Wohnhochhaus Aglaya in Risch-Rotkreuz

Grüne Welle

Der gut ausgebaute Bahnhof hat die Entwicklung von Risch-Rotkreuz entscheidend geprägt: In dem Ort in der Zentralschweiz haben sich zahlreiche Unternehmen angesiedelt; seit den 1960er-Jahren wächst auch die Bevölkerung stark an. Direkt neben dem Bahnhof liegt das Suurstoffi-Areal, das einst rein gewerblich genutzt wurde. Seit 2010 verwandelt es sich nach und nach in ein durchmischtes Wohnquartier, an dessen westlichem Rand bald auch ein neuer Campus der Hochschule Luzern fertiggestellt wird. Blicke zieht jedoch ein anderer Bau auf sich: Mit seinen 70 Metern Höhe und der begrünten Fassade ist das Gartenhochhaus Aglaya des Zürcher Büros Ramser Schmid Architekten das Leuchtturmprojekt im Zentrum des Areals.

Gallerie

Aufgrund der geschwungenen Grundrissform scheint sich das Gebäude aus zwei verschieden hohen Türmen zusammenzusetzen, die aus einem gemeinsamen Sockel wachsen. Über einer Tiefgarage bietet das Ensemble auf vier Geschossen Raum für Gewerbe, dann folgt ein Technik- bzw. Lagergeschoss, über dem gewohnt wird. Gemeinschaftlich genutzte Dachterrassen schließen den Bau nach oben hin ab.

Erscheinungsbild wechselt mit den Jahreszeiten

Während die Sockelfassade streng gegliedert und glatt daherkommt, zeigt die Gebäudehülle der Wohngeschosse mit ihren Balkonen, Terrassen und Wintergärten lebendige Tiefe. Die nötigen Stützelemente und Rohre für die Be- und Entwässerung sind individuell je nach Bedarf verteilt und in einem goldenen Farbton gehalten. Optisch werden diese beiden Funktionsbereiche durch ein Technik- und Lagergeschoss getrennt. Dieses ist von Außen mit geneigten Fertigteilelementen aus Beton verkleidet, die die unterschiedlichen Dimensionen von Sockelzone und den Obergeschossen ausgleichen.

Für die 85 Eigentumswohnungen (1,5 bis 5,5 Zimmer) und den zentralen Erschließungsbereich wurde ein detailliertes Fassadenbegrünungskonzept entwickelt. Kleinere Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen und Stauden wurden je nach Himmelsrichtung und Lage zusammengestellt und in fest installierte Tröge gepflanzt. Es wurden bewusst Gewächse gewählt, die für einen Wandel der Gebäudehülle im Laufe der Jahreszeiten sorgen. Während also das dichte Blätterkleid im Sommer die Wohnungen verschattet, lassen die nackten Zweige im Winter viel Licht ins Innere.

Gerüst und Schalung: Tische, die nach oben wandern

Beim Tragwerk handelt es sich um einen Skelettbau aus vorfabrizierten Verbundstützen mit Betonkern sowie Decken und Balkonen aus Ortbeton. Vor Ort betonierte Treppenhauskerne sowie einige Ortbetonwände steifen das Gebäude aus und stabilisieren es im Fall eines Erdbebens.

Für die Schalung der Balkonplatten und der angrenzenden Deckenbereiche kamen speziell für dieses Projekt entwickelte Fachwerk-Schalungstische zum Einsatz, die auf Lasttürmen ruhten. Sie setzten sich zusammen aus einem Oberbau mit Gitterträgern und Schaltafeln sowie einem Unterbau mit Fachwerkträgern aus Stahl, die aus den Einzelteilen eines Baukastensystems vormontiert wurden. Verbunden wurden die beiden Bauteile über sogenannte Hakenbriden.

Die Lasttürme, auf denen die Deckentische aufsetzten, bestanden aus jeweils vier Deckenstützen aus Aluminium und verbindenden Rahmen. Mit einer speziellen Umsetzgabel – eine Sonderanfertigung für dieses Projekt – konnten die Fachwerktische nach Fertigstellung der Arbeiten in einem Stockwerk von der Stützkonstruktion gehoben und ein Geschoss weiter nach oben versetzt werden.

Variable Auskragungen und schwere Fertigteile

Das variable Tischsystem erlaubte es, die bis zu vier Meter weit auskragenden, unterschiedlich geformten Balkonplatten zu realisieren. Gleichzeitig konnten die Lasten aus den vorgefertigten Brüstungsbauteilen bzw. Pflanztrögen, die vor dem Betonieren gesetzt wurden, abgeleitet werden.

Eine spezielle Konstruktion erforderte das Technikgeschoss (5. OG) mit seiner Auskragung, das statisch gesehen als Gurtgeschoss fungiert. Massive Streben und Pfeiler aus Ortbeton leiten im Zusammenspiel mit geometrisch komplexen Unterzügen die Lasten in die Sockelgeschosse bzw. in das Fundament ab. Bekleidet wurde dieser Bereich mit Fertigteilen aus Beton. Noch vor der Ausführung der Tragkonstruktion wurden diese Fassadenelemente vormontiert. Dafür war eine entsprechende Abstützung nötig, die sich aus einem Traggerüst und Stahlbauteilen eines Baukastensystems zusammensetzte. Bei der Betonage des Rohbaus dienten die Fertigteile stellenweise als verlorene Schalung; die Stützkonstruktion leitete die entstehenden Lasten sicher ab. -chi

Bautafel

Architektur: Ramser Schmid Architekten, Zürich
Projektteam: Thomas Rujbr mit Laura Silva, Evelyne Jost, Vedran Brasnic, Federico Tria, Katarina Sinsel, Kinga Rusin, Nico Jenni, Stefan Bucher, Lucas Degen, Clara Villamor, Gazmir Shala, Lena Haechler, Remina Cotlet, Juan Alcala, Rushan Sejdini, Jakob Uhlenhopp, Dylan Kreuzer, Sevde Ertas
Projektbeteiligte: Lorenz Eugster, Landschaftsarchitektur und Städtebau, Zürich (Landschaftsarchitektur / Gebäudebegrünung); Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure, Zürich (Tragwerksplanung); Landis Bau, Zug (Bauunternehmen); S+B Baumanagement, Steinhausen (Realisierung);  Nägele Betonfertigteile, A-Röthis (Pflanztröge/Brüstungen); Reckli, Herne (Matrizen); MCE, Eschenz, und Peri, Weißenhorn (Gerüst- und Schalungsplanung)
Bauherrschaft: Zug Estates, 6300 Zug, Schweiz
Standort: Suurstoffi 37, 6343 Risch-Rotkreuz, Schweiz
Fertigstellung:
2019
Bildnachweis: Roger Frei, Zürich; Christian Herbert Hildebrand / Zugestates, Zug

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