Justizpalast von Antwerpen/B

Stützende kleine und beschützende große Dachflächen

Das neue Justizzentrum im belgischen Antwerpen beherbergt 36 Gerichtssäle für 8 verschiedene Zivil- und Strafgerichte, Büros, Zimmer für Richter und Anwälte und Wartezellen für Häftlinge sowie eine Bibliothek und eine Cafeteria. Die große Bandbreite an Nutzungen wird auf 77.000m² Grundfläche und über fünf Geschosse verteilt. Im Süden Antwerpens gelegen, überspannt das neue Gebäude eine Hauptverkehrsstraße, es liegt direkt über dem Eingang des viel befahrenen Amamtunnels.

Einer der Gerichtssäle schwebt oberhalb des Einganges

Dach
Auf den Stahlbeton-Fertigteilen der Aufbauten, den Stützen, oberhalb derer die Gerichtssäle untergebracht sind, liegen über jedem Saal vier geometrische Dachflächen, die sowohl parabolisch als auch hyperbolisch geformt wurden. In der äußeren Erscheinung können die unterschiedlichen Dachflächen auf zwei verschiedenen Arten gedeutet werden. So ist eine Assoziation von stützenden kleinen Dachflächen ebenso möglich, wie die Interpretation der großen Dachflächen als beschützend.

Der Raum zwischen den zentral gelegenen Gerichtssälen wird von einer geschwungenen Stahlkonstruktion überspannt. Auf dieser Konstruktion sind wiederum Dachflächen und Lichtbänder angeordnet, die auch geschwungen ausformuliert wurden. Bei den so entstandenen großen Segeln bildet eine Konstruktion aus Holz das Tragwerk. Wegen der geschwungenen Dachform entstehen rautenförmige Flächen zwischen den Sparren und Pfetten. Als Deckunterlage ist eine dreilagige Schalung verwendet worden, sie gewährleistet die notwendige Stabilität. Die Eindeckung selber besteht aus Edelstahl-Scharen in Doppelstehfalz.

Auf der Rückseite der Dachflächen, dort wo die kleineren Dächer ankommen, sind große Fenster angeordnet. Dadurch kann sehr viel natürliches Licht in die Büroräume gelangen und - da diese Fensterflächen nach Norden ausgerichtet sind - ist in Verbindung mit den Überständen der Dachflächen eine blendfreie Arbeitsfläche gewährleistet.

Als Wärmedämmung wurde eine 20 cm dicke Mineralfaserdämmung gewählt. Die Dampfsperre besteht aus einer wasserdichten Bahn.

Bautafel

Architekten: Richard Rogers Partnership, London/UK; Architekturbüro VK Studio, Antwerpen/B
Projektbeteiligte: Iemants, Arendonk/B (Stahlbau); Merk, Antwerpen (Ingenieur Holzbau); ME Construct, Antwerpen (Eindeckung mit Edelstahl)
Bauherr: Staat Belgien
Fertigstellung: März 2006
Standort: Antwerpen
Bildnachweis: Grant Smith