Fusionopolis in Singapur/SGP

Sonnenschutzverglasung mit Siebdruckmuster

Mit einer Landfläche, die in etwa der von Hamburg entspricht, ist der Boden im Inselstaat Singapur extrem knapp. Da verwundert es nicht, dass dort bevorzugt Hochhäuser gebaut werden. So wie das aus drei Türmen bestehende Gebäude mit dem Namen Fusionopolis, das unter Federführung des japanischen Architekten Kisho Kurokawa entstand. Bei bis zu 24 Geschossen verfügt es über eine Fläche von 120.000 m². Als Zentrum für Forschung und Entwicklung soll es zusammen mit dem angrenzenden Biopolis genannten Hochhaus die Basis des neuen High-Tech-Viertels One North bilden. Vertikal übereinander gestapelt entstehen dort Arbeitsplätze, offene Dachgärten, Einzelhandel, Behörden, Appartements, Restaurants und ein Fitnessstudio mit Schwimmbad auf dem Dach. Sechs weitere Gebäude sollen in einer späteren Bauphase hinzukommen.

Verglaste „Skywalks“ verbinden die Gebäudeteile in schwindelnder Höhe
Die Structural Glazing Vorhangfassade widersteht hohen Windlasten und schützt mit Sonnenschutzglas vor der äquatorialen Hitze Singapurs
Ein Siebdruckmuster auf der Verglasung schützt vor Einblicken

Aufgrund der geografischen Lage Singapurs nahe des Äquators herrscht dort ein tropisch-feuchtes Klima mit konstanten Temperaturen zwischen 24°C und 31°C kombiniert mit durchschnittlich 75% Luftfeuchtigkeit - plus den gefürchteten Tropenstürmen. Diese Bedingungen erfordern besondere Anforderungen an jede Fassadenkonstruktion. Die Außenhaut des Hochhauses besteht aus einer geklebten Ganzglasfassade, einer sogenannten Structural-Glazing-Vorhangfassade. Diese weist nicht nur eine hohe mechanische Sicherheit auf, sondern verhindert auch die Übertragung selbst starker Windlasten auf die innere Konstruktion. Die horizontalen Glas- oder Paneelkanten sind mechanisch gesichert, die vertikalen mit Spezial-Silikon auf einem Adapterrahmen befestigt. Zusätzlich kommt eine Punkthalterung an den vertikalen Verbindungsstellen zum Einsatz. Das Zentrum jedes der drei Türme ist offen - unterstützt durch Filteranlagen dient es als vertikaler Frischluftkanal für saubere Luft im Gebäude.

Sonnenschutz

Sowohl das Klima als auch die städtebauliche Figur verlangten einen multifunktionalen Aufbau der Glasscheiben der Fassade hinsichtlich des Sonnen- und Wärmeschutzes, des physikalischen Widerstands sowie des Sichtschutzes, da die Türme relativ nah zusammen stehen. Um die Privatsphäre der Bewohner zu schützen und deren Ausblick zu wahren, wurde an den Stellen, bei denen ein Büro einer Wohnung gegenüberliegt, die Außenwand des Büros ein Stück weit in der Fassade zurückgesetzt. Dachgärten bilden zusätzlich optische Puffer.

Die äußere Scheibe der Fassadenverglasung ist an diesen Stellen zudem mit einem Siebdruckmuster versehen, das sich zur Scheibenmitte hin verjüngt. So bleibt der Blick von innen nach außen möglich, während der Blick von außen nach innen erschwert wird. Die Außenscheiben der so strukturierten 30.000 m² der Fassade bestehen aus teilvorgespanntem Glas (TVG). 38% der Glasfläche sind bedruckt - in Kombination mit der Sonnenschutzbeschichtung ergibt sich ein g-Wert von nur 18%, ermittelt vom Fraunhofer Institut ISE aus Freiburg. Die im Aufbau innen gelegenen Scheiben bestehen aus Verbundsicherheitsglas (VSG 10).

Weitere 9.000 m² teilvorgespanntes Glas mit Siebdruck wurden aus optischen Gründen mit weißem Blech hinterlegt oder dienen als Brüstungen in einigen Bereichen. In den Wohnungen kommt teilweise auch ein Typ Sonnenschutzglas mit höherer Lichttransmission zum Einsatz, der auf grau nuanciertem Glassubstrat aufgebracht wurde. Diese Kombination sorgt für eine optische Auflockerung der überwiegend weißen Fassade des Gebäudes und erschwert den Einblick von außen. Von innen ist ein guter Ausblick dennoch gewährleistet. In Verbindung mit Grauglas (8 mm) sinkt der g-Wert auf 26% (nach EN 410) - das reduziert den Aufwand für die Klimatisierung erheblich.

Bautafel

Architekt: Kisho Kurokawa Architects & Associates, Tokyo/JP
Projektbeteiligte: YKK AP Facade, Singapur/SGP (Metallbau); Interpane, Plattling/D (Glasveredler)
Bauherr: Jerome Town Council (JTC), Singapur/SGP
Fertigstellung: 2009
Standort: Ayer Rajah Avenue, Singapur
Bildnachweis: Interpane

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