Marmorierte Enkaustikfliesen
Historisches Verfahren modern interpretiert
Als das Londoner Kollektiv Assemble 2015 für sein Projekt Granby Four Streets den Turner-Preis gewann, sorgte das für viel Aufsehen. Das prämierte, soziale Projekt wurde gemeinsam mit einem Nachbarschaftskomitee ins Leben gerufen, um verfallende Häuserzeilen im lange vernachlässigten Liverpooler Stadtteil Granby zu sanieren. Die Bewohner werden so weit wie möglich involviert und fertigen verschiedenste Produkte selbst an (wir berichteten bereits über die geräucherten Keramikfliesen – siehe Artikel zum Thema).
Im Rahmen des Londoner Design Festivals 2018 präsentierte Assemble mit dem Granby Workshop eine Kollektion marmorierter Enkaustikfliesen. Im Unterschied zu glasierten Fliesen werden bei dem insbesondere im 19. Jahrhundert verbreiteten Enkaustikverfahren Farben und Muster nicht auf der Oberfläche aufgebracht, sondern entstehen aus der Färbung des Tons durch Beigabe von Farbpigmenten. Somit erhält man eine durchgefärbte Fliese, die sich bei Bedarf sogar abschleifen lässt.
Das Künstlerkollektiv verwendete mineralische Zusätze wie Eisen und Kobalt, um verschiedene Blau- und Gelbtöne zu erzeugen. Die gefärbte Tonmasse wird dann von Hand marmoriert und anschließend mit einer hydraulischen Presse bei hohem Druck gepresst. Nach dem Beschneiden werden die Fliesen eine Woche lang getrocknet, nicht gebrannt.
Die daraus resultierenden Produkte sind frostsicher und rutschfest, sodass sie für den Innen- und Außenbereich geeignet sind. Erhältlich sind die Fliesen, bei der jede ein Unikat ist, in den Farben Blau, Grün, Gelb, Siena, Anthrazit und Schiefer. Sie haben eine Größe von 142 x 142 mm bei einer Stärke von 12 mm. Darüber hinaus sind auch Sonderanfertigungen mit anderen Farben, Mustern und Größen möglich. Für das Kollektiv sind die Enkaustikfliesen eine Hommage an die historischen Fliesen, die in den Häusern der Granby Street zu finden sind und zugleich deren moderne Interpretation.