Rechtliche Grundlagen Betonoberflächen

Die Bauherrin oder der Bauherr entscheidet gemeinsam mit dem Planenden, ob gewöhnlich vorausgesetzte Eigenschaften an die Betonoberflächen gestellt werden oder ob besondere Anforderungen gewünscht sind.

Für Sichtbeton sind die besonderen Anforderungen an die Betonoberfläche von der Architektin oder dem Architekten festzulegen. Die Leistungsbeschreibung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Einerseits kann sie sich auf das Bausoll i.S.d. § 2 Nr. 1 VOB/B beziehen. Je detaillierter die Bausollvorgabe ist, desto eher sind die eingehenden Angebote preislich miteinander vergleichbar. Gerade bei Sichtbeton erfolgt eine Kombination aus Bausollvorgaben und Vorgaben hinsichtlich des Erfolgsolls. Dies betrifft meist Angaben zur Art und Zusammensetzung des Betons, zu Art und Zustand der Schalung oder der Nachbehandlung und des Schutzes der Sichtbetonflächen.

Anderseits kann der/die Architekt/in die Leistungsbeschreibung dahin gehend gestalten, dass er/sie detailliert die Anforderungen an das Erfolgssoll, d.h. die Anforderungen an die fertige Sichtbetonansichtsfläche festlegt. Das Erfolgsoll kann beispielsweise durch Vereinbarung von Sichtbetonklassen nach dem DBV-Merkblatt Sichtbeton erfolgen. Diese Methode vereinfacht die Feststellung der Mangelhaftigkeit erheblich.

Die Vorteile der zuvor genannten Methoden vereint eine kombinierte Ausschreibung in sich. Dabei enthält das Leistungsverzeichnis sowohl Angaben hinsichtlich des Bau- als auch hinsichtlich des Erfolgsolls. Ist das Bausoll nicht geeignet, das Erfolgsoll herbeizuführen, hat der Auftragnehmer seine Bedenken gemäß §§ 4 Nr. 3, 13 Nr. 3 VOB/B bzw. beim Werkvertrag gemäß § 242 BGB mitzuteilen. Der/die Auftragnehmer/in muss bei falschen oder fehlenden Vorgaben in der Leistungsbeschreibung seiner/ihrer Prüf- und Hinweispflicht nachkommen.

Das DBV-Merkblatt Sichtbeton bietet mit den darin definierten vier Sichtbetonklassen eine empfehlenswerte Möglichkeit, das erwartete Aussehen der Sichtbetonoberflächen zu beschreiben. Mit jeder Sichtbetonklasse sind unterschiedliche Anforderungskriterien definiert und es können mit der Wahl der Klasse die erwartete Sichtbetonqualität und die Kosten gesteuert werden. Mit den Sichtbetonklassen und darin enthaltenen Anforderungskriterien erfolgt eine Kombination aus Erfolgs- und Bausoll. Sollten diese Kriterien im Sinne einer Beschaffenheitsvereinbarung in den Vertrag aufgenommen werden, ist es empfehlenswert, ebenfalls zu vereinbaren, dass die Kriterien erst geprüft werden sollen, wenn der Gesamteindruck der Ansichtsfläche den vereinbarten Anforderungen nicht genügt.

Im Merkblatt Sichtbeton (S. 10ff) sind zur Beschreibung von Sichtbeton, zur Planung, Ausschreibung, Ausführung und Beurteilung geschalter Flächen vier Sichtbetonklassen definiert (siehe Beitrag Sichtbeton). Als wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen von Sichtbeton sind darin auch Erprobungsflächen genannt.

Vorteile von Erprobungsflächen*:

  • Herstellung der Betonoberflächen unter den gegebenen Bauwerks- und Baustellenbedingungen
  • klare authentische Darstellung der Farbe, Struktur, Poren, Ankerbild, Fugenbild etc.
  • Optimierungen können getestet werden
  • Anpassungen können vorgenommen werden
  • gute Vergleichsbasis zu den späteren Sichtbetonoberflächen
  • vermeidbare und bedingt vermeidbare Fehler können anhand der Erprobungsfläche aufgezeigt, analysiert und für die nächsten Einsätze eliminiert werden
  • Förderung des gemeinsamen Verständnisses zur geplanten Sichtbetonqualität

Nachteile von Erprobungsflächen:

  • zusätzlicher Arbeits- und Koordinationsaufwand
  • zusätzliche Kosten im Vergleich zum Normalbeton

Wird Sichtbeton ausgeschrieben, ist jedenfalls die Erstellung eines Schalungsmusterplans dienlich. Der Güteschutzverband Betonschalungen (GSV)** empfiehlt u.a. folgende Angaben im Schalungsmusterplan:

Schalungssystem

  • Angaben zum gewählten Schalungssystem
  • Anordnung und Ausbildung der Schalelemente (Schalelementstöße)
  • Anordnung der Schalungshautstöße
  • Anordnung und Ausbildung der Anker und Ankerstellen

Schalungshaut

  • Schalungshauttyp und Qualität
  • Ausbildung der Schalungshautbefestigung

Fugen

  • Anordnung und Ausbildung der Arbeitsfugen
  • Anordnung und Ausbildung von Bauteil-/Dehnungsfugen
  • Anordnung weiterer Flächengliederungselemente (z.B. Schattenfugen)

Details

  • Kantenausbildung
  • Blindanker
  • Einbauteile

Toleranzen

  • Zulässige Maßabweichungen auf Normengrundlage (DIN 18202 Toleranzen im Hochbau – Bauwerke)
Weitere Angaben
* Hofstadler, Christian: Schalarbeiten - Technologische Grundlagen, Sichtbeton, Systemauswahl, Ablaufplanung, Logistik und Kalkulation; S. 280; Springer-Verlag, Heidelberg 2008

** Güteschutzverband Betonschalungen (GSV): Empfehlungen zur Planung, Ausschreibung und zum Einsatz von Schalungssystemen bei der Ausführung von „Betonflächen mit Anforderungen an das Aussehen“, S. 5; Egenverlag, Ratingen 2005

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Fassadenausschnitt Paul-Löbe-Haus in Berlin

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