Bibliothek André Malraux in Straßburg/F

Umwandlung einer Getreidelagerhalle

Das Areal am ehemaligen Binnenhafen Môle Seegmuller in Straßburg ist durch seine Lage am Fluss geprägt: die Linearität der Kais, der Landungsstege und auch die Anordnung der Bäume richten sich an ihm aus. Die Gebäude sind regelmäßig und streng parallel zu den Kais angeordnet - am Ende begrenzt durch Silos.

Gesamtansicht Süd-West
Detailansicht Nordfassade
Fassadenansicht Süd bei Nacht

Hier liegt die sechsstöckige Médiathèque André Malraux, die als die größte öffentliche Bibliothek in Ostfrankreich gilt. Sie ist einer alten Getreidelagerhalle untergebracht, die von den Pariser Architekten Ibos-Vitart in ein funktionales Bibliotheksgebäude umgewandelt wurde. Bei ihrem Entwurf achteten sie sorgsam darauf die Qualitäten der Umgebung miteinzubeziehen. Gleichzeitig nahmen sie massive Eingriffe in die Substanz vor, um das Haus als Bibliothek nutzbar zu machen.

Um den industriellen Charakter des Speichergebäudes aus den dreißiger Jahren zu bewahren, blieb der Kopfbau am westlichen Ende, ein ehemaliges Silo, erhalten. Als vertikales Zeichen markiert es heute den Eingang in das Gebäude. Von dem direkt anschließenden Lagergebäude wurde die Ziegelfassade komplett entfernt und durch eine zweischalige Glasfront ersetzt. Zudem wurde dieser Teil um drei Geschosse aufgestockt. Die Stahlbetonkonstruktion und die Ausrichtung in Horizontale und Vertikale entsprechen der Originalstruktur. An das Lagerhaus ist im Osten ein neuer Gebäudeteil angesetzt, der die Kubatur des mittleren Teils zwar fortführt, durch seine Wellblechfassade jedoch abgeschlossen und wie ein modernes Pendant zum Siloturm wirkt.

Im Inneren können die verschiedenen Funktionen der Bibliothek unmittelbar im Eingangsbereich erfasst werden: fünf Geschosse als Lesebereiche mit einem abschließenden Geschoss für die Verwaltung. Das Hauptraster und die Decken der alten Konstruktion wurden übernommen und damit die großen, freien Räume fortgeführt. Auch die ursprünglichen Rohre und Beschläge wurden erhalten und unterstützen die Strukturierung des Gebäudes. Für gute Lichtverhältnisse, auch in den hinteren Raumbereichen und darüber hinaus niedrigen Räumen, sorgen die großflächig verglasten Fassaden.

Besonders schön sieht die Bibliothek nachts aus: als hätten die Räume tagsüber das Licht gesammelt, geben sie es nachts langsam wieder nach außen ab und beleuchten das Hafenareal.

Fassade/Glas
Die Außenhülle des Gebäudes besteht aus einer insgesamt 10.000 m² großen Glasfläche, die als Doppelfassade ausgeführt ist. Ihre Innenfassade ist aus Isolierglas mit Aluminiumprofilen hergestellt, ihre Außenfassade aus Isolierglaslamellen mit Edelstahlprofilen und Profilen aus verzinktem Blech. Diese sind in Stülpdeckung auf der darunter liegenden Stahlkonstruktion befestigt. Zwischen den beiden Fassadenbereichen ist der Sonnenschutz angeordnet.

Bautafel

Architekten: Ibos Vitart Architekten (Jean-Marc Ibos und Myrto Vitart), Paris
Projektbeteiligte: Eiffage construction Alsace, Paris (Generalunternehmer) mit Spie Batignolle est und Forclum, VP & Green engineering, Paris (Tragwerksplanung); Inex Ingénierie, Paris (Bauphysik); Schüco International, Bielefeld (Innenfassade); Peutz et Associés (Akustik)
Bauherr: Stadt Straßburg
Fertigstellung: September 2008
Standort: 1 Presqu'île André-Malraux, Straßburg
Bildnachweis: Ibos Vitart Architekten

Fachwissen zum Thema

Doppelfassade (Korridorfassade) am GSW-Hochhaus in Berlin

Doppelfassade (Korridorfassade) am GSW-Hochhaus in Berlin

Vertikale Glaselemente

Doppelfassaden

Dreifach-Isolierverglasung kam im Überkopfbereich und für die Fassaden der VHV-Versicherung in Hannover zum Einsatz.

Dreifach-Isolierverglasung kam im Überkopfbereich und für die Fassaden der VHV-Versicherung in Hannover zum Einsatz.

Funktionsgläser

Isolierglas

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
BauNetz Wissen Glas sponsored by:
Saint-Gobain Glass Deutschland