Grün als urbaner Faktor
Urban Gardening, Agritecture, vertikale Gärten
Neben den Schloss-, Volksparks, wissenschaftlich-botanischen und
privaten Gärten sind in den letzten Jahren neue Formen entstanden,
wie zum Bespiel urban farming, urban gardening,
guerilla gardening, Agritecture, aber auch
interkulturelle Gärten und Nachbarschaftsgärten – vielfach
auch mit selbstgebauten verglasten hölzernen Raumstrukturen. Diese
Initiativen und Kooperativen reagieren auf die zunehmende urbane
Verdichtung mit Grün in der Stadt. Begriff und Bewegung des
guerilla gardening stammen ursprünglich aus London
und New York als Protest gegen Versiegelung, Luftverschmutzung in
Kombination mit Interventionen in den öffentlichen Raum als ziviler
Ungehorsam. Auch vertikale Flächen an Gebäuden werden zunehmend
genutzt, um bepflanzte Flächen zu schaffen.
Gallerie
Als nachhaltige Ökogärten finden sie sich auf ungenutzten Flächen, an Brandwänden, auf Brachen, auf Dächern und auf Verkehrsinseln. Entstanden sind partizipative Formen wie z. B. auf einem ehemaligen Parkplatz der Phoenix Garden in Soho, London. Dessen Gemeinschaftshaus mit einer Fenstertüren-Front, die sich vollständig in den Garten öffnet, wurde von Office Sian entworfen und sogar mit dem Preis Camden Design Award ausgezeichnet. Beispiele in Berlin sind z. B. die Prinzessinnengärten in Kreuzberg und das Himmelbeet in Wedding.
Einige werden als sogenannte Pops (privately-owned public
spaces) von den Eigentümern nicht nur geduldet, sondern
ausdrücklich gepflegt, wie z. B. Firmengärten oft an Fassaden bzw.
Fassadenzwischenschichten, in Eingangsbereichen und in Atrien. Sky
Garden können so als gemeinschaftlicher bis halböffentlicher
Bereich zugänglich sein. Das oberste ehemalige Parkdeck einer
Shopping Mall in Neukölln wurde zu einem grünen Kulturdachgarten
mit Cafe, Bar und Konzertprogramm.
Aktuell wird der Bereich neben 550 Madison, Philip Johnsons und John Burgees postmodernem Chippendale-Hochhaus von 1984, in New York, vom Architekturbüro Snøhetta zu einem öffentlich zugänglichen nachhaltigen Garten mit gläserner Überdachung revitalisiert.
Vorbilder für die Verknüpfung von Architektur und nachhaltigem
Umgang mit Vegetation sind unter anderem:
- zahlreiche murs végétaux, vertikale Pflanzenwände von Patrick Blanc
- der Pavillon der Niederlande auf der Expo 2000 in Hannover, MVRDV, mit einem Baumgeschoss
- das Vertical Garden House von Ryue Nishizawa in Tokio, 2011,
- der Norwegian Wild Reindeer Pavillion in Hjerkinn/Dovre von Snohetta, 2011
- oder das Badaevskiy Brewery Projekt von Herzog & de Meuron in Moskau mit einem unter einem Stelzenhaus integrierten Park und privaten Gärten.