Stroh
Seit vielen Jahrhunderten hat sich Stroh als Baustoff bewährt: In Deutschland ist er lokal verfügbar und kostengünstig. Da Stroh in der Landwirtschaft als Nebenprodukt ohnehin anfällt und unter geringem Energieeinsatz verarbeitet wird, kann seine CO2-Bilanz besonders niedrig ausfallen.
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Unter dem Begriff Stroh fallen alle Arten von getrockneten Stängeln (der Pflanze zwischen Wurzel und Ähre) von Getreiden. In Deutschland wird Stroh vor allem aus Weizen gewonnen. Grundsätzlich eignen sich aber auch Roggen, Gerste, Hafer, Hirse und Flachs, Hanf oder Reis als Ausgangsmaterial. Da Stroh schon immer im unmittelbaren Wohnumfeld gewonnen werden konnte, wurde es als Zuschlagstoff für Lehmputze oder als Dacheindeckung im Hausbau verwendet.
Seine bauphysikalischen Eigenschaften qualifizieren Stroh vor allem als Dämmstoff. Es besitzt eine fast vollständig hydrophobe Außenhaut. Da der rohrförmige Aufbau des Halms eine große Menge Luft einschließt, hat Stroh eine hohe wärmedämmende Wirkung. Dabei ist hinsichtlich der bauphysikalischen bzw. wärmedämmenden Eigenschaften zu beachten, dass die Verlegerichtung entscheidenden Einfluss hat. Beim Bau mit Baustrohballen beträgt der Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit in Halmrichtung λ = 0,080 W(mK) und quer zur Halmrichtung λ = 0,052 W(mK). Damit bietet die Querverlegung, wie es zum Beispiel bei der Konstruktion von Reetdächern üblich war, bauphysikalische Vorteile.
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Anwendung als Einblasdämmung
Als Einblas- oder Schüttdämmung hat Stroh neben den wärmedämmenden auch sehr gute schalldämmende Eigenschaften, welche auf das höhere Einbaugewicht von 105 kg/m3 zurückzuführen sind. Durch den natürlicherweise hohen Silikatgehalt des Rohstoffs kann auf eine zusätzliche Behandlung mit Brandhemmern verzichtet werden. Aufgrund der hohen Feuchteaufnahmekapazität wirkt die Dämmung rückfeuchtend auf die Räumlichkeiten. Dadurch verbessert sich das Raumklima und durch die Verdunstungskühlung auch der sommerliche Wärmeschutz. Einblasdämmungen aus Stroh sind für Wände, Decken, Dächer und Zwischenwände und gemäß ETA-17/0559 zugelassen.
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Anwendung als Baustrohballen
Baustrohballen sind unter dem Produktnamen Baustroh seit 2006 als Wärmedämmstoff durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) für die Verwendbarkeit bzw. Anwendbarkeit im Sinne der Landesbauordnungen im Bereich von Wänden, Decken und Dach zugelassen. Diese Zulassung mündete bereits 2017 in eine Europäisch Technische Bewertung (ETA-17/0247). Neben dem Einsatz als Wärmedämmung kann Baustroh als ausfachender und wandbildender Baustoff sowie als Putzträger fungieren.
Die Verwendung als Ausfachung in einer Holzkonstruktion ist bauaufsichtlich geregelt. Dabei werden die Ballen stramm, lückenlos und setzungssicher eingebaut. Anschließend wird das Bauteil beidseitig, beispielsweise mit einer Holzschalung oder mit Putz, verkleidet. Bei fachgerechter Ausführung ist das Strohbauteil vor Schädlingen, Feuchte und Feuer geschützt. Baustrohballen können auch als lastabtragende Bauteile eingesetzt werden. Dies ist jedoch nicht durch eine Zulassung abgedeckt und bedarf einer Zulassung im Einzelfall.
Technische Daten von Baustrohballen*
Nennwert der Wärmeleitfähigkeit λ quer zur
Halmrichtung/Dickenrichtung: 0,048 W/mK
Nenndicke (quer zum Halm): 200 bis 700 mm
Nennbreite: 300 bis 900 mm
Nennlänge: 500 bis 3.000 mm
Rohdichte im eingebauten Zustand ρ: 85 – 115
kg/m³
Brandverhalten gemäß DIN EN 13501 Klassifizierung von
Bauprodukten und Bauarten zu ihrem Brandverhalten: E, normal
entflammbar
*Anmerkung: Alle Angaben ohne Gewähr. Die Werte können sich aufgrund von Produktweiterentwicklungen ändern, sind aber aufgeführt, um als Anhaltspunkte zu dienen.
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