_Glas
Akademie der Künste in Berlin
Die gläserne Fuge
Gallerie
„Ich bin gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, da eine
Steinfassade zu machen. (...) Und wir wollten schon gar keine
Assoziationen an die Großkotzigkeit der Hitler-Architektur und der
wilhelminischen Architektur wecken. Wir haben gegen
Rücksichtslosigkeit angebaut.“ (Günter Behnisch im Spiegel
20-2005)
Über die Geschichte und den Bau der neuen Akademie der Künste in
Berlin ist eine Veröffentlichungen der Architekten als pdf-Datei
angehängt. Hieraus entnommen ist die Beschreibung des Konzeptes der
Architekten:
Der mit allen Spuren seiner wechselvollen Geschichte erhaltene
Altbau der Ausstellungshallen sollte wieder seinem früheren Zweck
entsprechend hergestellt und durch ein Ensemble von Neubauten
umgeben werden. Der Entwurf von 1994 gliedert sich in vier
Bereiche: Den Pariser Platz begrenzt – ganz im Sinne der damals von
der Senatsverwaltung empfohlenen 'Kritischen Rekonstruktion' – der
neue „Kopfbau“ anstelle des zerstörten Palais von Arnim; an ihn
schließt nach Süden entlang der Brandwand des westlichen
Nachbargebäudes (DZ-Bank/Frank O. Gehry) die „Spange“ mit Räumen
für die Abteilungs-Direktoren und Referenten an, die sich im Süden
mit dem Archivbau an der Behrenstraße verbindet. Dieses Gebäude
wendet sich über einem öffentlichen Durchgang und einem Lesesaal
mit einer eher geschlossenen Fassade als „Gedächtnis der Akademie“
dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu.
Das Holocaust-Denkmal und der Pariser Platz sind durch eine als
„gläserne Fuge“ gestaltete Wandelhalle zwischen der alten Saalfolge
und dem Hotel Adlon miteinander verbunden, um so mit einer
öffentlichen Passage neue stadträumliche Bezüge zu erschließen.
Im Zentrum des Ensembles liegen die 1906-1907 gebauten
Ausstellungshallen, die als „Fundstücke“ belassen und unter
Berücksichtigung denkmalpflegerischer Belange sorgsam restauriert
werden sollten: Das Alte wird von Neuem umgeben und bleibt doch als
historischer Ort erkennbar.
Im Kopfbau zum Pariser Platz liegen über dem Foyer die eher
repräsentativen Bereiche wie Plenarsaal und Präsidialebene, in den
Untergeschossen eine Experimentierbühne mit großem Zuschauerraum
als „black box“. Im Foyer erhebt sich die große Haupttreppe aus dem
Erdgeschoss. Eine zentrale Halle mit freien Treppenläufen zwischen
Alt- und Neubau verbindet die unterschiedlichen Nutzungsebenen. Ein
Bistro leitet über zum Wintergarten, der als Wandelhalle eine
Verbindung zur Behrenstraße herstellt.
Die Fassade zum Pariser Platz war zu Beginn sehr umstritten, da sie
nicht den Vorstellungen der Senatsverwaltung hinsichtlich der
'Kritischen Rekonstruktion' an diesem Ort entsprach. Heute, da sich
die Fassade des Hotels Adlon in der Fassade der Akademie spiegelt,
und dies wiederum Kritik hervorrief, sagt Behnisch: "Aber das habt
ihr doch immer gewollt....".
Eine Aufsatzkonstruktion auf einer Pfosten-Riegel-Konstruktion aus
geschweißten Stahlprofilen trägt die großen absturzsichernden
Verbundglasscheiben. Zur Nordseite des Gebäudes war kein
Sonnenschutz erforderlich. An den übrigen Fassaden befinden sich
zum Teil außen liegende bzw. innen liegende Sonnen- und
Blendschutzvorrichtungen um das gläserne Gebäude vor zu großer
Überhitzung zu schützen. Die Problematik der Überhitzung ist
derzeit in der Fachwelt umstritten. Die Fassade zur Behrenstraße
ist als Putzfassade mit einem mineralischen Anstrich und
Lochfenstern ausgeführt worden.
Glas
Als Abschluss des Gebäudes über der Dachterrasse haben sich die
Architekten für ein farbig bedrucktes Glasdach entschieden, das mit
einem Blattmotiv an die einst auf diesem Grundstück gepflanzten
Bäume erinnert und in den Farben den Bezug zu den Fassaden der
Nachbargebäude herstellt. Gleichzeitig nimmt dieses farbige
Glasdach über den Schiffstreppen und Himmelleitern des Lichthofs
unter dem Himmel Berlins jene Tradition des Expressionismus in der
Architektur auf, die im Freundeskreis der »Gläsernen Kette« 1919
begründet worden war (Werner Durth).
Das Glasdach über dem Clubraum (35 m x 20 m) wird von Glasträgern
aus VSG
3 x 12 mm TVG
mit einer Länge von 5,25 m unterstützt. Die Isolierglasscheiben
haben die Abmessungen 5,25 m x 1,60 m. Auf die Glasträger ist ein
Edelstahl-Flachprofil zur Aufnahme des Verglasungsprofiles
aufgeklebt. Das zu Reinigungszwecken betretbare Dreifach- Isolierglas
ist eine Sonderanfertigung mit folgendem Aufbau:
- außen: 10 mm ESG
mit keramischen Siebruck und Sonnenschutzbeschichtung
-
SZR:
12 mm Kryptonfüllung
- Mitte: VSG 2 x 8 mm ESG mit 1,52 mm PVB-Folie
und eingelegter Motivfolie
- innen: VSG 10 mm TVG + 6 mm TVG mit 1,52 mm PVB-Folie, low-e Beschichtung auf der Innenseite, TVG aus 6mm k-Glas dient als Wärmespiegel zur Innenseite
Bautafel
Architekten: Behnisch & Partner, Stuttgart mit Werner Durth, Darmstadt
Projektbeteiligte: Pfefferkorn Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); Schreiber Ingenieure, Ulm (Haustechnik); Bartenbach Lichtlabor (Lichtplanung); big GmbH (Bauüberwachung)
Bauherr: Land Berlin für die Akademie der Künste vertreten durch: Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Fertigstellung: Mai 2005
Standort: Pariser Platz 4, Berlin
Bildnachweis: Behnisch + Partner, Stuttgart
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