Biomasse-Fernheizkraftwerk in Lienz/A
Kraft-Wärme-Kopplung auf ORC-Basis
Das Heizkraftwerk in Lienz in Osttirol ist ein außergewöhnliches Gebäude: ein architektonisch spannendes und gleichzeitig ökologisch und technisch hoch ambitioniertes Projekt, hervorgegangen aus einem Architektenwettbewerb. Das Büro Valtiner überzeugte mit seinem Entwurf für das neue Kraftwerk die Jury. Lagerhalle, Anlieferung, Tagesdepots und Heizhaus sind die Grundelemente. Die im Süden angeordnete, nach Norden offene 1.100 m² große Lagerhalle bietet Platz für 4.000 Schüttraummeter Biomasse. Sie ist aus Betonfertigteilen errichtet und dreiseitig mit einer Holzbohlen-Fassade versehen.
Gallerie
Die Anlieferung wird von einem 630 m² großen Solarschild überdacht und bildet die Verbindung zu den - dem Heizhaus vorgelagerten - Tagesdepots, mit zwei 300 Schüttraummeter fassenden Flächen für das Hackgut. Der Solarschirm ist mit seiner gekrümmtem Form Mittelpunkt und Landmark der Anlage. Die auffällige Form entwickelte sich durch Berücksichtigung der effektivsten Nutzung der Sonnenenergie - "form follows funktion" - an diesem Industriegebäude grandios umgesetzt.
Das Heizhaus nimmt alle technischen Anlagen und Räume auf: zwei Biomassekesselanlagen, ein Thermo-Ölkessel, die Solaranlage und den ORC-Prozess. Büro- und Sozialräume sowie ein Steuer- und Präsentationsraum sind ebenfalls im Heizhaus untergebracht. Nach außen zeigt sich das Heizhaus mit seiner Alufassade geschlossen, nur wenige "Lichtschlitze" lassen etwas von der hochtechnisierten Welt dahinter erahnen.
Heizung/Energiekonzept
Gründe für den Bau eines Biomasse-Heizkraftwerkes waren u.a. die
schlechten Werte bei Luftmessungen im Osttiroler Raum, die
Unterstützung der Forst- und Landwirtschaft ein positiver
Nebenaspekt. Insgesamt werden mit der neuen Anlage ca. 150.000
Tonnen weniger CO2 an die Umwelt abgegeben, eine mehrstufige
Rauchgasreinigungsanlage mit Grobentstaubung und Restwärmenutzung
trägt zur Steigerung des Wirkungsgrades bei. Der Einsatz von
ORC-Technologie bringt eine effektive Nutzung der Solarenergie und
der Energie aus Biomasse.
Mit dem neuen Kraftwerk sollen bis zu 900 umweltbelastende
Einzelheizungen stillgelegt und ein Verzicht auf 7.800.000 Liter
Heizöl/Heizperiode erreicht werden. Die Gesamtlänge des
Netzes liegt bei 37 Kilometer und versorgt ca. 900 Verbraucher mit
Wärme.
Mit der Biomasse (Rinde, Sägespäne, Hackgut) und dem Einsatz von
Solartechnologie werden 60.000 MWh/a Wärme und 7.200 MWh/A Strom
erzeugt.
Bautafel
Architekten: Architekturbüro Valtiner Ziviltechnikergesellschaft mbH, Lienz/A
Projektbeteiligte: Christian Murbacher, Lienz/A (Entwurf); PLAN.T Steirische Energieanlagen-Engeneering und Consulting GmbH, Graz/A (Gesamtplanung Hochbau); TIWAG Tirolar Wasserwerke AG, Bautechnik, Innsbruck/A (Tragwerksplanung); BIOS Bioenergiesysteme, Graz/A (Planung Maschinenbau); Solid GmbH, Graz/A (Solaranlage)
Bauherr: Stadtwärme Lienz Produktions- und Vertriebs-GmbH, Lienz/A
Fertigstellung: Oktober 2001
Standort: im Südosten von Lienz
Bildnachweis: Architekturbüro Valtiner
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