Außenwandbekleidungen aus Holz

Materialien, Verbindungsmittel, Konstruktionsprinzipien

Die Fassadengestaltung bestimmt entscheidend den Charakter eines Gebäudes. Holz und auch Holzwerkstoffe bieten eine Vielfalt von Möglichkeiten.

Gallerie

Holz unterliegt im Außenbereich unterschiedlichen Umwelteinflüssen. Holztypische Veränderungen wie Rissbildung, Quell- und Schwindverformungen, Verdrehungen, Krümmungen oder Harzaustritt können im Außenbereich nicht vermieden werden. Ziel ist es, diese unter Einhaltung der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit auf ein hinzunehmendes Maß zu reduzieren.

Die Fachregel des Zimmererhandwerks „Außenwandbekleidungen aus Holz“ ist ein Leitfaden für eine sachgemäße Planung und Ausführung der üblichen Regelfälle nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Darüber hinaus können gegebenenfalls Sonderlösungen für spezielle Ausführungs- und Anwendungsfälle erforderlich sein.

Die Fachregel gilt für Bekleidungen aus Vollholz oder Massivholzplatten bzw. zementgebundene Spanplatten an Gebäuden mit einer Höhe von höchstens 10 m über Geländeoberkante (siehe Abb.1). Für höhere Gebäude gelten deutlich schärfere und umfangreiche Anforderungen an den Brandschutz und die Tragsicherheit.


Abb.1: Die Fachregel gilt für Bekleidungen an Gebäuden mit einer Höhe von höchstens 10 m über Geländeoberkante.

Materialien

Holzbekleidungen aus Holzwerkstoffplatten mit einer Fläche ≤ 0,4 m² und einem Eigengewicht ≤ 5 kg sowie Brettbekleidungen mit einer Brettbreite von ≤ 0,3 m werden nach der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) in der Gebäudeklasse 1 und 2 als untergeordnetes Bauteil eingestuft. Damit benötigen sie keinen eigenen Standsicherheitsnachweis, sofern sie nach den handwerklichen Regeln montiert sind und die Unterstützungsabstände der Unterkonstruktion 0,85 m nicht überschreiten.

Vollholz
Die Dauerhaftigkeit und das Erscheinungsbild einer Holzfassade ist maßgeblich von der Auswahl der entsprechenden Holzart abhängig. Bei fachgerechter Ausführung weisen vor allem einheimische Holzarten wie Lärche, Douglasie oder Eiche eine ausreichende Dauerhaftigkeit auf. Aber auch Fichte und Tanne haben sich in der Vergangenheit bewährt. Nadelholz sollte nach DIN 68365: Schnittholz für Zimmererarbeiten – Sortierung nach dem Aussehen – Nadelholz mindestens der Güteklasse II entsprechen.

Holzwerkstoff
Holzwerkstoffe, die nach dieser Fachregel für Außenwandbekleidungen verwendet werden, müssen für den Einsatz in Nutzungsklasse 3 (NKL 3) geeignet sein.

Verbindungsmittel

Die Verwendung stiftförmiger Verbindungsmittel erfolgt nach DIN EN 14592: Holzbauwerke – Stiftförmige Verbindungsmittel – Anforderungen oder nach allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) bzw. Europäisch Technischen Bewertungen (ETA). Mindestanforderungen an den Korrosionsschutz sind in der DIN EN 1995-1-1: Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten – Teil 1-1: Allgemeines – Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau sowie DIN SPEC 1052-100: Holzbauwerke – Bemessung und Konstruktion von Holzbauten –Teil 100: Mindestanforderungen an die Baustoffe oder den Korrosionsschutz von Verbindungsmitteln geregelt. Die Unterkonstruktion wird i.d.R. mit verzinkten Verbindungsmitteln an der Tragkonstruktion befestigt, wohingegen sichtbare Befestigungen der Bekleidung mit geeigneten nicht rostenden Verbindungsmitteln (mindestens CRC II) ausgeführt werden.

Holzschutz

Konstruktiver Holzschutz
Die Holzbauteile sollten schon in der Planungsphase nach DIN 68800-1: Holzschutz – Teil 1: Allgemeines einer Gebrauchsklasse zugeordnet werden, um die Dauerhaftigkeit einer Konstruktion sicherzustellen. Die Ausführungen in dieser Fachregel entsprechen den Regelungen der DIN 68800-1 und -2.

Oberflächenbeschichtung
Die Auswirkung klimatischer Einwirkungen kann durch eine Beschichtung von Holz verringert werden, sofern diese fachgerecht ausgeführt wird. Natürliche Schwind- und Quellbewegungen und die damit verbundene Rissbildung des Holzes begünstigen das Eindringen von Wasser, das aufgrund der dampfbremsenden Wirkung der Beschichtung nur schwer wieder verdunsten kann. Ein dauerhafter Schutz kann somit durch eine Beschichtung nicht erreicht werden.

Die Funktionstüchtigkeit und das Aussehen können nur durch eine regelmäßige Inspektion oder ggf. Erneuerung der Holzbauteile gewährleistet werden. Hinweise zur Instandhaltung sind dem BFS-Merkblatt Nr. 18: Beschichtungen auf Holz und Holzwerkstoffen im Außenbereich (Technische Richtlinie für Maler und Lackierer des Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz; s. Surftipps) zu entnehmen.

Konstruktionsprinzipien

Bei Außenwandbekleidungen wird je nach Aufbau zwischen geschlossenen (hinterlüftet, belüftet oder nicht belüftet) und offenen horizontalen Konstruktionen unterschieden.


Abb. 2: Anforderungen an Außenwandbekleidungen

Befestigung von Außenwandbekleidungen

Die Befestigung der Bekleidungselemente wie Bretter oder Tafeln ist oberflächenbündig mit Schrauben, Klammern oder Nägeln herzustellen. Um die Rissbildung infolge Quell- und Schwindverformungen zu vermeiden, wird bei der Befestigung von Brettern jedes Brett für sich einzeln befestigt.

Bei einer Brettbreite ≥ 80 mm sind zwei Befestigungsmittel pro Befestigungspunkt anzubringen, darunter reicht auch ein Befestigungsmittel. Die Anzahl der Befestigungsmittel bei Stülpschalungen, Profilschalungen oder Boden-Deckelschalungen variiert ebenfalls in Abhängigkeit der Brettbreite (s. Abb. 3).

Sockelbereich

Zur Verminderung von Spritzwasser im Sockelbereich sind unterschiedliche konstruktive Hinweise zu beachten. Die Sockelhöhe ist abhängig vom Untergrund. Bei einem nichtspezifizierten Geländebelag ist daher üblicherweise ein Abstand von 300 mm zwischen Außenwandbekleidung und Oberkante Gelände einzuhalten.


Abb. 3: Ausführungsmöglichkeit des Sockelbereichs bei nichtspezifiziertem Geländebelag

In Abhängigkeit der Geländeoberfläche, zum Beispiel bei einer Kiesschicht mit einer entsprechenden Körnung (Korngröße 16/32), kann der Abstand auf 150 mm reduziert werden.

Bauphysik

Wärmeschutz
In Kombination mit einer zusätzlichen Wärmedämmschicht können Außenwandbekleidungen zur Verbesserung des Wärmeschutzes von Gebäuden beitragen.

Schallschutz
Die Anordnung einer Außenwandbekleidung trägt i.d.R. nicht zu einer Verbesserung des Schallschutzes im Inneren des Gebäudes bei.

Brandschutz
Die Anforderungen an Außenwandbekleidungen in dieser Fachregel resultieren aus den Vorschriften der Musterbauordnung 2002 (MBO). Weiterhin sind die Anforderungen der jeweiligen Landesbauordnungen (LBO), der VV TB sowie der DIN 4102-4: Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen – Teil 4: Zusammenstellung und Anwendung klassifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbauteile einzuhalten.

Weitere Informationen zu Umwelteinflüssen, Materialien, Holzschutz oder Konstruktionsprinzipien finden Sie in der Schrift Fachregel des Zimmererhandwerks I 01 I Januar 2020: Außenwandbekleidungen aus Holz (s. Surftipps).

Autor: Max Köhnken (HDI)

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Einführung

Holzbaukonstruktion heute

Kombiniert werden nicht nur unterschiedliche Konstruktionsweisen, sondern auch Materialien. Die Vorfertigung spielt eine große Rolle.

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Holz und auch Holzwerkstoffe bieten eine Vielfalt von Möglichkeiten: Karbonisierte Holztafeln bilden die Fassade des Baugruppenhauses Frizz23 in Berlin-Kreuzberg (Deadline Architekten, 2019).

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