Wohnbau Aigner-Rollett-Allee in Graz
Schnittstellen im Überblick
Am Rande der Grazer Innenstadt bietet der Wohnbau Aigner-Rollett-Allee im eher hochpreisen Bezirk Geidorf bezahlbaren Wohnraum für einkommensschwache Menschen. Das Gebäude wurde im Auftrag der Wohnbaugruppe Ennstal vom Architekturbüro Nussmüller entworfen und 2018 nach nur drei Jahren fertiggestellt. Schon aus der Ferne macht es mit seiner vielschichtigen Holzfassade auf sich aufmerksam. Beim näheren Hinsehen erkennt man, dass sich der Neubau auch in der Kubatur von seiner Umgebung unterscheidet. Der Grundriss hat die Form eines gleichschenkligen Dreiecks mit leicht nach außen geknickten Schenkeln. Er folgt dem ebenfalls annähernd dreieckigen Grundstück und ist von dessen Grenzen etwas abgerückt, um Abstand zu den Nachbarn und Platz für einen umlaufenden Grünraum zu schaffen.
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Gemeinsame Mitte
Erschlossen wird das Gebäude über den tiefer liegenden Haupteingang im Süden und einen weiteren Zugang auf der Ostseite, der über eine Rampe in den zentralen Innenhof führt. Zu den Wohnungen geht es über umlaufende, breite Laubengänge, die auch zum Verweilen einladen. Der Hof ist begrünt, an den Schrägstützen ranken sich Kletterpflanzen empor.
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Kompakt
Wohnen
Das Gebäude ist ein sogenannter Zuweisungswohnbau, d.h. hier
können nur Menschen mit geringstem Einkommen wohnen, die sich vorab
in Listen der Stadt Graz eintragen müssen. Entsprechend kompakt
sind die Grundrisse. Insgesamt 38 Mietwohnungen mit
Größen zwischen 40 und 90 Quadratmetern entstanden auf einer
Bruttogrundfläche von
3.261 Quadratmetern. Alle sind durchgesteckt und verfügen
über Loggien oder Balkone an den Außenseiten sowie den Freiraum auf
den Laubengängen zum Hof. Die zweiseitige Ausrichtung lässt viel Licht in die Wohnungen und
ermöglicht eine Querlüftung. Vertikale Lärchenholzroste vor
den Balkonen und Loggien dienen als Sonnen- und
Sichtschutz.
Konstruktion
Das tragende System besteht aus sternförmig angeordneten Schotten aus Massivholzelementen, die in allen Geschossen an derselben Stelle positioniert sind. Die Achsabstände von bis zu sechs Metern entsprechen der optimalen Spannweite für die Bauweise. Das statische System erlaubt eine freie Fassadengestaltung mit großzügigen Öffnungen.
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Büro- und
Projektmanagement im Architekturbüro Nussmüller
Im Laufe seines 40-jährigen Bestehens hat sich das Architekturbüro Nussmüller
einigen Herausforderungen
stellen und vielen Veränderungen anpassen müssen. „Die
Zeiten der händisch geführten Excel-Listen sind weitestgehend
passé“, so die Architekt*innen. Für administrative Aufgaben, wie
etwa die Büro- und Projektsteuerung nutzen sie seit 2007 die
Softwareanwendung Projekt Pro für die interne Kommunikation
und Zeiterfassung. Mit den Anwendungen Pro
Controlling und Pro Management lassen
sich ihren Angaben zufolge Schnittstellen und Ungenauigkeiten
vermeiden, da Prozesse einfach durchschaut und kommuniziert werden
können. Durch die kontinuierliche Verbesserung der Software stünden
zudem immer mehr Tools zur Automatisierung manueller
Arbeitsschritte zur Verfügung.
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Dennoch stellen sich
auch Nussmüller Architekten die Frage, ob bestehende Softwares dem
rapiden Wandel standhalten können. Aufgabenbereiche des Managements
– etwa Beauftragung, Änderung, Wartung und Haftung – müssen agil
bleiben und sich zielorientiert anpassen lassen.
Design-To-Cost
Der
Ausschreibungsprozess ist für jedes Projekt, ob groß oder klein,
ein zentraler Planungsschritt, der auch in zunehmend komplexer
werdenden Prozessketten einfach und präzise bleiben sollte.
Trotz der erheblichen
Erleichterung der LV-Erstellung ist die Anwendung standardisierter
AVA-Softwareoutputs im Holzbau oftmals schwierig, da die Positionen
durch das Standardleistungsbuch (STLB) oder andere Vorlagen
vorgegeben sind. Die Architekt*innen erstellten die Ausschreibungen
für den Wohnblock Aigner-Rollett-Allee deshalb AVA-gestützt, die
Positionen wurden jedoch nach Bedarf angepasst, ergänzt oder mit
einer funktionalen Beschreibung der Ausführung versehen. Aufgrund
der höheren Flexibilität und um Bauunternehmen nicht an eine
Vorlage zu binden, wird diese Methode von vielen Planungsbüros
angewendet.
Besonders im sozialen Wohnungsbau wird Design-To-Cost geplant, weshalb Nussmüller Architekten auf frühzeitige Verhandlungen und die Einbindung der entsprechenden Gewerke setzt.
Bautafel
Architektur: Nussmüller Architekten, Graz
Projektbeteiligte: Ziviltechnikerbüro Koppelhuber, Graz (Statik Holz), GDP ZT, Graz (Statik Beton); Rosenfelder & Höfler Consulting Engineers (Bauphysik); Bierbauer & Partner, Birkfeld (HKLS); IB Stengg, Knittelfeld (Elektrotechnik); Strobl Bau- und Holzbau, Weiz (Generalunternehmen); Straschek, Bad Radkersburg (HKLS Ausführung); Eberhaut, Rudersdorf (Elektrotechnik Ausführung); Projekt Pro, Aschau (Softwarelösung: Pro Controlling, Pro Management)
Bauherr*in: Wohnbaugruppe ENNSTAL (Gem. Wohn- und Siedlungsgenossenschaft Ennstal reg. Gen.m.b.H. Liezen)
Fertigstellung: 2018
Standort: Aigner-Rollett-Allee 6, 8010 Graz
Bildnachweis: Simon Oberhofer
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