Recycling vor Ort
Forschungsprojekt zu RC-Beton an der Hochschule München
Wer jemals der zerstörerischen Arbeit von Abbruchbaggern beim Abriss eines Gebäudes zugesehen hat, kennt das leise Gefühl der Wehmut beim Anblick der Trümmer. Was eben noch ein Bauwerk formte, bildet nun Berge von Schutt. Entsprechend sortiertes Material kann schon seit geraumer Zeit bei Recyclingbetonen wieder als Körnung zum Einsatz kommen. Die Normen dafür sind in Deutschland allerdings restriktiver als etwa in der Schweiz: Die Zusammensetzung des Granulats und der Anteil rezyklierter Körnung sind genau festgelegt, um etwa Frostschäden oder eine verminderte Tragwirkung zu vermeiden.
Im Betonlabor der Hochschule München arbeitet man daran, die
Verwendung von rezykliertem Granulat radikal auszuweiten.
Ausgangspunkt ist dabei der Abriss der Bayernkaserne im Norden von
München. Der Mitte der 1930er-Jahre von der Wehrmacht errichtete
Komplex soll Platz machen für 5.500 Wohnungen, die bis 2030
errichtet werden. Ein Team um die Professorin Andrea Kustermann
prüft an Proben, die am Abrissort gewonnen werden, wie sich eine
Betonkörnung, die ausschließlich auf rezykliertem Material beruht,
erreichen lassen könnte.
Alle Versuchskörnungen sind fein gebrochen, enthalten aber unterschiedlich viel Ziegel, Putz oder Beton. Für die Verarbeitung müssen daher verschiedene Rezepturen entwickelt werden. Je nach Zusammensetzung des Mischgranulats eignet sich der damit hergestellte Beton ausschließlich für Innenwände oder eben auch für Außenwände. Um die Eigenschaften von Bauteilen mit 100 Prozent Recyclingmaterial als Körnung zu prüfen, wurden Testwände erstellt. Diese werden darauf hin untersucht, wie belastbar sie sind und wie oft sie eingefroren und wieder aufgetaut werden können, ohne Schaden zu nehmen. Nach dem Abschluss der Untersuchungen soll eine Genehmigung für den Einsatz des Betons mit komplett rezyklierter Körnung bei der Baubehörde beantragt werden.
Ziel des Projekts ist es unter anderem auch, möglichst viele der
auf dem Areal der Bayernkaserne tätige Bauträger davon zu
überzeugen, die geplanten Bauten mit RC-Beton auszuführen. Dafür
wurde vor Ort vor Kurzem ein Musterpavillon mit 20 Quadratmetern
Grundfläche erstellt, der die Bandbreite der
Gestaltungsmöglichkeiten von Recyclingbeton mit 100 Prozent
rezyklierter Körnung aufzeigt.
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