Aus der Holzforschung

Aerogele, holzbasierte Werk- und Verbundstoffe und Holzrippenplatten

Im Rahmen europäischer Forschungsarbeiten wurden verschiedene Baustoffe und Verfahren für den Einsatz von Holz weiterentwickelt. Eine Reihe der Vorhaben unter deutscher Beteiligung haben Marktpotenziale. Untersucht wurden Areolgele auf Holzbasis, Nanocellulose als Leichtbau-Verbundwerkstoff, Holzrippenplatten sowie Brettschichtholz aus Laubholz und Brettsperrholz aus Laub- und Nadelholz – eine Zusammenfassung.

Aerogele

Das Zellgerüst verholzter Pflanzen besteht aus Cellulosen, Hemicellulosen und Lignin. Ziel des Projekts Aerowood, an dem die Universität Hamburg mitwirkte, war es, aus den bisher wenig genutzten Hemicellulosen sogenannte Aerogele herzustellen. Das sind sehr leichte, hochporöse Materialien mit hervorragenden wärmeisolierenden Eigenschaften und hoher mechanischer Stabilität. Im Projekt gelang es erstmals, Aerogele auf Holzbasis herzustellen. Diese würden sich als Dämmstoffe, Filtermaterialien oder Carbogele eignen.

Nanocellulose

Nanozellulosefasern (NFC) aus Holz haben Durchmesser im Nanometerbereich und außergewöhnliche mechanische Werte, die sie für Verbundwerkstoffe interessant machen. Die homogene Verteilung der Fasern in einem Polymersystem ist jedoch komplex und bislang noch nicht ausreichend gelöst. Hier setzte das Projekt Pronanocell an. Das Forscherteam, in dem auch das Münchener Fraunhofer Institut für Chemische Technologie ICT mitarbeitete, entwickelte Verfahren, um Leichtbau-Verbundwerkstoffe aus nanofibrillierter Zellulose und Polyolefinen wie PE und PP unter anderem für den Bausektor herzustellen. Die Forscher erarbeiteten dabei auch einen Process Guide mit allen relevanten Verarbeitungsparametern.

Holzrippenplatten
Holzrippenplatten kombinieren klassisches Brettsperrholz mit gezielt angeordneten, schlanken Voll- und Brettschichtholzrippen. So erreichen sie eine hohe Tragfähigkeit bei vergleichsweise geringem Materialeinsatz. Aufgrund ihrer aufwendigen Herstellung sind solche Platten aber noch relativ teuer und daher nur wenig verbreitet. Im Projekt HCLTP (Hybrid Cross Laminated Timber Plates), an dem die Universität Stutgart beteiligt war, wurden die Grundzüge eines effizienteren Herstellungsverfahrens entwickelt, das es gleichzeitig ermöglicht, die Rippen besonders schlank zu dimensionieren. Solche Platten wären gut für die Fassadendämmung geeignet. Die Forscher wiesen außerdem nach, dass der Plattenaufbau mit formaldehyd-freien Klebstoffen möglich ist. Das macht diese Platten auch unter gesundheitlichen und ökologischen Aspekten interessant. Insgesamt gelang es, alle Voraussetzungen für eine auch baurechtlich abgesicherte Markteinführung zu schaffen.

Brettschichtholz aus Laubholz sowie Brettsperrholz aus Laub- und Nadelholz
Laubholz minderer bis guter Qualitäten wird bislang als Bauholz kaum nachgefragt. Leistungsfähige Laubholzprodukte oder kombinierte Laub-Nadelholzprodukte stellen vielversprechende Lösungen für dieses Problem dar. Im Projekt European Hardwoods entwickelte die Universität Stuttgart ein Modell zur Simulation des Biegetragverhaltens von Laubholz-Brettschichtholz. Die Simulation könnte die bislang üblichen umfangreichen experimentellen Prüfserien für die Markteinführung von lamellenbasierten, stabförmigen Laubholzprodukten auf weniger aufwändige Verifizierungsversuche reduzieren. Außerdem führten die Forscher der Uni Stuttgart Materialversuche für Brettsperrholz mit Buchenholz als Querlage durch. Buche weist demnach im Vergleich zu Nadelholz rund drei- bis siebenfach höhere Rollschubsteifigkeiten und –festigkeiten auf. Brettsperrholzplatten aus einer Kombination von Fichten- und Buchenholz hatten außerdem deutlich höhere Steifigkeiten und bei Scheibenbeanspruchung deutlich höhere Tragfähigkeiten als reine Nadelholplatten

Bauprozesse mit Holz

Andere Projekte widmeten sich der Vereinfachung des Bauprozesses mit Holz. Beispielsweise entwickelten Forscher des Fraunhofer Instituts für Bauphysik zusammen mit weiteren Kooperationspartnern im Projekt Silent Timber Build Berechnungsmodelle für das Schall- und Schwingungsverhalten im Holzbau. An dem von der TU München koordinierten Vorhaben LeanWood wurden neue Organisations- und Prozessformen für den vorgefertigten Holzbau erarbeitet. Außerdem ging es darum, die Anforderungen der Vorfertigung in das Leistungsbild der Planer in den nationalen Honorar- und Vergabeordnung zu integrieren.

Insgesamt 23 europäische Forschungsverbünde wurden im Rahmen des vierten Forschungsaufrufs des europäischen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerkes WoodWisdom-Net+ gefördert. In die 19 Verbünde mit deutscher Beteiligung flossen Gelder des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Forschung: Materialprüfungsanstalt (MPA) Universität Stuttgart / Universität Hamburg / Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT), München / Universität Stutgart / TU München

Fachwissen zum Thema

OSB-Platten in einem Berliner Mehrfamilienhaus in Holzbauweise, Architekten: Kaden + Klingbeil, Berlin

OSB-Platten in einem Berliner Mehrfamilienhaus in Holzbauweise, Architekten: Kaden + Klingbeil, Berlin

Baustoffe

Ausbauplatten: Holz

Schafwolle

Schafwolle

Baustoffe

Dämmstoffe: Natürliche Dämmstoffe