Museum of Art in Toledo, Ohio

Glaspavillon im Park

Der Glaspavillon ergänzt das bestehende Kunstmuseum Toledo und enthält eine umfangreiche Glaskunstsammlung, vorübergehende Ausstellungsflächen und Werkstätten zur Kunstglasherstellung. Die auf quadratischem Grundriss konzipierte Vitrine steht in einem Park am Südende eines Wohngebietes im viktorianischen Stil. Sowohl die mehr als 150 Jahre alten Bäume und das historische Umfeld mussten bei der Planung angemessen berücksichtigt werden. Den Architekten ist das durch einen eingeschossigen Pavillon mit zahlreichen Innenhöfen überzeugend gelungen. Dadurch erscheint es dem Besucher, als wandle er weiterhin unter den Bäumen. Ausgangspunkt für den Entwurf war der Wunsch, die rohe Glasherstellung der Werkstätten mit den edlen Anmutung einer Museumsgalerie zu verbinden. Dadurch, dass der Park nicht nur optisch, sondern tatsächlich integraler Bestandteil des Gebäudes werden sollte, musste ein komplexer Grundriss geschaffen werden.

Die Raumgrenzen verschwimmen ...
... und mischen Innen- und Außenraum zu einem neuen Ganzen

Der Pavillon besteht aus vielen kleinen, aneinander grenzenden Einzelräumen, die alle eine eigene Glashaut besitzen und durch die äußere Glasfassade zusammengehalten werden. Es gibt keine Flure, alle Ecken wurden abgerundet. Die gebogenen Glasscheiben, die die verschiedenen Räume im Gebäude trennen, gewähren den Besuchern Einblicke in den Park, die Glaswerkstätten und die Ausstellungsflächen. Die Räume sind so gestaltet, dass sie gleichzeitig trennen und verbinden. Die Zwischenräume, ein Ergebnis der unterschiedlichen Raumformen, dienen dabei als Pufferzonen, die Nähe oder Distanz zum angrenzenden Raum betonen. Die Form der Glaswände leitet die Besucher in verschiedene Richtungen und ermöglicht einzigartige Ein- und Ausblicke beim Durchwandern der Räume.

Dünne Massivstahlstützen mit einem Durchmesser von nur 90 mm dienen der Aufnahme der Vertikallasten. In Verbindung mit den 19 mm starken Stahlplatten, die als Schubfelder für die Aussteifung sorgen, ergeben sie ein ganz leichtes, klares Tragsystem. Die Zellenstruktur des Gebäudes stellte insbesondere in den Pufferzonen zwischen den Ausstellungsräumen spezielle Anforderungen an die Heizungs- und Lüftungskontrolle. Das verwendete Lüftungssystem nutzt die offenen Räume als Temperaturpuffer. Die kalte Luft der Galerieräume kühlt die warmen Ladenflächen und führt die Wärmeüberschüsse der Glasöfen in das Heizungssystem der Deckenstrahlheizung.

Glas
Das Basisglas für die etwa 3.000 m² Glaswände ist ein eisenoxidarmes Glas, das auch als Weißglas bezeichnet wird. Dadurch, dass der Eisenoxidanteil stark reduziert wurde, entfällt der Grünstich des Glases und das Glas erscheint weiß. An den Kanten ist das besonders auffällig. Weißglas ist darüber hinaus lichtdurchlässiger aber auch teurer als herkömmliches Glas, da die Rohstoffe sehr sorgfältig eingebracht werden müssen. Geringste Verunreinigungen der Glasschmelze können bereits zu dem unerwünschten Grün des Glases führen.

Der Glaspavillon ist das erste Projekt von SANAA Architekten in den USA. Man kann nur hoffen, dass viele weitere folgen werden.

Bautafel

Architekten: Kazuyo Sejima + Ryue Nishizawa/SANAA, Tokio
Projektbeteiligte: Kendall Heaton Associates, Inc., Houston (ausführende Architekten); SAPS/Sasaki and Partners, Tokio und Guy Nordenson & Associates, New York (Tragwerksplaner); Cosentini Associates, New York (Haustechnik); FRONT Inc., New York (Fassadenplanung); Arup Lighting, New York und Kilt Planning Group, Kanagawa (Lichtplanung); Spiral Arts, Inc., Seattle (Glasberatung); UAD Group (NYC) and Toledo Mirror & Glass, Toledo (Glasbau)
Bauherr: Toledo Museum of Art, Toledo
Fertigstellung: 2006
Standort: 2444 Monroe Street, Toledo, Ohio 43620, USA
Bildnachweis: SANAA Architects

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