Holzhäuschen als Traktor-Unterstand
Vitruvs Urhütte neu interpretiert
Simpler könnte er kaum sein – aber eben darin liegt die
Ausdruckskraft, man ist versucht zu sagen der Charme, dieses Baus.
Der Architekt Jan Rösler konzipierte für einen privaten Bauherren
im brandenburgischen Abbendorf einen Unterstand aus Sibirscher
Lärche für dessen kleinen Traktor. Entgegen der fast immer für
Carports gewählten Form des leicht geneigten Pultdach-Baus greift
Rösler auf die minimalistische Urform eines Hauses zurück:
rechteckiger Grundriss, hier funktionsbedingt zwei anstelle von
vier Wänden und ein einfaches Satteldach.
Gallerie
Herausgekommen ist ein Baukörper mit einer Grundfläche von 5,00
x 3,15 Metern und eine Firsthöhe von 3,15 Metern. Seine
Konstruktion aus Massivholzträgern wurde in einem Betonfundament
verankert, das zugleich den Boden des Unterstands bildet.
Längsseiten sowie Dachflächen sind mit einer horizontalen
Holzschalung verkleidet bzw. gedeckt. Die Quer- respektive
Giebelseiten sind offen belassen, sodass der Bauherr den Traktor
von der einen Seite einparken und bequem zu der anderen wieder
hinausfahren kann. Zudem ist damit eine vollständige Durchsicht
gewährt, die das einfache Konstruktionsprinzip offenlegt.
Das unbehandelte Holz wird mit der Zeit durch Witterungseinflüsse
vergrauen und einen Kontrast zum unveränderten, warmen Farbton im
Inneren bilden. Damit steht der Bau im Spannungsfeld zwischen
Dauerhaftigkeit und Vergänglichkeit. Während seine Formensprache
von scheinbar ewig währenden Prinzipien kündet, zeichnet sich am
Material ein deutlicher Alterungsprozess ab. Doch das ist nicht die
einzige Paradoxie, die der Unterstand vereint. Je nach
Betrachterstandpunkt bewegt er sich zwischen Geschlossen- und
Offenheit, zwischen Massivität und Leichtigkeit.