_Gerüste und Schalungen
Neue Hülle für die Tonne
Komplettsanierung Gasometer Oberhausen
Die Industriedenkmale des Ruhrgebiets erinnern an eine Zeit, als der Bergbau dort noch die treibende Kraft war und überall die Schlote rauchten. Neben den erhalten gebliebenen Zechen, Kokereien und Hochöfen zählt zu den Relikten dieser Ära auch der 1923 erbaute Gasometer in Oberhausen, in dem das bei der Stahl- beziehungsweise Kokserzeugung anfallende Gas gespeichert wurde, um es danach zur Energiegewinnung in anderen Produktionsstätten zu verfeuern.
Gallerie
Bei dem Bauwerk handelt es sich um einen sogenannten Scheibengasbehälter, der ohne Wasser zur Abdichtung funktioniert. Die Deckelkonstruktion der Tonne ist beweglich, sodass der Druck im Inneren konstant gehalten werden konnte. Bereits seit den 1990er-Jahren ist in dem rund 118 Meter hohen Gasometer eine Ausstellungshalle untergebracht. Seit Herbst 2019 läuft nun die denkmalgerechte Komplettsanierung unter der Federführung von Lindner Lohse Architekten. Dabei werden das Fundament und das Tragwerk ertüchtigt, Korrosionsschäden ausgebessert und die Hülle neu beschichtet.
Bevor der Gasometer für die Arbeiten an der Hülle eingerüstet werden konnte, mussten die Treppen zwischen den alle 14 Meter vorhandenen Umläufen sowie die Ausbläser und Geländer abmontiert werden. Die Einrüstung erfolgte in zwei Abschnitten: zunächst auf der Ost- und Westseite, dann auf der Nord- und Südseite. Alle Gerüstabschnitte wurden mit Folie eingehaust, sodass die Strahl- und Beschichtungsarbeiten geschützt vor Wettereinflüssen stattfinden konnten und die abgestrahlten Farbreste im Baustellenbereich verblieben. Nach intensiven Recherchen zur Farbgebung seit 1949 – damals erfolgte nach einem Brand ein Wiederaufbau, bei dem auch erhalten gebliebene Bauteile verwendet wurden – entschied man sich bei dem abschließenden Anstrich für einen grauen Grundton mit einer rötlichen Einfärbung.
Insgesamt wurden mehr als 30.000 m² Fassadengerüst mit einer Gerüstbreite von einem Meter verbaut. Das verwendete Systemgerüst ließ sich mit vorlaufendem Geländer montieren, sodass den geltenden Sicherheitsbestimmungen genüge getan werden konnte. Eine besondere Herausforderung war die große Gerüsthöhe von über 100 m und die damit verbundenen Lasten – insbesondere dort, wo zudem Überbrückungen mit bis zu 7 m Spannweite herzustellen waren. Zudem machten die außenliegenden Umläufe des Stahlbehälters eine exakte geometrische Anpassung der Gerüstkonstruktion erforderlich. Dank des metrischen Grundrasters des verwendeten Systemgerüsts konnten diese ohne besonderen Montageaufwand verwirklicht werden.
Die Sanierung soll in den nächsten Monaten abgeschlossen werden. Die daran anschließende Eröffnungsausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ thematisiert die bewegte Klimageschichte der Erde sowie die Veränderungen der Tier- und Pflanzenwelt im Anthropozän.