Zentralbibliothek Recht in Hamburg

Gläserner Bücherturm

Bereits 1999 hatte das Hamburger Architektenteam me di um den Realisierungswettbewerb für den Neubau der Zentralbibliothek Recht gewonnen. Städtebauliche Leitidee des Projektes ist die Ausbildung eines Vorplatzes. Selbstbewusst steht der Solitär neben dem bestehenden Rechtshaus und formuliert durch sein Vorspringen in die Straßenflucht eine neue Vorzone, den Eingangsplatz zum Campus. Parallele, lineare Bänder und Flächen charakterisieren den Außenbereich der neuen Zentralbibliothek. Das bestehende Rechtshaus bleibt in seiner Funktion als Haupteingang erhalten, den neuen Bücherturm betritt man durch das Foyer des Altbaus. Beide Gebäude werden über ein 5 m breites und 25 m hohes Glas-Atrium verbunden, indem auch Aufzug, Treppenanlage und querende Brücken angeordnet sind. Tief unten schimmert eine türkisfarbene Wasserfläche, die neben der atmosphärischen auch raumklimatische Aufgaben zu erfüllen hat. Das Atrium fungiert auch als Klimapuffer, auf beiden Giebelseiten sorgen Lüftungsklappen für die natürlich Be- und Entlüftung. Der thermische Kamineffekt des Atriums wird als Antrieb genutzt für die Abströmung der natürlichen Luftdurchspülung der Bibliotheksgeschosse.

Nachtansicht
Farbige Gläser
Innenraum

Im Basisgeschoss befinden sich die öffentlichen Seminar- und Garderobenbereiche, in den Obergeschossen die Bibliothek. Ab dem 1. OG ist die Nutzungsverteilung über alle Geschosse identisch. Informations- und Recherchesysteme findet man auf den zum Atrium hin offenen Galerien. Entlang der Fassaden reihen sich die natürlich belichteten Leseplätze. Im Innenbereich, vor der Brandwand gelegen, werden kompakt die Buchstellflächen angeordnet.
Im Endausbau wird die Zentralbibliothek mit 700.000 Bänden, einer Fachbodenlänge von ca. 27 km und rund 1.200 Leseplätzen im 24 Stunden Betrieb geöffnet sein.

Glas
Die Fassade der Zentralbibliothek zeigt zwei unterschiedliche Seiten. Die transparenten Glasfassaden bei den Leseplätzen und die Motivfassade auf der Südseite, mit einer stilisierten Mischwaldkulisse, die den grünen Innenhof über die Fassade hinweg mit der Allee der Rothenbaumchaussee verbindet.

Die durchsichtigen Ost-, West- und Nordfassade sind mit vier verschiedenfarbigen Gläsern ausgefacht (zwei gelbe und zwei orangefarbene Töne). Außenseitig sind die Gläser in Teilbereichen sandgestrahlt, um die gläserne Oberfläche und damit den Spiegeleffekt zu brechen. Dieses Ziel wird mit zwei unterschiedlich breiten sandgestrahlten Streifenmustern erreicht. Zusammen mit den großen Lettern des Schriftzugs Bibliothek, sollen zusätzlich zu den Farben, auch typografische Elemente den Glaskubus in seiner Erscheinung bestimmen.

Bautafel

Architekten: me di um Architekten Roloff Ruffing + Partner, Hamburg
Projektbeteiligte: Heitkamp, Ratingen (Generalunternehmer); Siemens, Stulz (Haustechnik); Architekten Höhler & Partner, Aachen (Bauüberwachung); Transsolar, Stuttgart (Klimakonzept)
Bauherr: Universität Hamburg
Fertigstellung: 2004
Standort: Rothenbaumchaussee 33, 20146 Hamburg
Bildnachweis: me di um Architekten, Hamburg

Fachwissen zum Thema

Im Rasterelektronenmikroskop (750 x Vergrößerung) sind die scharfen Mikroschädigungen auf der gesandstrahlten Glasoberfläche deutlich erkennbar

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Glasbearbeitung

Sandstrahlen von Glas

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