Museum Goldkammer in Frankfurt am Main

Stimmungsvolle Belichtung unterirdischer Ausstellungsräume

Im Frankfurter Westend, im Schatten der Bankentürme, widmet sich ein neues Museum dem Edelmetall Gold. Entstanden ist die sogenannte Goldkammer unterhalb einer Frankfurter Stadtvilla aus dem 19. Jahrhundert und einem daneben neu errichteten Wohn- und Geschäftshaus. Umgebaut und erweitert durch das Büro Albert Speer + Partner, beherbergt das Bestandsgebäude heute neben dem Foyer des Museums ein Café und ein Restaurant. Die Museumsräume im Untergeschoss wurden nach den Plänen der Ausstellungsgestalter von merz merz und dem Lichtplanungsteam von Licht Kunst Licht realisiert.

Im Bestandsgebäude sind neben dem Entrée auch das Café und ein Restaurant untergebracht.
Die glänzenden Oberflächen reflektieren das Licht aus verschiedenen Quellen.
Die Sequenz der unterirdischen Ausstellungsräume beginnt mit einem Bereich, der der Entstehung und Gewinnung des Goldes gewidmet ist.

Erlebniswelt unter Tage

Der Lift gleitet so langsam in die Kellerräume, dass das Gefühl aufkommt, viele hundert Meter in die Tiefe zu fahren. Wer den Aufzug verlässt, sieht sich weder einem nüchtern-pädagogischen Ausstellungsinterieur noch einer strengen Wegeführung gegenüber. Vielmehr wurden die Räume, die nicht mehr als 480 Quadratmeter einnehmen, so geschickt aneinandergesetzt, dass die Besucher sich in dem komplexen Raumgefüge regelrecht verlieren. Dabei verleiht nicht nur der aufwendige Einsatz von Stampflehm, Bronze und Muschelkalk, sondern auch die differenzierte Lichtplanung den Ausstellungsräumen eine einzigartige und ganz besondere Stimmung.

Kaltes Licht für warmen Glanz

Im Entrée sind es Deckenfelder, die eigens für das Museum entworfenen Pendelleuchten und schließlich auch Lichtvouten, die ein warmes Licht spenden, das von den polierten Oberflächen reflektiert wird. Während die Lichtfarbe von 3.000 Kelvin nicht zuletzt das tiefe Blau der Wände besonders zur Geltung bringt, werden Licht und Farben in den unterirdischen Ausstellungsräumen nur vereinzelt und ganz zielgerichtet eingesetzt. Dabei soll das Lichtkonzept einerseits bewirken, dass die Ausstellungsräume weiträumiger und großzügiger wirken als sie eigentlich bemessen sind; andererseits sollen gezielte Lichtakzente eine geheimnisvolle Atmosphäre erzeugen und die kostbaren Exponate im wörtlichen Sinne highlighten.

Licht: Arbeitslampen im Stollen, Tageslicht in der Grabkammer

Da der Bereich, der sich der Entstehung des Goldes – das gemäß jüngeren Annahmen durch die Kollision sogenannter Neutronensterne entsteht – und seiner Gewinnung widmet, wie ein Stollengang gestaltet wurde, erscheint es nur folgerichtig, dass es hier explosionsgeschützte Leuchten mit lose hängenden Kabeln sind, die ein gedämpftes Licht emittieren. Verstärkt werden sie dabei durch LEDs, die oberhalb des Deckengitterrosts montiert sind. Hingegen kommen im Hauptbereich, der einer altertümlichen Grabkammer nachempfunden ist, Lichtbänder zum Einsatz, die in die Deckenrücksprünge integriert sind und somit den Eindruck erwecken, als würde von hoch oben Tageslicht in die Tiefe dringen. Zudem sind an den deckenbündigen Stromschienen neben der Wartungsbeleuchtung auch Strahlergruppen montiert, deren Licht eine Farbtemperatur von 2.700 Kelvin aufweist und das Gold der Exponate in einem warmen Ton schimmern lässt. Zusätzlich sind die Wandvitrinen jeweils mit einem batteriegespeisten LED-Spot versehen.

Preziosen und Piratenschätze
Die beiden Höhepunkte der Sammlung, eine Büste des römischen Kaisers Licinius I., der das Imperium in nachchristlicher Zeit von 308 bis 324 regierte, sowie eine Goldmaske aus dem heutigen Kolumbien, werden in zwei einander gegenüberliegenden Kabinetten präsentiert. Dabei wurde jeweils ein hochstrebender, konisch zulaufender Rücksprung als Vitrine ausgestaltet. Hier sind es in die Fugen eingearbeitete Linearleuchten, die ein Lichtband erzeugen – während auf diese Weise eine Verbindung zwischen beiden Kammern geschaffen wird, sind es abermals Strahler, die diese kostbaren Exponate erstrahlen lassen. Hingegen werden Goldschätze aus den Meeren in der Mitte eines Ausstellungsraums gezeigt, der ganz in blau gehalten ist. Umschlossen von Glasscheiben, die zugleich als Displays dienen, werden die Besucher durch historische Modellschiffe und die Projektion von Wellen in eine Unterwasserstimmung versetzt. Verstärkt wird diese Atmosphäre noch durch Farbfilterfolien, die das Licht blau einfärben.

Zurück ans Tageslicht

Ein Teil der von 1993 an durch das australische Unternehmen Rothschild & Sons aufgebauten Goldbarrensammlung, die Edelmetallkörper in den verschiedensten Formen umfasst, stellt den Abschluss des Ausstellungsparcours dar. So können sich die Gäste im Glanz von mehr als 300 Goldbarren sonnen, bevor sie ans Tageslicht zurückkehren. -ar

Bautafel

Architektur: Albert Speer + Partner, Frankfurt am Main/ Shanghai
Projektbeteiligte: merz merz, Berlin (Ausstellungsgestaltung); Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin; Pfarré Lighting Design, München (Lichtplanung); Art+Com, Berlin (Mediengestaltung); Speidel, Frankfurt am Main (Elektroplanung); Bergmeister, Frauenneuharting (Pendelleuchten);  Bega Gantenbrink-Leuchten, Menden (Aufbaudownlight); XAL, Graz (Vitrinenbeleuchtung) 
Bauherrschaft: Goldkammer Frankfurt
Fertigstellung: 2019
Standort: Kettenhofweg 27, 60325 Frankfurt
Bildnachweis: Marcus Ebener, Berlin; Hubertus Hamm, München

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