_Gebäudetechnik
Abwasserhebeanlagen
Sämtliche an das Abwassernetz angeschlossenen Grundstücks- und Gebäudeflächen müssen dauerhaft und wirkungsvoll gegen die Folgen eines Rückstaus gesichert werden (siehe Beitrag Rückstauschutz). Abwasserhebeanlagen kommen dort zum Einsatz, wo die Entwässerung nicht über das natürliche Gefälle möglich ist, die also unter der sogenannten Rückstauebene (RSE) liegen, etwa Ablaufstellen in Kellerräumen oder auch bei WCs und Urinalen, deren Oberkante weniger als 25 cm über der RSE liegt.
Gallerie
Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene müssen durch automatisch arbeitende Abwasserhebeanlagen mit Rückstauschleife nach DIN EN 12056-4: Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden - Teil 4: Abwasserhebeanlagen; Planung und Bemessung oder unter bestimmten Voraussetzungen durch Rückstauverschlüsse nach DIN EN 13564-1: Rückstauverschlüsse für Gebäude - Teil 1: Anforderungen gegen Rückstau aus dem Kanal gesichert werden. Die Bemessung von Hebeanlagen für fäkalienhaltiges oder fäkalienfreies Abwasser sowie Regenwasser erfolgt nach DIN EN 12056-4.
Eine gängige Abwasserhebeanlage besteht aus einem Sammelbehälter, der mit einer Pumpe verbunden ist. Erreicht nun in diesem Zwischenspeicher der Wasserstand ein bestimmtes Niveau, schaltet sich die Pumpe automatisch ein. Das Abwasser wird so über eine Druckleitung mit Schleife über die RSE zu den Abwasserleitungen angehoben, von wo aus es auf normalem Weg (mittels Schwerkraft) in die Kanalisation abfließen kann. Wenn das Abwasser im Speicher wieder auf ein vordefiniertes Niveau gesunken ist, schaltet sich die Pumpe automatisch ab. Nach DIN EN 12050: Abwasserhebeanlagen für die Gebäude- und Grundstücksentwässerung werden Abwasserhebeanlagen in drei Typen eingeteilt:
Typ 1: Hebeanlagen für fäkalienhaltiges Abwasser aus
Spülaborten und Urinalanlagen
Die Hebeanlagen für fäkalienhaltiges Abwasser (Schwarzwasser)
werden je nach Größe in Schächte innerhalb von Gebäuden oder als
Abwasserfertigschächte außerhalb von Gebäuden eingesetzt. Das
Abwasser wird in geschlossenen, gas- und wasserdichten Behältern
gesammelt und über eine Druckrohrleitung (ohne Fäkalienzerteilung ≥
DN 80, mit Fäkalienzerteilung ≥ DN 32) mit einer Schleife
mindestens 25 cm über die RSE gehoben und schließlich ins
Abwasserrohrsystem geleitet. Der Sammelbehälter ist über ein
separates Rohr über das Dach zu entlüften. Die Anlagen müssen der
DIN EN 12050-1: Fäkalienhebeanlagen entsprechen.
Typ 2: Hebeanlagen für fäkalienfreies leicht verschmutztes
Schmutz- oder Regenwasser
Diese Abwasserhebeanlagen werden zum Sammeln und automatischen
Heben von fäkalienfreiem Abwasser (Grauwasser, wie z.B.
Regenwasser, Bade-, Duschwasser, etc.) über die Rückstauebene
eingesetzt. Die Druckrohrleitung muss dabei eine Mindestnennweite
von ≥ DN 32 haben. Im Unterschied zu Typ 1 wird ihr wasserdichter
Behälter oder Schacht lediglich mit einem Deckel verschlossen. Eine
Tauchpumpe mit Schwimmer pumpt ab einem bestimmten Pegelstand das
Grauwasser bis über die RSE.
Schmutzwasserhebeanlagen müssen über Dach be- und entlüftet werden,
wenn sie geruchsdicht verschlossen sind oder ein späterer
geruchsdichter Verschluss möglich sein soll. Die Hebeanlagen müssen
den Anforderungen nach DIN EN 12050-2: Abwasserhebeanlagen für
fäkalienfreies Abwasser entsprechen.
Typ 3: Hebeanlagen für fäkalienhaltiges Abwasser bei
begrenzter Verwendung
Diese Art von Hebeanlagen für fäkalienhaltiges Abwasser sind nur
einsetzbar, wenn es sich um einen kleinen Benutzerkreis handelt und
wenn diesem außerdem oberhalb der Rückstauebene ein weiteres WC zur
Verfügung steht. Außerdem dürfen zusätzlich höchstens ein
Handwaschbecken, eine Dusche und ein Bidet angeschlossen sein.
Ferner muss sich die Anlage zusammen mit dem angeschlossenen
Entwässerungsgegenstand im selben Raum befinden. Oftmals kommen
diese Anlagen zum Einsatz, wenn nachträglich Sanitärelemente
eingebaut werden und kein Platz für die Anschlussleitungen
vorhanden ist. Sie wird dann direkt unter dem Sanitärelement (z. B.
Dusche, Waschbecken, WC) oder in einer Vorwandinstallation
eingebaut. Der Anlagenbehälter ist nicht als Sammelbehälter
ausgebildet, sondern enthält die Förder- und Steuereinrichtung und
dient als Volumenvorlage. Bei WC-Kleinhebeanlagen mit
zwangsläufiger Fäkalienzerkleinerung werden Papier und Fäkalien
über ein Schneidwerk zerkleinert. Bei diesen Anlagen muss die
Druckleitung eine Mindestnennweite von mindestens 20 mm, in Anlagen
ohne Fäkalienzerkleinerung mindestens 25 mm Durchmesser haben. Die
Abwasserhebeanlagen dieser Art müssen den derzeit gültigen Bau- und
Prüfungsgrundsätzen nach der DIN EN 12050-3: Hebeanlagen zur
begrenzten Verwendung entsprechen und sind zu lüften.
Allgemeines
Bei sehr geringem Wasseranfall z. B. in Kellerräumen oder Lagern,
die unter der RSE liegen, genügt eine Kleinsthebeanlage, deren
Pumpe direkt unterhalb des Ablaufs (z. B. im Unterflurschacht)
angebracht wird. Entwässerungsgegenstände, die oberhalb der
Rückstauebene liegen, dürfen nicht oder nur in Ausnahmefällen, etwa
bei Sanierungen, über die Abwasserhebeanlage geleitet werden.
Hebeanlagen müssen spannungsfrei an die Entwässerungsleitungen
angeschlossen werden. Das Gewicht der Leitungen muss also bauseits
entsprechend abgefangen werden. Alle Leitungsanschlüsse an
Abwasserhebeanlagen müssen außerdem schalldämmend und flexibel
ausgeführt sein. Druckleitungen von Hebeanlagen dürfen nicht an
Abwasserfallleitungen angeschlossen werden. Sie müssen immer mit
belüfteten Grund- oder Sammelleitungen verbunden werden. Wenn
Druckrohrleitungen dennoch in Schächte einmünden, muss für eine
wirksame Energieumwandlung gesorgt werden, z. B. einem
Druckentspannungsschacht. Auftriebsgefährdete Abwasserhebeanlagen
müssen gegen Aufschwimmen gesichert werden.
Wartung
Abwasserhebeanlagen müssen regelmäßig durch einen Fachkundigen
gewartet werden, wobei die Dichtheit und Funktionsfähigkeit aller
Teile der Anlage geprüft werden müssen. Die Zeitabstände dürfen
dabei nicht größer sein als:
- 1/4 Jahr bei Anlagen in gewerblichen Betrieben
- 1/2 Jahr bei Anlagen in Mehrfamilienhäusern
- 1 Jahr bei Anlagen in Einfamilienhäusern
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