Wohnhaus in Tokio

Zedernholz mit Baumrinde als Schalung

Das Tokioter Stadtviertel Yushima prägen wie vielerorts ein rascher Wandel und dichte Bebauung. Der Gegend rund um einen berühmten Schrein erging es in letzter Zeit ähnlich. Aus zahlreichen Hotels wurden Wohnkomplexe, die durch starke Höhenentwicklung und in einem engen Raster den Charakter der Umgebung bestimmen.

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Ein schmales Grundstück zwischen Hochhäusern stand für einen weiteren Wohnbau zur Verfügung. Die Form des ungewöhnlichen Volumens folgt zwei grundlegenden Prämissen: der einer beengten Raumsituation sowie der ungünstigen Lichtverhältnisse zwischen der emporwachsenden Nachbarschaft. Das Büro Hiroyuki Ito Architects aus Tokio entschied sich für einen gebogenen, schlauchartigen Baukörper, der einen Innenhof umschließt und somit für jede Wohnung Licht, Frischluft und Aussicht generiert. 

Der Innenhof als wichtige Entwurfskomponente
Acht Geschosse erheben sich über der Grundfläche in Form einer langgezogenen Schlaufe und umschlingen einen schmalen Zugang sowie den tropfenförmigen Innenhof. Durch die Absenkung des Innenhofs entstehen neun nutzbare und belichtete Geschosse. Zwar sei derzeit noch der Zugang zum offenen Kern den Bewohnerinnen und Bewohnern vorbehalten, langfristig kann jedoch ein öffentlicher Raum daraus entstehen, an den Co-Working-Spaces, ein Einkaufsladen oder Markt sowie ein Café angrenzen.

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Oberhalb zeigen sich innenhofseitig Fenster, Loggien bzw. Laubengänge, durchgehende Balkone und Stege in unregelmäßiger Verteilung. Diese Querverbindungen und Öffnungen begünstigen ihrerseits die Belichtung und Belüftung der Wohnungen, dazu dienen sie noch der Erschließung und als gemeinschaftlich nutzbare Freiflächen.

Sichtbeton mit außergewöhnlicher Kontur und Struktur
Weiteren entscheidenden Einfluss auf die Atmosphäre des Innenhofs und damit auf Wohn- und Aufenthaltsqualität hat die Gestaltung der 30 Meter hohen, hofzugewandten Betonwand. Diese erhielt eine besondere Textur, die die Lichtintensität unterstützt. Die Sichtbetonoberfläche erhielt eine vertikale Struktur, die einerseits durch Linearität und Gleichmäßigkeit geprägt ist, andererseits ein unregelmäßiges Erscheinungsbild aufweist. Entscheidend für die Beschaffenheit der Betonhaut war das Schalungsmaterial. Dieses, so berichten die Architekt*innen, stammt von japanischen Zedernholzstämmen, die normalerweise für den Bau ungeeignet wären und als Abfallprodukt der Forstwirtschaft ansonsten keine Verwendung gefunden hätten.

Die Rinde japanischen Zedernholzes als Teil der Schalung
Die Stämme entstammen einem Projekt aus der Stadt Sammu in der Präfektur Chiba. Dort verfolgt die Initiative „Wooden Station Project“ das Ziel, gesunde Waldteile zu erhalten und schadhaftes Holz an einem zentralen Ort zu sammeln. Auch der japanische Wald bzw. die Forstwirtschaft kämpft mit diversen Plagen. So hat die Ausbreitung eines Pilzbefalls dazu geführt, dass Baumstämme geschwächt sind und tiefe Furchen erhalten haben. Die Architekt*innen erkannten ebendiese Tatsache als Wert an und sahen das Material als geeignete Schalung, wodurch sie auch einen Beitrag zur nachhaltigen Verwertung forstwirtschaftlicher Produkte leisten wollten.

Infolge wurden für den Bau des Wohnhauses in Yushima die Stämme in 15 Millimeter dicke Scheiben geschnitten, wobei auf einer Seite die Rinde erhalten blieb. Die Bretter wurden auf Sperrholzplatten geklebt und konnten so als Schalungselemente genutzt werden. Form und Kontur der Stämme sowie die Textur der Rinde kann nun auf der Betonoberfläche gelesen werden. So zeigt sich ein weiteres Spiel mit der Tiefe: sowohl im räumlichen Großmaßstab, was die außergewöhnliche Form des Wohnkomplexes angeht, als auch in der detailreichen und nahezu kunstvollen Ausarbeitung der innenhofgewandten Fassaden. -sab

Bautafel

Architektur: Hiroyuki Ito Architects, Tokio
Projektbeteiligte: Shuji Tada Structural Consultant (Tragwerksplanung); Tetens Engineering (Haustechnik); EOS plus (Elektroplanung); Kayoko Nagayama Garden Design & Construction (Landschaftsarchitektur); Sanyu Construction (Bauunternehmung)
Bauherr*in: Sanyu Construction
Standort: 113-0034, Tokio, Yushima, Bunkyo City
Fertigstellung: 2023
Bildnachweis: Masao Nishikawa


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vgwort
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