Zentrum für Virtuelles Engineering (ZVE) in Stuttgart
Gebäudeautomation zur Steuerung leistungsfördernder Lichtstimmungen
In Stuttgart-Vaihingen siedelten sich seit den 1970er-Jahren große Teile der Universität und verschiedene Forschungsinstitute an. Auch das Fraunhofer-Institut ist dort mit zahlreichen Gebäuden und Einheiten vertreten und hat sich nun nach Plänen von UN Studio und AS Plan das Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) erweitern lassen: der Neubau nimmt das Zentrum für Virtuelles Engineering (ZVE) auf, in dem Virtual-Reality-Technologien, Arbeits- und Bürokonzepte, Urban Living und E-Mobility entwickelt und erprobt werden.
Gallerie
Das ZVE bildet einen markanten Punkt an der Kreuzung Allmandring/Nobelstraße. Besonderes Kennzeichen ist seine organische Großform, die sich aus zwei Volumen zusammensetzt: einem viergeschossigen, zur Kreuzung hin gerundeten Baukörper und einem zweigeschossigen, der an die Westfassade des alten IAOs aus den 1980er Jahren andockt. Zusammengehalten werden die beiden Volumen durch die Fassaden aus weißem Aluminium und langen, horizontalen Fenster- bzw. Glasbändern.
Von der Nobelstraße aus gelangen die rund 100 Mitarbeiter und Besucher über eine außen liegende Rampe zum höher gelegenen Eingang und in das Foyer, über dem ein Luftraum mit einer vielschichtigen Treppenanlage angeordnet ist. Die Treppen sind einläufig gestaltet und führen – geprägt durch Richtungswechsel, unterschiedliche Blickbeziehungen und Lichtsituationen – durch verschiedene Ausstellungen nach oben. Labore, Einzel- und Doppelbüros sind entlang der Fassade gereiht. Alle anderen Räume, wie z.B. Großraumbüros, Besprechungsräume, Servicekerne und Aufenthaltsbereiche sind in einer Mittelzone untergebracht.
Im Rahmen des Planungs- und Bauprozesses forschten die Mitarbeiter des ZVEs bereits am eigenen Objekt. So wurde ihr wissenschaftliches Know-how in den Bereichen Virtual Engineering und Workspace Innovation eingesetzt. Dadurch entstanden verschiedene Forschungsprojekte wie z.B. im Bereich der Beleuchtungstechnik.
Elektro/Gebäudetechnik
Eine ganzheitliche Gebäudeautomation steuert und regelt alle
technischen Parameter wie Wärme, Kälte, Lüftung und Licht des
Gebäudes. Da die Produktivität der Mitarbeiter stark mit deren
Wohlbefinden zusammenhängt, hat man großen Wert auf die Beleuchtung
gelegt. Mithilfe neuester LED-Technik lassen sich auf Knopfdruck
diverse Lichtszenen programmieren. Dabei sind je nach Tageszeit
leistungsfördernde Lichtstimmungen wie Morgen-, Mittags- oder
Abendlicht möglich. Auf einem zentralen Touchpanel können die Daten
zu allen Räumen abgerufen und bei Bedarf auch gesteuert werden.
Neben der Beleuchtungstechnik kontrolliert die Software auch die
Gebäude- und Klimafunktionen sowie die Kommunikations-,
Sicherheits-, Medien- und IT-Technik.
In die Fassade sind ein intelligent gesteuerter Sonnenschutz und die Lüftungstechnik integriert. Die Luftzufuhr erfolgt über den Boden, in dem neben der Zuluft auch die Rohre des Sprinklersystems untergebracht sind. Die Abluft wird durch vertikale Schächte in den Servicekernen abgeführt. Eine geothermische Anlage mit mehreren 170 Meter langen Erdsonden und die Betonkernaktivierung unterstützen die Kühlung und Heizung. Zudem wird der Tank der Sprinkleranlage als Energiespeicher für Abwärme z.B. aus den Rechnerräumen oder Hochleistungsprojektoren der Labore genutzt, um sie bei Bedarf wieder einzusetzen.
Das ZVE wurde von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges
Bauen (DGNB) mit dem Zertifikat Gold ausgezeichnet.
Bautafel
Architekten: UN Studio, Amsterdam mit AS Plan, Kaiserslautern
Projektbeteiligte: Ben van Berkel, Harm Wassink mit Florian Heinzelmann, Tobias Wallisser, Marc Herschel, Kristoph Nowak und Christiane Reuther, Aleksandra Apolinarska, Marc Hoppermann, Moritz Reichartz, Norman Hack, Marcin Koltunski, Peter Irmscher (Team UN Studio); Horst Ermel, Leopold Horinek, Lutz Weber, Stefan Hausladen, Jürgen Bär, Gunawan Bestari, Joachim Deis, Bernd Hasse, Marlene Hertzler, Michael Kapouranis, Vladislav Litz, Thomas Thrun (Team AS Plan); BKSI, Stuttgart (Statik); Rentschler und Riedesser, Filderstadt (Gebäudetechnik); Gänssle + Hehr, Esslingen (Landschaftsarchitektur); Brüssau Bauphysik, Fellbach (Akustik- und Energieplanung); Halfkann + Kirchner, Stuttgart (Brandschutz)
Bauherr: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, München
Fertigstellung: 2012
Standort: Fraunhofer Campus, Nobelstraße 12, 70569 Stuttgart
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