Herz-Jesu-Kirche in München

Holzlamellen aus furnierten Spanplatten

Weil der Vorgängerbau aus dem Jahre 1951 abgebrannt war, wurde die katholische Pfarrkirche Herz Jesu in München-Neuhausen nach Plänen von Allmann Sattler Wappner Architekten neu errichtet. Der kubische Bau mit seiner 14 Meter hohen, gläsernen blauen Frontseite und (halb-) transparenten Wänden entwickelte sich schnell zu einer der meist besuchten Kirchen Münchens. Innerhalb eines äußeren "Glaskastens" steht ein weiterer, hölzerner Kubus, in den abhängig vom Sonnenstand durch Holzlamellen unterschiedlich viel Licht eindringt.

Licht und Lamellenstruktur sind zum Altarraum mit Kreuz gerichtet
Kubus aus Ahornholz unter der Glashülle
Die Pforten lassen sich unterschiedlich weit öffnen

Die blaue Vorderseite lässt sich wie ein riesiges Tor vollständig öffnen. Dies geschieht allerdings nur an hohen Feiertagen, ansonsten betritt man die Kirche durch zwei kleinere Türen. Die Vorderseite besteht aus 24 x 18 Quadraten, die wiederum aus kleinen Quadraten mit Mustern aus stilisierten Nägeln bestehen. Ein eigens entwickelter Code, bestehend aus der unterschiedlichen Anordnung dieser Nägel (in Anlehnung an die Keilschrift) zitiert in immer wiederkehrender Form die Passion Christi nach Johannes 18-20.

Durch eine zweite durchsichtige Glasschicht mit blauen Nägeln erscheinen einige Teile der Fläche in dunklerem Blau und es entsteht schemenhaft das Bild eines hellblauen Kreuzes. Ein ähnliches Kreuz befindet sich im Altarraum: Dieses bildet ein metallgewebter Vorhang (Tombak), der an einigen Stellen dichter gewebt ist. Je nach Lichteinfall erscheint das Kreuz mal heller und mal dunkler als die Umgebung, wodurch ein veränderlicher und lebendiger Eindruck entsteht.

Um den inneren Kubus herum führt ein Kreuzweg; die verschiedenen Stationen der Leiden Jesu werden durch Schwarz-Weiß-Fotografien der entsprechenden Stationen auf der Via Dolorosa in Jerusalem illustriert. Der Boden im inneren Kubus fällt zum Altar hin ab, womit ein einladendes Gefühl der Geborgenheit erzeugt werden soll. Dazu trägt auch das helle Holz der Innenstruktur bei. Die silberne Orgel hebt sich vom schwarzen Hintergrund des Emporenkastens über dem Eingang des inneren Kubus ab. Durch das Einfassen der Orgel in einen eigenen Kasten sollte auch die Akustik verbessert werden.

Sonnenschutz
Die Lichtsteuerung und die sich vergrößernden Abstände der Holzlamellen an den Wänden des Kirchenraumes richten sich ganz auf den Altarraum und das große, je nach Tageslicht unterschiedlich leuchtende Kreuz an der Stirnseite. Die Holzlamellen sind gefertigt aus furnierten Spanplatten in verschiedenen Breiten und Stärken und wurden nach der Montage der Rahmenkonstruktion in die Rahmen eingestellt. Der obere und untere Abstand zum Rahmen ist minimal. Durch die Anordnung der Holzlamellen lässt sich der Lichteinfall wie gewünscht regeln und den entsprechenden Erfordernissen anpassen.

Bautafel

Architekten: Allmann Sattler Wappner, München
Projektbeteiligte: A. Hagl Ingenieursgesellschaft (Tragwerksplaner); HL Technik, München (Haustechnik); realgrün Landschaftsarchitekten, München (Landschaftsarchitektur); George Sexton Associates, Washington/USA (Lichtplanung); R+R Fuchs, München (Fassadenplanung); Ingenieurgemeinschaft Beneke, Daberto + Partner, Mittelstetten (Bauakustik)
Bauherr: Erzbischöfliches Ordinariat München, Baureferat
Fertigstellung: 2004
Standort: München
Bildnachweis: C. Richters, F. Holzherr, J. Passoth

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