Aufbruchstimmung beim Holzbaukongress
Spannende Vorträge und Diskussionen in Berlin
Wie weiter bauen, wenn der Bausektor für rund 40 Prozent der
CO2-Emissionen verantwortlich ist? Wie lässt sich Holz
besonders nachhaltig im Bau einsetzen und wo liegen die
Knackpunkte? Mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen
sich am 28. und 29. Juni in Berlin beim 3. Deutschen
Holzbaukongress Forum Holzbau Deutschland: Bauen mit Holz im
urbanen Raum, um sich über diese und andere Themen zu
informieren und auszutauschen.
Gallerie
Die über dreißig Vorträge, teils zeitgleich in zwei Sälen, waren zumeist spannend und deckten eine große Bandbreite ab. Den Eröffnungsvortrag hielt Natalie Eßig von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Die Professorin für Baukonstruktion und Bauklimatik der Uni München erläuterte die Grundsätze der Nachhaltigkeit. Ein zentrales Problem bei der Wiederverwertung von Bauprodukten sei, dass diese sich oftmals nicht sortenrein trennen lassen. In der anschließenden Diskussion forderte sie eine Rücknahmegarantie seitens der Industrie.
Brandschutz: Regelwerk und praktische Erfahrungen
Der Brandschutz war Schwerpunkt eines gut besuchten Vortragsblocks. Wie ist das Bauen mit Holz in den Gebäudeklassen 4 und 5 möglich, was besagen die aktuellen Regelwerke? Kritik an der 2021 veröffentlichten Muster-Holzbaurichtlinie kam aus dem Publikum: Eigentlich solle sie das Bauen mit Holz vereinfachen – ob dies wirklich der Fall sei? Aus der Praxis berichtete der Brandschutzingenieur Dirk Kruse zum Thema Aufstockungen in Holz. Wann gilt Bestandsschutz und wann nicht? Welche praktischen Lösungen gibt es, um die Brandsicherheit bestimmter Bauteile zu erhöhen? Abschließend stellte er klar, er halte Fluchttreppenhäuser in Holzbauweise für nicht sinnvoll. Man müsse „nicht an jeder Stellschraube Holz einsetzen" – es gäbe gute Beispiele in Stahlbeton.
Gegenwärtige Bauaufgaben: Schul- und Wohnungsbau in Holz
Mehrgeschossige Wohnhäuser und Schulen in Berlin, Wien und Bad Aibling zeigten anschaulich die hohe Qualität und die Möglichkeiten, die Holzbau in der Stadt bietet. Ob als Neubau, Aufstockung im Bestand oder als Parkplatzüberbauung – Holzbauwerke von Scharabi, Staab, Sauerbruch Hutton, Tom Kaden und Florian Nagler Architekten belegen, dass städtische Nachverdichtung mit Holz sehr gut möglich und attraktiv ist. Sebastian Apitz von der Berliner Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE berichtete anschaulich über die Aufstockung von Plattenbauten um drei Geschosse. Jenseits der technischen Aspekte erwähnte er die Lärmbelastungen, denen die Mieterinnen und Mieter im Zuge solcher Maßnahmen ausgesetzt sind.
Neben vielen anregenden Vorträgen gab es eine begleitende Ausstellung, in der moderne Verbindungstechnik in Holz und Metall, höchst tragfähige Holzbauelemente und lastbeständige Matten zur Schallentkopplung zu besichtigen waren.
Fazit: Schön, dass Veranstaltungen mit Publikum wieder
möglich sind! Sie bieten nicht nur die Chance für informellen
Austausch und neue Kontakte. Es kamen auch gegensätzliche
Auffassungen zum Vorschein, die nur ansatzweise diskutiert werden
konnten, als Impulse dennoch wichtig sind. Wer beim Holzbaukongress
diesmal nicht dabei sein konnte, dem sei der Tagungsband empfohlen
(s. Surftipps). -us
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