Haus St. Wunibald in Plankstetten
Bauen mit Holz, Stroh und Lehm
Das Haus St. Wunibald ist derzeit Süddeutschlands größtes Gebäude in Holzstrohbauweise. Es ist Teil des 900 Jahre alten historischen Benediktinerklosters Plankstetten im oberpfälzischen Berching. Im Zuge einer seit 1998 laufenden Generalsanierung der barocken Anlage wurde das Münchner Büro Hirner & Riehl Architekten und Stadtplaner mit dem Entwurf eines neuen Gäste- und Tagungshauses beauftragt. Zusätzlich zu den dreißig Einzelzimmern für die wachsende Zahl von Seminargästen befinden sich in dem Erweiterungsbau ein Kindergarten sowie Büro- und Verwaltungsräume für die Pfarrei.
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Regionale Baustoffe
Unter dem Leitspruch „Schöpfung bewahren“ hat sich das Kloster zu einem auf Nachhaltigkeit bedachten Unternehmen entwickelt, das auch einen Bauernhof betreibt, der von dem Verband Bioland zertifiziert wurde. Diese Grundeinstellung sollte sich auch in dem Neubau, durch den Einsatz von ökologischen und baubiologisch unbedenklichen Baustoffen widerspiegeln. Diese sind weitgehend CO2-neutral und wurden zum Teil vor Ort hergestellt: Das Fichtenholz stammt aus dem eigenen Klosterforst und die Strohdämmung von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klostergutes. Zum Einsatz kam das Material in Wänden und Decken, in der Dachkonstruktion, in der Fassade und im Innenausbau. Unter anderem dadurch erreichte das Gebäude den Passivhausstandard.
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Nachhaltiges Bauen mit Holz
Der lange dreigeschossige Riegel ist in der Mitte geknickt. Aufgrund der Hanglage ragt er an der Ostseite mit allen drei Geschossen und an der Westseite nur mit einem Geschoss aus dem Gelände. Für die eingegrabenen Geschosse und für das Untergeschoss wurde eine Stahlbetonkonstruktion gewählt, die gleichzeitig den instabilen Hang und die Standfestigkeit des Gebäudes sichert. Die oberirdischen Wände wurden als Holzständerkonstruktion ausgeführt. Ebenso ist das flach geneigte Dach eine Holzkonstruktion, während bei den Geschossdecken eine Holzbetonverbundbauweise zum Einsatz kam. Die Fichtenholz-Fenster erhielten eine Dreifachverglasung und grau lasierte Laibungen. Vor den Öffnungsflügeln dienen vertikale, ebenfalls grau lasierte Lamellen als Absturzsicherung.
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Dämmstoffe: Holzrahmenbau mit Strohballendämmung
Die Wände wurden aus vorgefertigten Holzrahmenelementen erstellt. Bevor sie die Baustelle erreichten, wurden in die Ständerwände Kleinballen aus Weizen- und Roggenstroh gepresst, sodass sich eine 36 cm dicke Strohschicht bildete. Außenseitig wurden sie mit 4 cm starken Holzfaserplatten gedämmt, über denen sich die hinterlüftete Fassadenkonstruktion befindet, gestaltet als Holzverschalung mit unterschiedlich breiten Fichtenlatten. Innenseitig kam ein Lehmputz, der in mehreren Schichten aufgetragen wurde, zum Einsatz, der auch für ein gutes Raumklima verantwortlich ist.
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Brandschutz
Das flach geneigte Dach mit Edelstahldeckung und Doppelstehfalz wurde mit einer 36 cm dicken Zwischendämmung aus Stroh gedämmt, oberseitig wurde als zweite Dämmlage eine 8 cm starke Holzweichfaserplatte aufgebracht. Unterseitig wurde die Konstruktion aus Brandschutzgründen mit einer feuerfesten Gipskartonplatte verkleidet. Ebenfalls aus Brandschutzgründen wurde in jedem Geschoss ein Fluchtweg ins Freie geführt und eine Brandmeldeanlage eingebaut. Die Strohballendämmung musste geschossweise durch nichtbrennbare Bauteile getrennt werden, die Holzfassade wurde geschossweise mit Brandschürzen aus Stahl ausgeführt.
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Auszeichnung für nachhaltiges Bauen
Mit dem Haus St. Wunibald ist ein Beispiel für das Bauen mit lokalen Ressourcen entstanden. Das große strohgedämmte Gebäude wurde im Rahmen des europäischen Forschungsprojekts Up Straw gefördert und erhielt außerdem den Förderpreis Nachwachsende Rohstoffe 2021 und den Bayerischen Klimaschutzpreis 2022.
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Bautafel
Architektur: Hirner & Riehl Architekten und Stadtplaner, München
Projektbeteiligte: Lerzer Ing+Plan, Neumarkt in der Oberpfalz (Tragwerksplanung); Rassek und Partner, Würzburg (Brandschutz); Garnhartner + Schober + Spörl, Deggendorf (Freianlagenplanung); Bogner Holzbau, Seubersdorf (Zimmererarbeiten); Ingenieurbüro Seibold + Seibold, Eichstätt (Objektüberwachung)
Bauherr/in: Benediktinerabtei Plankstetten, Berching
Standort: Klosterplatz 1, 92334 Berching
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Sebastian Schels, Lorenz Märtl (Fotos); Hirner & Riehl Architekten und Stadtplaner (Pläne)
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