Rekonstruktion des Mosaikbodens der Kölner St. Gereon-Kirche
Fliesenpuzzle aus 24.000 Teilen
Wie bildet man einen Boden nach, der vor zweihundert Jahren zerstört wurde? Vor dieser Aufgabe stand das Team der Berliner Fliesenmanufaktur Handgeformt im Jahr 2010, als es mit der Rekonstruktion des Schmuckfußbodens in der St-Gereon-Kirche in Köln beauftragt wurde. Das gotische Gotteshaus wurde aller Wahrscheinlichkeit nach 1315 fertiggestellt und sollte in einem europaweit einzigartigen Projekt originalgetreu restauriert werden. Neben der Wiederherstellung des ursprünglichen Mosaikbodens umfassten die Arbeiten auch die Erneuerung der Wandmalereien und der Buntglasfenster.
Gallerie
Bei Grabungen fand man Reste des alten Bodenmosaiks, anhand derer mittels Computern die Farbverteilung errechnet wurde. Die rund 2.600 Einzelfliesen bzw. Bruchstücke – gut zehn Prozent des insgesamt 65 Quadratmeter großen Fliesenbodens – wurden auf ihre Form und Farbigkeit hin untersucht. Die Analyse ergab, dass helle Farben dominierten und ein Schachbrettraster dem Boden als Prinzip zugrunde lag. Alle Fliesen besaßen etwa eine Stärke von 1,5 cm und waren an den Rändern leicht unterschnitten, um mit geringer Fugenbreite verlegt werden zu können. Das aufgefundene Mörtelbett ließ zudem den Schluss zu, dass die Fliesen immer partienweise in den frisch präparierten Mörtelgrund verlegt wurden.
Auf Grundlage dieser Befunde wurden die Fliesen dann in der
Manufaktur der Firma in Andalusien hergestellt. Dabei wollte man
unter exakter Verwendung der ehemaligen Tonzusammensetzung zum
einen die charakteristischen Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche
nachbilden und zum anderen die Maße millimetergenau einhalten.
Neben farbigen Grundsteinen im Format 6,8 x 6,8 cm fertigte man
Zierfliesen im Schachbrett-Würfelmuster aus weißem und rotem Ton
sowie Fliesen mit Drachenmotiv mit Abmessungen von 14 x 14 cm. Die
Glasuren wurden mit unterschiedlichen Pinseltechniken aufgebracht.
Zum Schluss wurden die insgesamt 24.000 Teile bei hohen
Temperaturen im Ringofen gebrannt. Die Produktionszeit umfasste ein
Jahr. Danach begannen die Verlegearbeiten, die 2015 abgeschlossen
werden konnten.