, Harare (Gerüstbau); Beta Bricks, Harare (Ziegel)
Bauherrschaft: keine, basierend auf Spenden
Fertigstellung: bisherige Bauabschnitte 2020, weitere Bauabschnitte voraussichtlich 2022
Standort: Hopley, Harare, Simbabwe
Bildnachweis: Kristina Egbers, Berlin
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