Kraftwerk B: Mehrfamilienhaus in Bennau/CH

Plusenergiehaus mit Bonus- und Malusanzeige

In dem kleinen Schweizer Dorf Bennau südlich des Zürichsees ist direkt neben der Dorfkirche ein bemerkenswertes Mehrfamilienhaus entstanden. Entworfen und gebaut von dem Architekten Josef Grab, der dem Plusenergiehaus den Namen Kraftwerk B gab. Am und auf dem Gebäude werden rund 10% mehr Energie aus der Sonne gewonnen, als die Bewohner im Jahresdurchschnitt verbrauchen - es erhielt das Schweizer Minergie-P-Eco Siegel. Dieser Standard kann nur dann erreicht werden, wenn das gesamte Gebäudekonzept - in Form, Ausrichtung und Fensterflächen - eindeutig darauf abgestimmt ist.

Süd-Westfassade
Fassadenausschnitt
Auch ein vorgelagerter Pavillon wurde zur Gewinnung von Solarenergie verwendet

Entstanden ist ein Haus für sieben Familien, dessen kompakte und auf jegliche Vorsprünge verzichtende Form bereits das Energiekonzept widerspiegelt. So ist z.B. die Grundrissorientierung eindeutig: Die Wohnräume sind nach Süden angeordnet, die Nassräume liegen gebündelt im Norden. Die Fassaden entstanden in Anlehnung an die traditionelle Bauweise der Region aus Holz, ihre Gestaltung bezieht sich auf das bestehende Ortsbild und ist mit Rücksicht auf die benachbarte Kirche St. Sebastian entworfen worden. Erst auf den zweiten Blick lassen sich die geforderten 150 m² Energiebezugsfläche an Fassade und Dach erkennen.

Auf vier Etagen befinden sich insgesamt sieben 5-Zimmerwohnungen: zwei pro Stockwerk (jeweils 138 m²) vom EG bis zum 2.OG und ein Loft im Dachgeschoss (148 m²). Die Erschließung erfolgt über ein Treppenhaus, das mittig vor der Nord-Ostfassade liegt und sich durch graue Holzlamellen vor roten Putzflächen abzeichnet. Der zum Treppenhaus gehörende Fahrstuhl liegt innerhalb des Gebäudes, genau zwischen den Wohnungen. Die Konstruktion besteht aus Stahlbeton mit vorgehängten Holzelementen als Fassade. Alle Außenbauteile erhielten eine 50 cm dicke Wärmedämmung, die Fenster wurden dreifach verglast.

Das Konzept des Eigentümers hat auch einen pädagogischen Aspekt: Wer mehr verbraucht, zahlt mehr - und umgekehrt. In jeder Wohnung gibt es deshalb ein spezielles Display, das den Energieverbrauch als Balkendiagramm in drei Farben anzeigt. Dabei beschreibt Grau den Normalverbrauch, Grün bedeutet „Bonus“, Rot „Malus“.

Solares Bauen
Auf der 40° geneigten Süd-Westseite des Daches ist eine netzgekoppelte Photovoltaik-Anlage integriert. Mit 220 m² liefert die Anlage ca. 32.000 kWh/a und deckt damit den durchschnittlichen Jahresverbrauch der Bewohner. An der Süd-Westfassade sind ergänzend 150 m² Kollektoren angebracht, welche in einen 25 m³ großen Heizwärmespeicher erwärmen. Sie ist strukturiert durch die Aneinanderreihung von Sonnenkollektoren und Fensterflächen. Die überschüssige Energie der beiden Systeme wird zur Warmwasserversorgung des Nachbargebäudes verwendet.

Im Untergeschoss befindet sich eine Lüftungszentrale, die ihre Frischluft über ein Erdregister bezieht und damit vorwärmt. Ein Gegenstromwärmetauscher reduziert Wärmeverluste über Abluft. Zusätzlich wird der Rücklauf der Bodenheizung dafür verwendet, die Luft auf 20°C zu temperieren. Bei einem Ausfall der Wärmeversorgung dient eine Wärmepumpe als Back-up-System. Diese entzieht der Fortluft Wärme, die sowohl für die Warmwasserbreitung, als auch direkt für die Bodenheizung verwendet werden kann.

Für mehr Komfort sorgen holzbefeuerte Kleinspeicheröfen in jeder Wohnung. Das dafür benötigte Holz stellt der Eigentümer zur Verfügung. In diesen Öfen ist ein integrierter wasserdurchflossener Wärmeabsorber der 50% der Wärme für Handtuchradiatoren in den Bädern, zur Warmwasserbreitung und zur Speichererwärmung im Untergeschoss abkoppelt.

Bautafel

Architekten: Grab Architekten, Altendorf/CH
Projektbeteiligte: Amena, Winterthur/CH (HLS-Planung); Planforum, Winterthur/CH (Haustechnik), Intep, Zürich/CH (Bauphysik)
Bauherr: Sanjo Immobilien, Altendorf
Fertigstellung: 2009
Standort: Bennau/CH
Bildnachweis: Grab Architekten, Altendorf/CH

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